mit Holzstamm und einem grossen Apparat von Einrich- tungen der Wasserzufuhr und Schutz vor Dürre und Frost in freier Luft, die letzteren mit Krautstengeln, welche in jeder Vegetationsperiode von neuem aus der sie während der Ruhezeit schützenden Erddecke hervor- brechen, umfassen als die beiden grössten Vegetations- klassen eine ungeheure Menge von Pflanzen, welche bei aller systematischen Verschiedenheit und bei aller Ver- schiedenheit des Aussehens doch eine grosse Menge von Lebensäusserungen gleichsinnig verrichten, und deren zu- gehörige Vegetationsformen auch -- worauf hier das Hauptgewicht zu legen ist -- nach der grossen klimati- schen Periode unter sich starke Verschiedenheiten zeigen und dadurch ein Mittel an die Hand geben, die Vegeta- tionszonen der Erde scharf zu kennzeichnen. Diesen aus- dauernden Vegetationsklassen der Blütenpflanzen stehen die einjährigen Kräuter, welche ihre ganze Reproduktion in je einer Vegetationsperiode vollenden, gegenüber und sind auf enger beschränkte Klimate hingewiesen.
Es bedarf hier weder einer ausführlichen Auseinander- setzung über die trennenden Unterschiede der hauptsäch- lichsten Vegetationsklassen (vergl. die Ausführungen in Schenks Handbuch der Botanik, Bd. III, T. 2, S. 486 bis 489, und in Neumayers Handbuch für Reisende, Bd. II, S. 155), noch ist es nötig, hier schon die hervorragen- den Träger im Vegetationsbilde der Erde für die einzelnen Vegetationsformen zu nennen, da Abschnitt 5 dieselben unter dem erweiterten Gesichtspunkt der Formationslehre bringen wird. Nur in Kürze sollen die Vegetationsklassen hier aufgeführt werden.
Die Bäume und Sträucher, unter sich durch die sanftesten Uebergänge verbunden (wie fast alle biologi- schen Vegetationsklassen), aber trotzdem als zwei ge- trennte Klassen aufrecht zu halten, umschliessen die Hauptmasse aller oberirdisch ausdauernden Holzpflanzen. Den Charakter beständiger oder periodischer Belaubung zu ihrer weiteren Einteilung zu verwenden, liegt nach allem, was über die klimatischen Einflüsse gesagt war, am nächsten. Die periodisch sich belaubenden Bäume
Einteilung der Vegetationsklassen.
mit Holzstamm und einem grossen Apparat von Einrich- tungen der Wasserzufuhr und Schutz vor Dürre und Frost in freier Luft, die letzteren mit Krautstengeln, welche in jeder Vegetationsperiode von neuem aus der sie während der Ruhezeit schützenden Erddecke hervor- brechen, umfassen als die beiden grössten Vegetations- klassen eine ungeheure Menge von Pflanzen, welche bei aller systematischen Verschiedenheit und bei aller Ver- schiedenheit des Aussehens doch eine grosse Menge von Lebensäusserungen gleichsinnig verrichten, und deren zu- gehörige Vegetationsformen auch — worauf hier das Hauptgewicht zu legen ist — nach der grossen klimati- schen Periode unter sich starke Verschiedenheiten zeigen und dadurch ein Mittel an die Hand geben, die Vegeta- tionszonen der Erde scharf zu kennzeichnen. Diesen aus- dauernden Vegetationsklassen der Blütenpflanzen stehen die einjährigen Kräuter, welche ihre ganze Reproduktion in je einer Vegetationsperiode vollenden, gegenüber und sind auf enger beschränkte Klimate hingewiesen.
Es bedarf hier weder einer ausführlichen Auseinander- setzung über die trennenden Unterschiede der hauptsäch- lichsten Vegetationsklassen (vergl. die Ausführungen in Schenks Handbuch der Botanik, Bd. III, T. 2, S. 486 bis 489, und in Neumayers Handbuch für Reisende, Bd. II, S. 155), noch ist es nötig, hier schon die hervorragen- den Träger im Vegetationsbilde der Erde für die einzelnen Vegetationsformen zu nennen, da Abschnitt 5 dieselben unter dem erweiterten Gesichtspunkt der Formationslehre bringen wird. Nur in Kürze sollen die Vegetationsklassen hier aufgeführt werden.
Die Bäume und Sträucher, unter sich durch die sanftesten Uebergänge verbunden (wie fast alle biologi- schen Vegetationsklassen), aber trotzdem als zwei ge- trennte Klassen aufrecht zu halten, umschliessen die Hauptmasse aller oberirdisch ausdauernden Holzpflanzen. Den Charakter beständiger oder periodischer Belaubung zu ihrer weiteren Einteilung zu verwenden, liegt nach allem, was über die klimatischen Einflüsse gesagt war, am nächsten. Die periodisch sich belaubenden Bäume
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[63/0085]
Einteilung der Vegetationsklassen.
mit Holzstamm und einem grossen Apparat von Einrich-
tungen der Wasserzufuhr und Schutz vor Dürre und
Frost in freier Luft, die letzteren mit Krautstengeln,
welche in jeder Vegetationsperiode von neuem aus der
sie während der Ruhezeit schützenden Erddecke hervor-
brechen, umfassen als die beiden grössten Vegetations-
klassen eine ungeheure Menge von Pflanzen, welche bei
aller systematischen Verschiedenheit und bei aller Ver-
schiedenheit des Aussehens doch eine grosse Menge von
Lebensäusserungen gleichsinnig verrichten, und deren zu-
gehörige Vegetationsformen auch — worauf hier das
Hauptgewicht zu legen ist — nach der grossen klimati-
schen Periode unter sich starke Verschiedenheiten zeigen
und dadurch ein Mittel an die Hand geben, die Vegeta-
tionszonen der Erde scharf zu kennzeichnen. Diesen aus-
dauernden Vegetationsklassen der Blütenpflanzen stehen
die einjährigen Kräuter, welche ihre ganze Reproduktion
in je einer Vegetationsperiode vollenden, gegenüber und
sind auf enger beschränkte Klimate hingewiesen.
Es bedarf hier weder einer ausführlichen Auseinander-
setzung über die trennenden Unterschiede der hauptsäch-
lichsten Vegetationsklassen (vergl. die Ausführungen in
Schenks Handbuch der Botanik, Bd. III, T. 2, S. 486
bis 489, und in Neumayers Handbuch für Reisende, Bd. II,
S. 155), noch ist es nötig, hier schon die hervorragen-
den Träger im Vegetationsbilde der Erde für die einzelnen
Vegetationsformen zu nennen, da Abschnitt 5 dieselben
unter dem erweiterten Gesichtspunkt der Formationslehre
bringen wird. Nur in Kürze sollen die Vegetationsklassen
hier aufgeführt werden.
Die Bäume und Sträucher, unter sich durch die
sanftesten Uebergänge verbunden (wie fast alle biologi-
schen Vegetationsklassen), aber trotzdem als zwei ge-
trennte Klassen aufrecht zu halten, umschliessen die
Hauptmasse aller oberirdisch ausdauernden Holzpflanzen.
Den Charakter beständiger oder periodischer Belaubung
zu ihrer weiteren Einteilung zu verwenden, liegt nach
allem, was über die klimatischen Einflüsse gesagt war,
am nächsten. Die periodisch sich belaubenden Bäume
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/85>, abgerufen am 07.07.2024.
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