Du Bois-Reymond, Emil Heinrich: Über die Grenzen des Naturerkennens. Leipzig, 1872.erst seit Newton's Zeit, durch Missverstehen seiner Es ist leicht, den Ursprung dieser Widersprüche erst seit Newton's Zeit, durch Missverstehen seiner Es ist leicht, den Ursprung dieser Widersprüche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0019" n="11"/> erst seit <hi rendition="#k">Newton's</hi> Zeit, durch Missverstehen seiner<lb/> Lehre und gegen seine ausdrückliche Warnung, den<lb/> Naturforschern eine geläufige Vorstellung geworden.<lb/> Denkt man sich mit <hi rendition="#k">Descartes</hi> und <hi rendition="#k">Leibniz</hi> den gan¬<lb/> zen Raum erfüllt, und alle Bewegung durch Ueber¬<lb/> tragung in Berührungsnähe erzeugt, so ist zwar das<lb/> Entstehen der Bewegung auf ein unserer sinnlichen An¬<lb/> schauung entlehntes Bild zurückgeführt, aber es stellen<lb/> sich andere Schwierigkeiten ein. Unter Anderem ist es<lb/> bei dieser Vorstellung unmöglich, die verschiedene<lb/> Dichte der Körper aus verschiedener Zusammenfügung<lb/> des gleichartigen Urstoffes zu erklären.</p><lb/> <p>Es ist leicht, den Ursprung dieser Widersprüche<lb/> aufzudecken. Sie wurzeln in unserem Unvermögen,<lb/> etwas anderes als mit unseren äusseren Sinnen entweder,<lb/> oder mit unserem inneren Sinn Erfahrenes uns vorzu¬<lb/> stellen. Bei dem Bestreben, die Körperwelt zu zerglie¬<lb/> dern, gehen wir aus von der Theilbarkeit der Materie,<lb/> da sichtlich die Theile etwas einfacheres und ursprüng¬<lb/> licheres sind, als das Ganze. Fahren wir in Gedanken<lb/> mit Theilung der Materie in's Unendliche fort, so bleiben<lb/> wir mit unserer Anschauung in dem uns angewiesenen<lb/> Geleise, und fühlen uns in unserem Denken unbehindert.<lb/> Zum Verständniss der Dinge aber thun wir keinen Schritt,<lb/> da wir in der That nur das im Bereiche des Grossen<lb/> und Sichtbaren Erscheinende auch im Bereiche des Klei¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0019]
erst seit Newton's Zeit, durch Missverstehen seiner
Lehre und gegen seine ausdrückliche Warnung, den
Naturforschern eine geläufige Vorstellung geworden.
Denkt man sich mit Descartes und Leibniz den gan¬
zen Raum erfüllt, und alle Bewegung durch Ueber¬
tragung in Berührungsnähe erzeugt, so ist zwar das
Entstehen der Bewegung auf ein unserer sinnlichen An¬
schauung entlehntes Bild zurückgeführt, aber es stellen
sich andere Schwierigkeiten ein. Unter Anderem ist es
bei dieser Vorstellung unmöglich, die verschiedene
Dichte der Körper aus verschiedener Zusammenfügung
des gleichartigen Urstoffes zu erklären.
Es ist leicht, den Ursprung dieser Widersprüche
aufzudecken. Sie wurzeln in unserem Unvermögen,
etwas anderes als mit unseren äusseren Sinnen entweder,
oder mit unserem inneren Sinn Erfahrenes uns vorzu¬
stellen. Bei dem Bestreben, die Körperwelt zu zerglie¬
dern, gehen wir aus von der Theilbarkeit der Materie,
da sichtlich die Theile etwas einfacheres und ursprüng¬
licheres sind, als das Ganze. Fahren wir in Gedanken
mit Theilung der Materie in's Unendliche fort, so bleiben
wir mit unserer Anschauung in dem uns angewiesenen
Geleise, und fühlen uns in unserem Denken unbehindert.
Zum Verständniss der Dinge aber thun wir keinen Schritt,
da wir in der That nur das im Bereiche des Grossen
und Sichtbaren Erscheinende auch im Bereiche des Klei¬
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