Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.ein Spiegel der göttlichen Herrlichkeit. Von den inren Trieb beweget, immer neue Wun-der an: Die mit reger Freudigkeit sein geöffnet Hertz er- füllten, Und mit neugezeigter Pracht, seine Lust der Augen stillten. Als er mit geschwinden Blikken, diesen Weltbau übersehn, Musten auf des Schöpfers Winken, auch die Thie- re vor ihm stehn, Da sie alle, Paar bei Paar, von dem Menschen ihre Nahmen, Wie er, ihre Eigenschafft, weislich eingesehn, be- kamen. So ward er ein Herr der Thiere, deren ungezähl- tes Heer, Durch ein himmlisches Gedeien, stets belebt, Erd, Lufft und Meer, Dem in seinem Paradies und beglükten Stand nichts fehlte, Als ein Weib, damit er sich, durch den Ehebund vermählte. Das ward auch von GOtt bestimmet, dessen Weis- heit und Verstand Jn des Adams Brust die Triebe, zur Gesellin an- gebrant. Darum must ein süsser Schlaf durch des Mannes Glieder dringen, Daß er ihm von seinen Fleisch, konte die Gesellin bringen. Adam schlief und eine Ribbe, die er in der Seite trug, Ward ihm unvermerkt entrissen, und der weisen Macht genug Jhm M 4
ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit. Von den inren Trieb beweget, immer neue Wun-der an: Die mit reger Freudigkeit ſein geoͤffnet Hertz er- fuͤllten, Und mit neugezeigter Pracht, ſeine Luſt der Augen ſtillten. Als er mit geſchwinden Blikken, dieſen Weltbau uͤberſehn, Muſten auf des Schoͤpfers Winken, auch die Thie- re vor ihm ſtehn, Da ſie alle, Paar bei Paar, von dem Menſchen ihre Nahmen, Wie er, ihre Eigenſchafft, weislich eingeſehn, be- kamen. So ward er ein Herr der Thiere, deren ungezaͤhl- tes Heer, Durch ein himmliſches Gedeien, ſtets belebt, Erd, Lufft und Meer, Dem in ſeinem Paradies und begluͤkten Stand nichts fehlte, Als ein Weib, damit er ſich, durch den Ehebund vermaͤhlte. Das ward auch von GOtt beſtimmet, deſſen Weis- heit und Verſtand Jn des Adams Bruſt die Triebe, zur Geſellin an- gebrant. Darum muſt ein ſuͤſſer Schlaf durch des Mannes Glieder dringen, Daß er ihm von ſeinen Fleiſch, konte die Geſellin bringen. Adam ſchlief und eine Ribbe, die er in der Seite trug, Ward ihm unvermerkt entriſſen, und der weiſen Macht genug Jhm M 4
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ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit.
Von den inren Trieb beweget, immer neue Wun-
der an:
Die mit reger Freudigkeit ſein geoͤffnet Hertz er-
fuͤllten,
Und mit neugezeigter Pracht, ſeine Luſt der Augen
ſtillten.
Als er mit geſchwinden Blikken, dieſen Weltbau
uͤberſehn,
Muſten auf des Schoͤpfers Winken, auch die Thie-
re vor ihm ſtehn,
Da ſie alle, Paar bei Paar, von dem Menſchen
ihre Nahmen,
Wie er, ihre Eigenſchafft, weislich eingeſehn, be-
kamen.
So ward er ein Herr der Thiere, deren ungezaͤhl-
tes Heer,
Durch ein himmliſches Gedeien, ſtets belebt, Erd,
Lufft und Meer,
Dem in ſeinem Paradies und begluͤkten Stand nichts
fehlte,
Als ein Weib, damit er ſich, durch den Ehebund
vermaͤhlte.
Das ward auch von GOtt beſtimmet, deſſen Weis-
heit und Verſtand
Jn des Adams Bruſt die Triebe, zur Geſellin an-
gebrant.
Darum muſt ein ſuͤſſer Schlaf durch des Mannes
Glieder dringen,
Daß er ihm von ſeinen Fleiſch, konte die Geſellin
bringen.
Adam ſchlief und eine Ribbe, die er in der Seite
trug,
Ward ihm unvermerkt entriſſen, und der weiſen
Macht genug
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