Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Die Schöpfung Die aus unser Schuld verlohrn, sehnsuchts voll zu-rükke blikken, Ohne sich dein reizend Bild, dabei ins Gemüth zu drükken! Alles, was man Schönheit nennet, alles was man Anmuth heist Was uns zum Vergnügen wächset, was uns zum Ergözen fleußt, Was den Sinnen wollgefällt, war in Edens grü- nen Auen, Mit entzückter Herzenslust damals reizend anzu- schauen. Dies o! Schöpfer hat dein Wollen nach einander vorgestellt, Was vor Wunder aber stekken in der tieffen Un- terwelt, Jn der Erden harten Schooß, in den ausgehohlten Schachten? Die bei diesem Tagewerk, noch mit Andacht zu betrachten. Wenn man in die Eingeweide der verborgnen Erde dringt, Jn die dunklen Schatzes Kammer wo das Gold und Silber blinkt. Und das nützliche Metal: So man muß gerührt gestehen, Daß der Reichthum deiner Güt, in der Tieffe auch zu sehen. Doch ihr Sinnen hebt euch wieder zu den nun be- stirnten Höhn, Wo sich an dem Firmamente, Sonne, Mond und Sterne drehn Welch ein feurig Lichter Heer fängt nun an mit sei- nen Strahlen, Dieses
Die Schoͤpfung Die aus unſer Schuld verlohrn, ſehnſuchts voll zu-ruͤkke blikken, Ohne ſich dein reizend Bild, dabei ins Gemuͤth zu druͤkken! Alles, was man Schoͤnheit nennet, alles was man Anmuth heiſt Was uns zum Vergnuͤgen waͤchſet, was uns zum Ergoͤzen fleußt, Was den Sinnen wollgefaͤllt, war in Edens gruͤ- nen Auen, Mit entzuͤckter Herzensluſt damals reizend anzu- ſchauen. Dies o! Schoͤpfer hat dein Wollen nach einander vorgeſtellt, Was vor Wunder aber ſtekken in der tieffen Un- terwelt, Jn der Erden harten Schooß, in den ausgehohlten Schachten? Die bei dieſem Tagewerk, noch mit Andacht zu betrachten. Wenn man in die Eingeweide der verborgnen Erde dringt, Jn die dunklen Schatzes Kammer wo das Gold und Silber blinkt. Und das nuͤtzliche Metal: So man muß geruͤhrt geſtehen, Daß der Reichthum deiner Guͤt, in der Tieffe auch zu ſehen. Doch ihr Sinnen hebt euch wieder zu den nun be- ſtirnten Hoͤhn, Wo ſich an dem Firmamente, Sonne, Mond und Sterne drehn Welch ein feurig Lichter Heer faͤngt nun an mit ſei- nen Strahlen, Dieſes
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Die Schoͤpfung
Die aus unſer Schuld verlohrn, ſehnſuchts voll zu-
ruͤkke blikken,
Ohne ſich dein reizend Bild, dabei ins Gemuͤth zu
druͤkken!
Alles, was man Schoͤnheit nennet, alles was man
Anmuth heiſt
Was uns zum Vergnuͤgen waͤchſet, was uns zum
Ergoͤzen fleußt,
Was den Sinnen wollgefaͤllt, war in Edens gruͤ-
nen Auen,
Mit entzuͤckter Herzensluſt damals reizend anzu-
ſchauen.
Dies o! Schoͤpfer hat dein Wollen nach einander
vorgeſtellt,
Was vor Wunder aber ſtekken in der tieffen Un-
terwelt,
Jn der Erden harten Schooß, in den ausgehohlten
Schachten?
Die bei dieſem Tagewerk, noch mit Andacht zu
betrachten.
Wenn man in die Eingeweide der verborgnen Erde
dringt,
Jn die dunklen Schatzes Kammer wo das Gold
und Silber blinkt.
Und das nuͤtzliche Metal: So man muß geruͤhrt
geſtehen,
Daß der Reichthum deiner Guͤt, in der Tieffe auch
zu ſehen.
Doch ihr Sinnen hebt euch wieder zu den nun be-
ſtirnten Hoͤhn,
Wo ſich an dem Firmamente, Sonne, Mond und
Sterne drehn
Welch ein feurig Lichter Heer faͤngt nun an mit ſei-
nen Strahlen,
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