Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Sieg der Gläubigen.
So giebt die Kreuzigung des Fleisches an die Hand
Das Mittel, dadurch man den Eigensinn ver-
bannt
Und endlich unterdrükt: dann folgt die Uebergabe,
An unsern wahren Herrn mit allen unsern Haabe
Mit Seel und Leib und Gut, was wir von ihm
erlangt,
Darauf wir sonst getrozt, damit wir sonst geprangt.
Des Glaubens Kraft stärkt die, die bei dem Ueber-
winden
Des Fleisches und der Welt den schweren Kampf-
platz sinden.
Der fromme Abraham, der auf der Kreuzes Bahn,
Von seinen GOtt geführt, von Ur nach Canaan,
Kann hier ein Beispiel sein, wie man mit sich muß
kriegen,
Wenn man im Glauben will sich und die Welt be-
siegen.
Der HErr gab ihn Befehl: Geh aus den Va-
terland,
Und folge ungesäumt die Leitung meiner
Hand,

Die dir zu deiner Ruh den Wohnplatz da
bereitet,

Wohin des Himmels Wink, dich weislich
führt und leitet.

Wie hart ist der Befehl, dem weichen Fleisch und Blut,
Das vor den Kummer bang, das klagt und übel thut,
Wenn es dasjenige, was es geliebt muß hassen,
Was ihm vorher vergnügt, muß willig fahren lassen!
O! welch ein harter Kampf! von seiner Freund-
schaft ziehn
Die Lieb und Treu verknüpft, das heist, sich selbst
entfliehn;
Jn
Der Sieg der Glaͤubigen.
So giebt die Kreuzigung des Fleiſches an die Hand
Das Mittel, dadurch man den Eigenſinn ver-
bannt
Und endlich unterdruͤkt: dann folgt die Uebergabe,
An unſern wahren Herrn mit allen unſern Haabe
Mit Seel und Leib und Gut, was wir von ihm
erlangt,
Darauf wir ſonſt getrozt, damit wir ſonſt geprangt.
Des Glaubens Kraft ſtaͤrkt die, die bei dem Ueber-
winden
Des Fleiſches und der Welt den ſchweren Kampf-
platz ſinden.
Der fromme Abraham, der auf der Kreuzes Bahn,
Von ſeinen GOtt gefuͤhrt, von Ur nach Canaan,
Kann hier ein Beiſpiel ſein, wie man mit ſich muß
kriegen,
Wenn man im Glauben will ſich und die Welt be-
ſiegen.
Der HErr gab ihn Befehl: Geh aus den Va-
terland,
Und folge ungeſaͤumt die Leitung meiner
Hand,

Die dir zu deiner Ruh den Wohnplatz da
bereitet,

Wohin des Himmels Wink, dich weislich
fuͤhrt und leitet.

Wie hart iſt der Befehl, dem weichen Fleiſch und Blut,
Das vor den Kummer bang, das klagt und uͤbel thut,
Wenn es dasjenige, was es geliebt muß haſſen,
Was ihm vorher vergnuͤgt, muß willig fahren laſſen!
O! welch ein harter Kampf! von ſeiner Freund-
ſchaft ziehn
Die Lieb und Treu verknuͤpft, das heiſt, ſich ſelbſt
entfliehn;
Jn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0331" n="315"/>
          <fw place="top" type="header">Der Sieg der Gla&#x0364;ubigen.</fw><lb/>
          <l>So giebt die Kreuzigung des Flei&#x017F;ches an die Hand</l><lb/>
          <l>Das Mittel, dadurch man den Eigen&#x017F;inn ver-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">bannt</hi> </l><lb/>
          <l>Und endlich unterdru&#x0364;kt: dann folgt die Uebergabe,</l><lb/>
          <l>An un&#x017F;ern wahren Herrn mit allen un&#x017F;ern Haabe</l><lb/>
          <l>Mit Seel und Leib und Gut, was wir von ihm</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">erlangt,</hi> </l><lb/>
          <l>Darauf wir &#x017F;on&#x017F;t getrozt, damit wir &#x017F;on&#x017F;t geprangt.</l><lb/>
          <l>Des Glaubens Kraft &#x017F;ta&#x0364;rkt die, die bei dem Ueber-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">winden</hi> </l><lb/>
          <l>Des Flei&#x017F;ches und der Welt den &#x017F;chweren Kampf-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">platz &#x017F;inden.</hi> </l><lb/>
          <l>Der fromme Abraham, der auf der Kreuzes Bahn,</l><lb/>
          <l>Von &#x017F;einen <hi rendition="#fr">GOtt</hi> gefu&#x0364;hrt, von Ur nach Canaan,</l><lb/>
          <l>Kann hier ein Bei&#x017F;piel &#x017F;ein, wie man mit &#x017F;ich muß</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">kriegen,</hi> </l><lb/>
          <l>Wenn man im Glauben will &#x017F;ich und die Welt be-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;iegen.</hi> </l><lb/>
          <l>Der HErr gab ihn Befehl: <hi rendition="#fr">Geh aus den Va-</hi></l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">terland,</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Und folge unge&#x017F;a&#x0364;umt die Leitung meiner<lb/><hi rendition="#et">Hand,</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Die dir zu deiner Ruh den Wohnplatz da<lb/><hi rendition="#et">bereitet,</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Wohin des Himmels Wink, dich weislich<lb/><hi rendition="#et">fu&#x0364;hrt und leitet.</hi></hi> </l><lb/>
          <l>Wie hart i&#x017F;t der Befehl, dem weichen Flei&#x017F;ch und Blut,</l><lb/>
          <l>Das vor den Kummer bang, das klagt und u&#x0364;bel thut,</l><lb/>
          <l>Wenn es dasjenige, was es geliebt muß ha&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Was ihm vorher vergnu&#x0364;gt, muß willig fahren la&#x017F;&#x017F;en!</l><lb/>
          <l>O! welch ein harter Kampf! von &#x017F;einer Freund-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chaft ziehn</hi> </l><lb/>
          <l>Die Lieb und Treu verknu&#x0364;pft, das hei&#x017F;t, &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">entfliehn;</hi> </l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jn</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[315/0331] Der Sieg der Glaͤubigen. So giebt die Kreuzigung des Fleiſches an die Hand Das Mittel, dadurch man den Eigenſinn ver- bannt Und endlich unterdruͤkt: dann folgt die Uebergabe, An unſern wahren Herrn mit allen unſern Haabe Mit Seel und Leib und Gut, was wir von ihm erlangt, Darauf wir ſonſt getrozt, damit wir ſonſt geprangt. Des Glaubens Kraft ſtaͤrkt die, die bei dem Ueber- winden Des Fleiſches und der Welt den ſchweren Kampf- platz ſinden. Der fromme Abraham, der auf der Kreuzes Bahn, Von ſeinen GOtt gefuͤhrt, von Ur nach Canaan, Kann hier ein Beiſpiel ſein, wie man mit ſich muß kriegen, Wenn man im Glauben will ſich und die Welt be- ſiegen. Der HErr gab ihn Befehl: Geh aus den Va- terland, Und folge ungeſaͤumt die Leitung meiner Hand, Die dir zu deiner Ruh den Wohnplatz da bereitet, Wohin des Himmels Wink, dich weislich fuͤhrt und leitet. Wie hart iſt der Befehl, dem weichen Fleiſch und Blut, Das vor den Kummer bang, das klagt und uͤbel thut, Wenn es dasjenige, was es geliebt muß haſſen, Was ihm vorher vergnuͤgt, muß willig fahren laſſen! O! welch ein harter Kampf! von ſeiner Freund- ſchaft ziehn Die Lieb und Treu verknuͤpft, das heiſt, ſich ſelbſt entfliehn; Jn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/331
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/331>, abgerufen am 22.11.2024.