Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.eines Kirschbaums. Jn unsern Aug polirtes Gold, bald helle Edelstein-gen sein. Ward vorher zu der kalten Zeit, der Baum in weis- sen Schnee gehüllet, So stand er ganz verändert jezt, mit weissen Blü- then angefüllet. Für deren zarten Farben Schein, des Schnees Weisse sich verliert; Weil dieser Blüthen Lieblichkeit, das Aug mit hel- lern Glanze rührt. So kränzet, sprach mein reges Herz, der Schöpfer die erfrornen Aeste, Wie bald der Finger weiser Macht, bei warmen Schein und sanften Weste Den Pflanzen Reich das Leben giebt. Was vor Ver- wandlung wird entstehn, Wenn unsrer Körper Hülsen dreinst, aus ihren schwarzen Gräbern gehn? Jm Glanz der Ewigkeit verhüllt, sich im verklär- ten Himmels Lichte Bespiegeln an der GOttheit Schein, und deren hellen Angesichte? Wie thöricht ist der Aberwiz, der es vor unver- nünftig hält, Daß unser Zustand anders sei, wenn wir in jener Sternen Welt, Weit über Sonn und Mond gesezt, von aller Aen- derung befreiet, Und wie im ewgen Frühling blühn, zu einer ew- gen Daur verneuet. Die Wandlung eines Baums zeigt schon, was GOttes weise Allmacht kan, Und darin sieht des Glaubens Aug, ein Bild von unsrer Aendrung an Der Q 4
eines Kirſchbaums. Jn unſern Aug polirtes Gold, bald helle Edelſtein-gen ſein. Ward vorher zu der kalten Zeit, der Baum in weiſ- ſen Schnee gehuͤllet, So ſtand er ganz veraͤndert jezt, mit weiſſen Bluͤ- then angefuͤllet. Fuͤr deren zarten Farben Schein, des Schnees Weiſſe ſich verliert; Weil dieſer Bluͤthen Lieblichkeit, das Aug mit hel- lern Glanze ruͤhrt. So kraͤnzet, ſprach mein reges Herz, der Schoͤpfer die erfrornen Aeſte, Wie bald der Finger weiſer Macht, bei warmen Schein und ſanften Weſte Den Pflanzen Reich das Leben giebt. Was vor Ver- wandlung wird entſtehn, Wenn unſrer Koͤrper Huͤlſen dreinſt, aus ihren ſchwarzen Graͤbern gehn? Jm Glanz der Ewigkeit verhuͤllt, ſich im verklaͤr- ten Himmels Lichte Beſpiegeln an der GOttheit Schein, und deren hellen Angeſichte? Wie thoͤricht iſt der Aberwiz, der es vor unver- nuͤnftig haͤlt, Daß unſer Zuſtand anders ſei, wenn wir in jener Sternen Welt, Weit uͤber Sonn und Mond geſezt, von aller Aen- derung befreiet, Und wie im ewgen Fruͤhling bluͤhn, zu einer ew- gen Daur verneuet. Die Wandlung eines Baums zeigt ſchon, was GOttes weiſe Allmacht kan, Und darin ſieht des Glaubens Aug, ein Bild von unſrer Aendrung an Der Q 4
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eines Kirſchbaums.
Jn unſern Aug polirtes Gold, bald helle Edelſtein-
gen ſein.
Ward vorher zu der kalten Zeit, der Baum in weiſ-
ſen Schnee gehuͤllet,
So ſtand er ganz veraͤndert jezt, mit weiſſen Bluͤ-
then angefuͤllet.
Fuͤr deren zarten Farben Schein, des Schnees
Weiſſe ſich verliert;
Weil dieſer Bluͤthen Lieblichkeit, das Aug mit hel-
lern Glanze ruͤhrt.
So kraͤnzet, ſprach mein reges Herz, der Schoͤpfer
die erfrornen Aeſte,
Wie bald der Finger weiſer Macht, bei warmen
Schein und ſanften Weſte
Den Pflanzen Reich das Leben giebt. Was vor Ver-
wandlung wird entſtehn,
Wenn unſrer Koͤrper Huͤlſen dreinſt, aus ihren
ſchwarzen Graͤbern gehn?
Jm Glanz der Ewigkeit verhuͤllt, ſich im verklaͤr-
ten Himmels Lichte
Beſpiegeln an der GOttheit Schein, und deren
hellen Angeſichte?
Wie thoͤricht iſt der Aberwiz, der es vor unver-
nuͤnftig haͤlt,
Daß unſer Zuſtand anders ſei, wenn wir in jener
Sternen Welt,
Weit uͤber Sonn und Mond geſezt, von aller Aen-
derung befreiet,
Und wie im ewgen Fruͤhling bluͤhn, zu einer ew-
gen Daur verneuet.
Die Wandlung eines Baums zeigt ſchon, was
GOttes weiſe Allmacht kan,
Und darin ſieht des Glaubens Aug, ein Bild von
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