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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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Die Schöpfung
Und die ausgedehnte Kraft anerschafner Flügel
schwinget,
Dadurch sich dies leichte Heer segelnd immer höher
bringet.
Welche ungezählte Schaaren füllten da der Lüffte
Bahn,
Dabei sich in ieden Arten deine Weisheit kund ge-
than,
Schöpfer! da du grosse Kunst, in dies Feder-
volk geleget,
Daß sich durch der Flügel Trieb über Berg und
Hügel träget.
Welche helle Lust Gethöne schallten da aus ihrer
Brust,
Da sich ein natürlich Gurgeln, daß sie selbsten un-
bewust
Aus der zarten Kehle drehn, und bei freudigen
Gefieder,
Jhr Geburthsfest vollenziehn und dir singen Freu-
denlieder.
Welch ein Anblick, da der Adler durch das wallend
Element
Das er mit den Flügeln theilet, im geschwinden
Flug durchrent!
Und der Vogel Reichstag hält, da er in derselben
Orden,
Als ein neu gebohrner Fürst, der Geflügel König
worden!
Welch ein Heer war da zu sehen, da sich eine iede
Art
Nach den Triebe der Naturen an dem Hochzeits
Tag verpaart,
Da du als sie kaum gebohren, diesem Lufft Volk
eingepräget:
Daß
Die Schoͤpfung
Und die ausgedehnte Kraft anerſchafner Fluͤgel
ſchwinget,
Dadurch ſich dies leichte Heer ſegelnd immer hoͤher
bringet.
Welche ungezaͤhlte Schaaren fuͤllten da der Luͤffte
Bahn,
Dabei ſich in ieden Arten deine Weisheit kund ge-
than,
Schoͤpfer! da du groſſe Kunſt, in dies Feder-
volk geleget,
Daß ſich durch der Fluͤgel Trieb uͤber Berg und
Huͤgel traͤget.
Welche helle Luſt Gethoͤne ſchallten da aus ihrer
Bruſt,
Da ſich ein natuͤrlich Gurgeln, daß ſie ſelbſten un-
bewuſt
Aus der zarten Kehle drehn, und bei freudigen
Gefieder,
Jhr Geburthsfeſt vollenziehn und dir ſingen Freu-
denlieder.
Welch ein Anblick, da der Adler durch das wallend
Element
Das er mit den Fluͤgeln theilet, im geſchwinden
Flug durchrent!
Und der Vogel Reichstag haͤlt, da er in derſelben
Orden,
Als ein neu gebohrner Fuͤrſt, der Gefluͤgel Koͤnig
worden!
Welch ein Heer war da zu ſehen, da ſich eine iede
Art
Nach den Triebe der Naturen an dem Hochzeits
Tag verpaart,
Da du als ſie kaum gebohren, dieſem Lufft Volk
eingepraͤget:
Daß
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[176/0192] Die Schoͤpfung Und die ausgedehnte Kraft anerſchafner Fluͤgel ſchwinget, Dadurch ſich dies leichte Heer ſegelnd immer hoͤher bringet. Welche ungezaͤhlte Schaaren fuͤllten da der Luͤffte Bahn, Dabei ſich in ieden Arten deine Weisheit kund ge- than, Schoͤpfer! da du groſſe Kunſt, in dies Feder- volk geleget, Daß ſich durch der Fluͤgel Trieb uͤber Berg und Huͤgel traͤget. Welche helle Luſt Gethoͤne ſchallten da aus ihrer Bruſt, Da ſich ein natuͤrlich Gurgeln, daß ſie ſelbſten un- bewuſt Aus der zarten Kehle drehn, und bei freudigen Gefieder, Jhr Geburthsfeſt vollenziehn und dir ſingen Freu- denlieder. Welch ein Anblick, da der Adler durch das wallend Element Das er mit den Fluͤgeln theilet, im geſchwinden Flug durchrent! Und der Vogel Reichstag haͤlt, da er in derſelben Orden, Als ein neu gebohrner Fuͤrſt, der Gefluͤgel Koͤnig worden! Welch ein Heer war da zu ſehen, da ſich eine iede Art Nach den Triebe der Naturen an dem Hochzeits Tag verpaart, Da du als ſie kaum gebohren, dieſem Lufft Volk eingepraͤget: Daß

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/192>, abgerufen am 06.05.2024.