Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Darin das Mannigfalt ihr gleichfals woll gefält:Man seh nur was im Reich der Thiere ist zu finden, Wer wird sich das zu zähln von Menschen unter- winden? O! welch ein grosses Heer das in den Lüften fleugt, O! welche Wundermeng! die in der Erde kreucht, O! welche grosse Zahl! die zahm in Wiesen springet, Den Menschen Woll und Milch zum Kleid und Nah- rung bringet: O! welche Art und Zahl von denen wilden Thieren, Jst nicht in Feld und Wald, auf Bergen auszu- spüren, Die zu der Menschen Nuz, zum Zeugnis weiser Macht, Jn der beseelten Welt von GOtt herfürgebracht? Die Weisheit spiegelt sich an Grossen und an Klei- nen, Die uns nach ihren Zwek zusammen künstlich schei- nen. Das zarteste Gewürm, das unser Fus zerknikt, Zeigt uns, wenn wirs besehn, das darin abge- drükt, Des Meisters weise Kunst, die es so schön formiret, Das es sich schlingelnd dreht; die es so schön ge- zieret Mit mannigfaltger Pracht, so wunderbahr bemahlt, Als wenn auf seiner Haut ein Schild von Golde strahlt. Wie herrlich glänzet nicht, zu unsrer Augenweide Der Ungeziefer Heer in ihren Sommerkleide? Wenn sie beflügelt sich in warmen Lüften drehn; Welch eine güldne Pracht kann man an denen sehn Die um den zarten Leib mit Ringelein umgeben, Und welch ein fladdernd Gold wenn sie die Flügel weben, Die Y 3
Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Darin das Mannigfalt ihr gleichfals woll gefaͤlt:Man ſeh nur was im Reich der Thiere iſt zu finden, Wer wird ſich das zu zaͤhln von Menſchen unter- winden? O! welch ein groſſes Heer das in den Luͤften fleugt, O! welche Wundermeng! die in der Erde kreucht, O! welche groſſe Zahl! die zahm in Wieſen ſpringet, Den Menſchen Woll und Milch zum Kleid und Nah- rung bringet: O! welche Art und Zahl von denen wilden Thieren, Jſt nicht in Feld und Wald, auf Bergen auszu- ſpuͤren, Die zu der Menſchen Nuz, zum Zeugnis weiſer Macht, Jn der beſeelten Welt von GOtt herfuͤrgebracht? Die Weisheit ſpiegelt ſich an Groſſen und an Klei- nen, Die uns nach ihren Zwek zuſammen kuͤnſtlich ſchei- nen. Das zarteſte Gewuͤrm, das unſer Fus zerknikt, Zeigt uns, wenn wirs beſehn, das darin abge- druͤkt, Des Meiſters weiſe Kunſt, die es ſo ſchoͤn formiret, Das es ſich ſchlingelnd dreht; die es ſo ſchoͤn ge- zieret Mit mannigfaltger Pracht, ſo wunderbahr bemahlt, Als wenn auf ſeiner Haut ein Schild von Golde ſtrahlt. Wie herrlich glaͤnzet nicht, zu unſrer Augenweide Der Ungeziefer Heer in ihren Sommerkleide? Wenn ſie befluͤgelt ſich in warmen Luͤften drehn; Welch eine guͤldne Pracht kann man an denen ſehn Die um den zarten Leib mit Ringelein umgeben, Und welch ein fladdernd Gold wenn ſie die Fluͤgel weben, Die Y 3
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Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Darin das Mannigfalt ihr gleichfals woll gefaͤlt:
Man ſeh nur was im Reich der Thiere iſt zu finden,
Wer wird ſich das zu zaͤhln von Menſchen unter-
winden?
O! welch ein groſſes Heer das in den Luͤften fleugt,
O! welche Wundermeng! die in der Erde kreucht,
O! welche groſſe Zahl! die zahm in Wieſen ſpringet,
Den Menſchen Woll und Milch zum Kleid und Nah-
rung bringet:
O! welche Art und Zahl von denen wilden Thieren,
Jſt nicht in Feld und Wald, auf Bergen auszu-
ſpuͤren,
Die zu der Menſchen Nuz, zum Zeugnis weiſer
Macht,
Jn der beſeelten Welt von GOtt herfuͤrgebracht?
Die Weisheit ſpiegelt ſich an Groſſen und an Klei-
nen,
Die uns nach ihren Zwek zuſammen kuͤnſtlich ſchei-
nen.
Das zarteſte Gewuͤrm, das unſer Fus zerknikt,
Zeigt uns, wenn wirs beſehn, das darin abge-
druͤkt,
Des Meiſters weiſe Kunſt, die es ſo ſchoͤn formiret,
Das es ſich ſchlingelnd dreht; die es ſo ſchoͤn ge-
zieret
Mit mannigfaltger Pracht, ſo wunderbahr bemahlt,
Als wenn auf ſeiner Haut ein Schild von Golde
ſtrahlt.
Wie herrlich glaͤnzet nicht, zu unſrer Augenweide
Der Ungeziefer Heer in ihren Sommerkleide?
Wenn ſie befluͤgelt ſich in warmen Luͤften drehn;
Welch eine guͤldne Pracht kann man an denen ſehn
Die um den zarten Leib mit Ringelein umgeben,
Und welch ein fladdernd Gold wenn ſie die Fluͤgel
weben,
Die
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