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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Holzgewächse. Succulenten.
tragen sämtlich eine verzweigte Krone, deren zahlreiche
Laubknospen die neue Belaubung für jede Vegetations-
periode liefern; und je nachdem die Vegetationsperiode
bei ihnen durch erhöhte Temperatur oder durch den Ein-
tritt von Regenzeiten in gleichmässig hoch temperiertem
Klima eingeleitet wird, mögen sie als sommergrüne
und als regengrüne Wipfelbäume bezeichnet werden.
Die immergrünen Bäume sind entweder ebenfalls
Wipfelbäume, d. h. sie sind in reicher Verästelung
gegliedert und mit grosser Blattzahl begabt; oder sie be-
sitzen nur eine, stetig die wenigen grossen Blätter aus
sich erzeugende Gipfelknospe am Hauptstamm oder an
seinen wenigen Gabelungen, und mögen dann Schopf-
bäume
genannt werden. Für die Sträucher gelten die
gleichen Grundideen.

Die Klassen der Lianen und Mangroven, fast ganz,
bezw. ganz auf die Tropen beschränkt, enthalten in ihrer
Anpassung an die Standortsverhältnisse der heissesten Ur-
wälder und der Meeresküsten besondere biologisch aus-
gezeichnete Vegetationsformen.

Tragen die erstgenannten Klassen ständig oder perio-
disch Blätter, so folgen nun blattlose Holzgewächse, denen
die Trockenheit des Klimas oder des Standortes die bio-
logische Notwendigkeit der Kohlensäureernährung durch
den grünen Stamm selbst oder seine Zweige ganz oder
fast ganz aufzwingt. Entweder sind dabei Stamm und
Aeste fleischig angeschwollen, meistens stacheltragend an
Stelle der Blätter (wie bei Cactus, vielen Euphorbia), und
diese führen den Namen Stammsucculenten; oder die
schlanken Zweige werfen die beim ersten Austreiben ent-
wickelten kleinen Blätter rasch ab und stehen so auch
in der Vegetationsperiode unbelaubt da, und diese Ge-
wächse sollen einfach blattlose Gesträuche genannt
werden, zu denen auch die zahlreichen Dornsträucher
trockener subtropischer Klimate gehören.

Den Stammsucculenten reihen sich in manchen Eigen-
heiten der Organisation am innigsten die Blattsuccu-
lenten
an, welche so kurze oder so niedere Stämme be-
sitzen, dass sie nur selten noch zu den Holzgewächsen

Holzgewächse. Succulenten.
tragen sämtlich eine verzweigte Krone, deren zahlreiche
Laubknospen die neue Belaubung für jede Vegetations-
periode liefern; und je nachdem die Vegetationsperiode
bei ihnen durch erhöhte Temperatur oder durch den Ein-
tritt von Regenzeiten in gleichmässig hoch temperiertem
Klima eingeleitet wird, mögen sie als sommergrüne
und als regengrüne Wipfelbäume bezeichnet werden.
Die immergrünen Bäume sind entweder ebenfalls
Wipfelbäume, d. h. sie sind in reicher Verästelung
gegliedert und mit grosser Blattzahl begabt; oder sie be-
sitzen nur eine, stetig die wenigen grossen Blätter aus
sich erzeugende Gipfelknospe am Hauptstamm oder an
seinen wenigen Gabelungen, und mögen dann Schopf-
bäume
genannt werden. Für die Sträucher gelten die
gleichen Grundideen.

Die Klassen der Lianen und Mangroven, fast ganz,
bezw. ganz auf die Tropen beschränkt, enthalten in ihrer
Anpassung an die Standortsverhältnisse der heissesten Ur-
wälder und der Meeresküsten besondere biologisch aus-
gezeichnete Vegetationsformen.

Tragen die erstgenannten Klassen ständig oder perio-
disch Blätter, so folgen nun blattlose Holzgewächse, denen
die Trockenheit des Klimas oder des Standortes die bio-
logische Notwendigkeit der Kohlensäureernährung durch
den grünen Stamm selbst oder seine Zweige ganz oder
fast ganz aufzwingt. Entweder sind dabei Stamm und
Aeste fleischig angeschwollen, meistens stacheltragend an
Stelle der Blätter (wie bei Cactus, vielen Euphorbia), und
diese führen den Namen Stammsucculenten; oder die
schlanken Zweige werfen die beim ersten Austreiben ent-
wickelten kleinen Blätter rasch ab und stehen so auch
in der Vegetationsperiode unbelaubt da, und diese Ge-
wächse sollen einfach blattlose Gesträuche genannt
werden, zu denen auch die zahlreichen Dornsträucher
trockener subtropischer Klimate gehören.

Den Stammsucculenten reihen sich in manchen Eigen-
heiten der Organisation am innigsten die Blattsuccu-
lenten
an, welche so kurze oder so niedere Stämme be-
sitzen, dass sie nur selten noch zu den Holzgewächsen

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[64/0086] Holzgewächse. Succulenten. tragen sämtlich eine verzweigte Krone, deren zahlreiche Laubknospen die neue Belaubung für jede Vegetations- periode liefern; und je nachdem die Vegetationsperiode bei ihnen durch erhöhte Temperatur oder durch den Ein- tritt von Regenzeiten in gleichmässig hoch temperiertem Klima eingeleitet wird, mögen sie als sommergrüne und als regengrüne Wipfelbäume bezeichnet werden. Die immergrünen Bäume sind entweder ebenfalls Wipfelbäume, d. h. sie sind in reicher Verästelung gegliedert und mit grosser Blattzahl begabt; oder sie be- sitzen nur eine, stetig die wenigen grossen Blätter aus sich erzeugende Gipfelknospe am Hauptstamm oder an seinen wenigen Gabelungen, und mögen dann Schopf- bäume genannt werden. Für die Sträucher gelten die gleichen Grundideen. Die Klassen der Lianen und Mangroven, fast ganz, bezw. ganz auf die Tropen beschränkt, enthalten in ihrer Anpassung an die Standortsverhältnisse der heissesten Ur- wälder und der Meeresküsten besondere biologisch aus- gezeichnete Vegetationsformen. Tragen die erstgenannten Klassen ständig oder perio- disch Blätter, so folgen nun blattlose Holzgewächse, denen die Trockenheit des Klimas oder des Standortes die bio- logische Notwendigkeit der Kohlensäureernährung durch den grünen Stamm selbst oder seine Zweige ganz oder fast ganz aufzwingt. Entweder sind dabei Stamm und Aeste fleischig angeschwollen, meistens stacheltragend an Stelle der Blätter (wie bei Cactus, vielen Euphorbia), und diese führen den Namen Stammsucculenten; oder die schlanken Zweige werfen die beim ersten Austreiben ent- wickelten kleinen Blätter rasch ab und stehen so auch in der Vegetationsperiode unbelaubt da, und diese Ge- wächse sollen einfach blattlose Gesträuche genannt werden, zu denen auch die zahlreichen Dornsträucher trockener subtropischer Klimate gehören. Den Stammsucculenten reihen sich in manchen Eigen- heiten der Organisation am innigsten die Blattsuccu- lenten an, welche so kurze oder so niedere Stämme be- sitzen, dass sie nur selten noch zu den Holzgewächsen

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/86>, abgerufen am 25.11.2024.