Winter und Frühling umfassen und die Vegetation im Hochsommer dort ruht, fällt dieselbe in den Tiefen von 50--100 m fast ganz auf den Sommer und Herbst und ruht hinwiederum fast völlig vom Februar bis April. Am raschesten findet ein Wechsel kleinerer Algen vom Winter zum Sommer hin statt; aber an der Oberfläche sind im Hochsommer die sonnigen Stellen auch von Brauntangen verödet.
Verbreitungsverhältnisse der ozeanischen Sippen. Seitdem ich in den "Florenreichen" (S. 39--43) einen ersten, noch vielfältig sehr schwach gestützten Ver- such zur Erzielung natürlicher Florengebiete im ozeani- schen Florenreich gemacht habe, welcher auch in seinen Resultaten in Schleidens "Meer" (a. a. O. S. 190) über- gegangen ist, sind noch keine grosse und allgemeine Arbeiten von Fachkennern in Hinsicht auf diese Frage geliefert, während wohl die Kenntnis einzelner Meeres- floren, besonders der arktischen durch Kjellman, der deut- schen durch Reinke, und der mittelmeerländischen durch die Arbeiten der zoologischen Station zu Neapel, wesent- lich gefördert sind. Unter Hinweis auf das in den "Flo- renreichen" Angeführte mag daher eine Wiederholung er- spart bleiben und nur gesagt werden, dass die Abtrennung eines borealen, eines tropischen und eines australen ozea- nischen Florengebietes, von denen jedes in durch Gat- tungen und Einzelarten geschiedene Bezirke zerfällt, auch heute noch natürlich erscheint.
Das boreale Gebiet mit einer Hauptmasse von Laminaria, Alaria, Agarum und Fucus reicht in Europa bis Irland, Frankreich und Spanien herab, wofür die Florenkarte von Europa im physikalischen Atlas einzelne Belege bietet, und im atlantischen Nordamerika bis 41° N. (Kap Cod); das Tropengebiet ist im Ozean viel weiter über die Wendekreise hinaus ausgedehnt, als auf dem Lande, und umfasst in diesem Sinne auch das Mittel- meer, charakterisiert sich im allgemeinen durch hohe Formentwickelung der Florideen und durch die mannig- faltigen Spielformen von Sargassum; das australe Ge- biet bringt einen erneuten Vorrat von Brauntangen in von den borealen wesentlich verschiedener Gestalt, die riesigen Macrocystis, Durvillaea etc., und besiedelt die
Arktisches Algenleben. Verbreitungsverhältnisse.
Winter und Frühling umfassen und die Vegetation im Hochsommer dort ruht, fällt dieselbe in den Tiefen von 50—100 m fast ganz auf den Sommer und Herbst und ruht hinwiederum fast völlig vom Februar bis April. Am raschesten findet ein Wechsel kleinerer Algen vom Winter zum Sommer hin statt; aber an der Oberfläche sind im Hochsommer die sonnigen Stellen auch von Brauntangen verödet.
Verbreitungsverhältnisse der ozeanischen Sippen. Seitdem ich in den „Florenreichen“ (S. 39—43) einen ersten, noch vielfältig sehr schwach gestützten Ver- such zur Erzielung natürlicher Florengebiete im ozeani- schen Florenreich gemacht habe, welcher auch in seinen Resultaten in Schleidens „Meer“ (a. a. O. S. 190) über- gegangen ist, sind noch keine grosse und allgemeine Arbeiten von Fachkennern in Hinsicht auf diese Frage geliefert, während wohl die Kenntnis einzelner Meeres- floren, besonders der arktischen durch Kjellman, der deut- schen durch Reinke, und der mittelmeerländischen durch die Arbeiten der zoologischen Station zu Neapel, wesent- lich gefördert sind. Unter Hinweis auf das in den „Flo- renreichen“ Angeführte mag daher eine Wiederholung er- spart bleiben und nur gesagt werden, dass die Abtrennung eines borealen, eines tropischen und eines australen ozea- nischen Florengebietes, von denen jedes in durch Gat- tungen und Einzelarten geschiedene Bezirke zerfällt, auch heute noch natürlich erscheint.
Das boreale Gebiet mit einer Hauptmasse von Laminaria, Alaria, Agarum und Fucus reicht in Europa bis Irland, Frankreich und Spanien herab, wofür die Florenkarte von Europa im physikalischen Atlas einzelne Belege bietet, und im atlantischen Nordamerika bis 41° N. (Kap Cod); das Tropengebiet ist im Ozean viel weiter über die Wendekreise hinaus ausgedehnt, als auf dem Lande, und umfasst in diesem Sinne auch das Mittel- meer, charakterisiert sich im allgemeinen durch hohe Formentwickelung der Florideen und durch die mannig- faltigen Spielformen von Sargassum; das australe Ge- biet bringt einen erneuten Vorrat von Brauntangen in von den borealen wesentlich verschiedener Gestalt, die riesigen Macrocystis, Durvillaea etc., und besiedelt die
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Arktisches Algenleben. Verbreitungsverhältnisse.
Winter und Frühling umfassen und die Vegetation im Hochsommer
dort ruht, fällt dieselbe in den Tiefen von 50—100 m fast ganz
auf den Sommer und Herbst und ruht hinwiederum fast völlig
vom Februar bis April. Am raschesten findet ein Wechsel kleinerer
Algen vom Winter zum Sommer hin statt; aber an der Oberfläche
sind im Hochsommer die sonnigen Stellen auch von Brauntangen
verödet.
Verbreitungsverhältnisse der ozeanischen
Sippen. Seitdem ich in den „Florenreichen“ (S. 39—43)
einen ersten, noch vielfältig sehr schwach gestützten Ver-
such zur Erzielung natürlicher Florengebiete im ozeani-
schen Florenreich gemacht habe, welcher auch in seinen
Resultaten in Schleidens „Meer“ (a. a. O. S. 190) über-
gegangen ist, sind noch keine grosse und allgemeine
Arbeiten von Fachkennern in Hinsicht auf diese Frage
geliefert, während wohl die Kenntnis einzelner Meeres-
floren, besonders der arktischen durch Kjellman, der deut-
schen durch Reinke, und der mittelmeerländischen durch
die Arbeiten der zoologischen Station zu Neapel, wesent-
lich gefördert sind. Unter Hinweis auf das in den „Flo-
renreichen“ Angeführte mag daher eine Wiederholung er-
spart bleiben und nur gesagt werden, dass die Abtrennung
eines borealen, eines tropischen und eines australen ozea-
nischen Florengebietes, von denen jedes in durch Gat-
tungen und Einzelarten geschiedene Bezirke zerfällt, auch
heute noch natürlich erscheint.
Das boreale Gebiet mit einer Hauptmasse von
Laminaria, Alaria, Agarum und Fucus reicht in Europa
bis Irland, Frankreich und Spanien herab, wofür die
Florenkarte von Europa im physikalischen Atlas einzelne
Belege bietet, und im atlantischen Nordamerika bis 41° N.
(Kap Cod); das Tropengebiet ist im Ozean viel weiter
über die Wendekreise hinaus ausgedehnt, als auf dem
Lande, und umfasst in diesem Sinne auch das Mittel-
meer, charakterisiert sich im allgemeinen durch hohe
Formentwickelung der Florideen und durch die mannig-
faltigen Spielformen von Sargassum; das australe Ge-
biet bringt einen erneuten Vorrat von Brauntangen in
von den borealen wesentlich verschiedener Gestalt, die
riesigen Macrocystis, Durvillaea etc., und besiedelt die
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/587>, abgerufen am 24.11.2024.
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