Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.bei der Zulassung des Bösen. Und daß der Kinder Trug und List dem Vater sol-che Angst erwekken? Gerechter Himmel deine Schlüsse, spricht hier, die blinde Menschlichkeit Die sind ohnmüglich gut zu nennen, noch bei uns von Verdacht befreit, Du kanst des Greisen bange Noth, sein ängstlich Händeringen, Klagen, Der trüben Augen Zährengus, dabei sein Herz be- klemmt, ertragen, Und wirst doch nicht darob gerührt; du kanst der Brüder Schalkheit sehn, Und läst sie bei der Schaden-Frende, in heimlichen Ergözzen gehn: Du siehst die Unschuld wird gedrükt; und Joseph kömmt in fremden Lande, Da er die reine Tugend liebt, ob seiner Gottesfurcht in Bande, Regierest du den Kreis der Erden, so müst es bil- lig anders gehn? So denken die des Höchsten Wege, wie er uns füh- ret nicht verstehn Kommt sehet erst den Ausgang an, so werdet ihr in GOttes Schlüssen, Wenn er das Böse gleich zuläßt, die Güte doch bewundern müssen. Des Joseph armes Sclaven-Leben, war nicht so elend, als man denkt, Weil ihn die Vorsicht Huld und Liebe des Herrn, zu seinen Trost geschenkt; Der Keuschheit reines Probestük, das brachte ihn zwar in die Ketten, GOtt ließ es darum weislich zu, ihn herrlich wie- der zu erretten, Er
bei der Zulaſſung des Boͤſen. Und daß der Kinder Trug und Liſt dem Vater ſol-che Angſt erwekken? Gerechter Himmel deine Schluͤſſe, ſpricht hier, die blinde Menſchlichkeit Die ſind ohnmuͤglich gut zu nennen, noch bei uns von Verdacht befreit, Du kanſt des Greiſen bange Noth, ſein aͤngſtlich Haͤnderingen, Klagen, Der truͤben Augen Zaͤhrengus, dabei ſein Herz be- klemmt, ertragen, Und wirſt doch nicht darob geruͤhrt; du kanſt der Bruͤder Schalkheit ſehn, Und laͤſt ſie bei der Schaden-Frende, in heimlichen Ergoͤzzen gehn: Du ſiehſt die Unſchuld wird gedruͤkt; und Joſeph koͤmmt in fremden Lande, Da er die reine Tugend liebt, ob ſeiner Gottesfurcht in Bande, Regiereſt du den Kreis der Erden, ſo muͤſt es bil- lig anders gehn? So denken die des Hoͤchſten Wege, wie er uns fuͤh- ret nicht verſtehn Kommt ſehet erſt den Ausgang an, ſo werdet ihr in GOttes Schluͤſſen, Wenn er das Boͤſe gleich zulaͤßt, die Guͤte doch bewundern muͤſſen. Des Joſeph armes Sclaven-Leben, war nicht ſo elend, als man denkt, Weil ihn die Vorſicht Huld und Liebe des Herrn, zu ſeinen Troſt geſchenkt; Der Keuſchheit reines Probeſtuͤk, das brachte ihn zwar in die Ketten, GOtt ließ es darum weislich zu, ihn herrlich wie- der zu erretten, Er
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Gerechter Himmel deine Schluͤſſe, ſpricht hier, die
blinde Menſchlichkeit
Die ſind ohnmuͤglich gut zu nennen, noch bei uns
von Verdacht befreit,
Du kanſt des Greiſen bange Noth, ſein aͤngſtlich
Haͤnderingen, Klagen,
Der truͤben Augen Zaͤhrengus, dabei ſein Herz be-
klemmt, ertragen,
Und wirſt doch nicht darob geruͤhrt; du kanſt der
Bruͤder Schalkheit ſehn,
Und laͤſt ſie bei der Schaden-Frende, in heimlichen
Ergoͤzzen gehn:
Du ſiehſt die Unſchuld wird gedruͤkt; und Joſeph
koͤmmt in fremden Lande,
Da er die reine Tugend liebt, ob ſeiner Gottesfurcht
in Bande,
Regiereſt du den Kreis der Erden, ſo muͤſt es bil-
lig anders gehn?
So denken die des Hoͤchſten Wege, wie er uns fuͤh-
ret nicht verſtehn
Kommt ſehet erſt den Ausgang an, ſo werdet ihr
in GOttes Schluͤſſen,
Wenn er das Boͤſe gleich zulaͤßt, die Guͤte doch
bewundern muͤſſen.
Des Joſeph armes Sclaven-Leben, war nicht ſo
elend, als man denkt,
Weil ihn die Vorſicht Huld und Liebe des Herrn,
zu ſeinen Troſt geſchenkt;
Der Keuſchheit reines Probeſtuͤk, das brachte ihn
zwar in die Ketten,
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Zitationshilfe: | Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/103>, abgerufen am 16.02.2025. |