Du Bois-Reymond, Emil Heinrich: Über die Grenzen des Naturerkennens. Leipzig, 1872.in der Körperwelt auf eine constante Summe von Kräf¬ Ein physikalisches Atom, d. h. eine im Vergleich in der Körperwelt auf eine constante Summe von Kräf¬ Ein physikalisches Atom, d. h. eine im Vergleich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0017" n="9"/> in der Körperwelt auf eine constante Summe von Kräf¬<lb/> ten und eine constante Menge von Materie zurück, und<lb/> lässt an den Veränderungen selber also nichts zu erklä¬<lb/> ren übrig. Bei dem gegebenen Dasein jenes Constan¬<lb/> ten können wir, der gewonnenen Einsicht froh, eine Zeit<lb/> lang uns beruhigen; bald aber verlangen wir tiefer ein¬<lb/> zudringen, und es selber seinem Wesen nach zu begrei¬<lb/> fen. Da ergiebt sich denn bekanntlich, dass zwar<lb/> innerhalb bestimmter Grenzen die atomistische Vorstel¬<lb/> lung für den Zweck unserer physikalisch-mathematischen<lb/> Ueberlegungen brauchbar, ja unentbehrlich ist, dass sie<lb/> aber, wenn die Grenzen der an sie zu stellenden For¬<lb/> derungen überschritten werden, als Corpuscular- Philo¬<lb/> sophie in unlösliche Widersprüche führt.</p><lb/> <p>Ein physikalisches Atom, d. h. eine im Vergleich<lb/> zu den Körpern, mit denen wir Umgang haben, ver¬<lb/> schwindend klein gedachte, ihres Namens ungeachtet in<lb/> der Idee aber noch theilbare Masse, der Eigenschaften<lb/> oder ein Bewegungszustand zugeschrieben werden, mit¬<lb/> tels welcher das Verhalten einer aus unzähligen solchen<lb/> Atomen bestehenden Masse sich erklärt, ist eine in sich<lb/> folgerichtige und unter Umständen nützliche Fiction der<lb/> mathematischen Physik. Doch wird selbst deren Ge¬<lb/> brauch neuerlich möglichst vermieden, indem man statt<lb/> auf discrete Atome, auf Volumelemente der continuir¬<lb/> lich gedachten Körper zurückgeht.<note xml:id="n-4" next="#n-4t" place="end" n="4"/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0017]
in der Körperwelt auf eine constante Summe von Kräf¬
ten und eine constante Menge von Materie zurück, und
lässt an den Veränderungen selber also nichts zu erklä¬
ren übrig. Bei dem gegebenen Dasein jenes Constan¬
ten können wir, der gewonnenen Einsicht froh, eine Zeit
lang uns beruhigen; bald aber verlangen wir tiefer ein¬
zudringen, und es selber seinem Wesen nach zu begrei¬
fen. Da ergiebt sich denn bekanntlich, dass zwar
innerhalb bestimmter Grenzen die atomistische Vorstel¬
lung für den Zweck unserer physikalisch-mathematischen
Ueberlegungen brauchbar, ja unentbehrlich ist, dass sie
aber, wenn die Grenzen der an sie zu stellenden For¬
derungen überschritten werden, als Corpuscular- Philo¬
sophie in unlösliche Widersprüche führt.
Ein physikalisches Atom, d. h. eine im Vergleich
zu den Körpern, mit denen wir Umgang haben, ver¬
schwindend klein gedachte, ihres Namens ungeachtet in
der Idee aber noch theilbare Masse, der Eigenschaften
oder ein Bewegungszustand zugeschrieben werden, mit¬
tels welcher das Verhalten einer aus unzähligen solchen
Atomen bestehenden Masse sich erklärt, ist eine in sich
folgerichtige und unter Umständen nützliche Fiction der
mathematischen Physik. Doch wird selbst deren Ge¬
brauch neuerlich möglichst vermieden, indem man statt
auf discrete Atome, auf Volumelemente der continuir¬
lich gedachten Körper zurückgeht.
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