Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Die Maienblumen. Doch mit vieler Anmuth lehrn: daß in einen stillenHain Viele Dinge anzusehn, die uns Andachts Glokken sein; Daß nicht nur der Bäume Wipfel und der Blätter rauschend Regen, Sondern auch die kleinsten Kräuter, zu des Schöp- fers Preis bewegen. Diese weisse Frühlings Schaar, die der Schöpfer ausgestreut, Die dem Augen woll gefällt, und uns im Geruch erfreut, Uberzeugt uns von der Güte, die der Höchste für uns heget, Der in diese Kunst-Gewächse so viel süssen Nuz ge- leget. Das erhellt noch mehr wenn man draus ein lieblich Wasser brennt, Das man wegen seiner Kraft, als ein Lebens Was- ser kennt, Und die Aerzte öfters brauchen und zum Gegenmit- tel wählen, Wenn der Krankheit bange Uebel den verdorbnen Körper quälen. Denken wir dem allen nach; so bezeugt die Maien- blum Uns des Schöpfers weise Güt und treibt uns zu sei- nen Ruhm; Jhre weisse Silber-Glokken, die vor andern lieb- lich klingen, Jn der Wälder Heiligthume, treiben mich also zu singen: Jn
Die Maienblumen. Doch mit vieler Anmuth lehrn: daß in einen ſtillenHain Viele Dinge anzuſehn, die uns Andachts Glokken ſein; Daß nicht nur der Baͤume Wipfel und der Blaͤtter rauſchend Regen, Sondern auch die kleinſten Kraͤuter, zu des Schoͤp- fers Preis bewegen. Dieſe weiſſe Fruͤhlings Schaar, die der Schoͤpfer ausgeſtreut, Die dem Augen woll gefaͤllt, und uns im Geruch erfreut, Uberzeugt uns von der Guͤte, die der Hoͤchſte fuͤr uns heget, Der in dieſe Kunſt-Gewaͤchſe ſo viel ſuͤſſen Nuz ge- leget. Das erhellt noch mehr wenn man draus ein lieblich Waſſer brennt, Das man wegen ſeiner Kraft, als ein Lebens Waſ- ſer kennt, Und die Aerzte oͤfters brauchen und zum Gegenmit- tel waͤhlen, Wenn der Krankheit bange Uebel den verdorbnen Koͤrper quaͤlen. Denken wir dem allen nach; ſo bezeugt die Maien- blum Uns des Schoͤpfers weiſe Guͤt und treibt uns zu ſei- nen Ruhm; Jhre weiſſe Silber-Glokken, die vor andern lieb- lich klingen, Jn der Waͤlder Heiligthume, treiben mich alſo zu ſingen: Jn
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Die Maienblumen.
Doch mit vieler Anmuth lehrn: daß in einen ſtillen
Hain
Viele Dinge anzuſehn, die uns Andachts Glokken
ſein;
Daß nicht nur der Baͤume Wipfel und der Blaͤtter
rauſchend Regen,
Sondern auch die kleinſten Kraͤuter, zu des Schoͤp-
fers Preis bewegen.
Dieſe weiſſe Fruͤhlings Schaar, die der Schoͤpfer
ausgeſtreut,
Die dem Augen woll gefaͤllt, und uns im Geruch
erfreut,
Uberzeugt uns von der Guͤte, die der Hoͤchſte fuͤr
uns heget,
Der in dieſe Kunſt-Gewaͤchſe ſo viel ſuͤſſen Nuz ge-
leget.
Das erhellt noch mehr wenn man draus ein lieblich
Waſſer brennt,
Das man wegen ſeiner Kraft, als ein Lebens Waſ-
ſer kennt,
Und die Aerzte oͤfters brauchen und zum Gegenmit-
tel waͤhlen,
Wenn der Krankheit bange Uebel den verdorbnen
Koͤrper quaͤlen.
Denken wir dem allen nach; ſo bezeugt die Maien-
blum
Uns des Schoͤpfers weiſe Guͤt und treibt uns zu ſei-
nen Ruhm;
Jhre weiſſe Silber-Glokken, die vor andern lieb-
lich klingen,
Jn der Waͤlder Heiligthume, treiben mich alſo zu
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