Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Die Schöpfung Der Verstand, das Aug der Seele, war bei ihmein helles Licht, Das durch die gewölkten Nebel, durch des Jrthums Schatten bricht; Das den grossen Jehovah, als das höchste Gut er- kante, Da des Willens reger Trieb, es stets zu geniessen brante. Dieses anerschaffne Gute, sproßte die vergnügte Frucht, Eine Heiligkeit des Lebens, die des Schöpfers Ehre sucht, Da nach der Gerechtigkeit sich die reine Neigung lenkte; So daß kein verdorbner Trieb des Gesezzes Ziel ver- drengte. Als die GOttheit sich im Bilde an dem Menschen abgedrückt, Und mit ihrer Hoheit Strahlen dieses Meisterstük ge- schmükt Aus der Werkstatt gehen lies, bracht er ihn in E- dens Auen, Einen Wohnplaz süsser Lust, darin ferner aufzu- bauen. Adam sah mit starren Blikken, die gepflanzte Herr- lichkeit, Er fand auf der grünen Erde, lauter Wonne aus- gestreut. Sein erstaunt gerührtes Aug wurde zu den Himmels- bogen, Von dem heitern Licht erfüllt, voll Verwundrung hingezogen. Das vom Glanz bestrahlt Gesichte, sah an der be- stirnten Bahn, Von
Die Schoͤpfung Der Verſtand, das Aug der Seele, war bei ihmein helles Licht, Das durch die gewoͤlkten Nebel, durch des Jrthums Schatten bricht; Das den groſſen Jehovah, als das hoͤchſte Gut er- kante, Da des Willens reger Trieb, es ſtets zu genieſſen brante. Dieſes anerſchaffne Gute, ſproßte die vergnuͤgte Frucht, Eine Heiligkeit des Lebens, die des Schoͤpfers Ehre ſucht, Da nach der Gerechtigkeit ſich die reine Neigung lenkte; So daß kein verdorbner Trieb des Geſezzes Ziel ver- drengte. Als die GOttheit ſich im Bilde an dem Menſchen abgedruͤckt, Und mit ihrer Hoheit Strahlen dieſes Meiſterſtuͤk ge- ſchmuͤkt Aus der Werkſtatt gehen lies, bracht er ihn in E- dens Auen, Einen Wohnplaz ſuͤſſer Luſt, darin ferner aufzu- bauen. Adam ſah mit ſtarren Blikken, die gepflanzte Herr- lichkeit, Er fand auf der gruͤnen Erde, lauter Wonne aus- geſtreut. Sein erſtaunt geruͤhrtes Aug wurde zu den Himmels- bogen, Von dem heitern Licht erfuͤllt, voll Verwundrung hingezogen. Das vom Glanz beſtrahlt Geſichte, ſah an der be- ſtirnten Bahn, Von
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Die Schoͤpfung
Der Verſtand, das Aug der Seele, war bei ihm
ein helles Licht,
Das durch die gewoͤlkten Nebel, durch des Jrthums
Schatten bricht;
Das den groſſen Jehovah, als das hoͤchſte Gut er-
kante,
Da des Willens reger Trieb, es ſtets zu genieſſen
brante.
Dieſes anerſchaffne Gute, ſproßte die vergnuͤgte
Frucht,
Eine Heiligkeit des Lebens, die des Schoͤpfers Ehre
ſucht,
Da nach der Gerechtigkeit ſich die reine Neigung
lenkte;
So daß kein verdorbner Trieb des Geſezzes Ziel ver-
drengte.
Als die GOttheit ſich im Bilde an dem Menſchen
abgedruͤckt,
Und mit ihrer Hoheit Strahlen dieſes Meiſterſtuͤk ge-
ſchmuͤkt
Aus der Werkſtatt gehen lies, bracht er ihn in E-
dens Auen,
Einen Wohnplaz ſuͤſſer Luſt, darin ferner aufzu-
bauen.
Adam ſah mit ſtarren Blikken, die gepflanzte Herr-
lichkeit,
Er fand auf der gruͤnen Erde, lauter Wonne aus-
geſtreut.
Sein erſtaunt geruͤhrtes Aug wurde zu den Himmels-
bogen,
Von dem heitern Licht erfuͤllt, voll Verwundrung
hingezogen.
Das vom Glanz beſtrahlt Geſichte, ſah an der be-
ſtirnten Bahn,
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