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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Das ozeanische Florenreich.
Kapitel IV.
Das ozeanische Florenreich.

In scharfem Gegensatze zu allen Landfloren, ja auch
zu allen Binnengewässern, deren charakteristische Bestände
aus Sumpfpflanzen oder schwimmenden Blütenpflanzen
gebildet sind, welche an dem besonderen Charakter jedes
Florenreiches direkten Anteil nehmen und zu denen sich
ein artenreiches Beigemisch von chlorophyllgrünen Süss-
wasseralgen in geringen Grössenverhältnissen gesellt,
stehen alle Ozeane mit ihrer durchaus neue Formen bieten-
den und neue Lebensbedingungen entwickelnden Flora
von Seetangen und Seegräsern
. Diese fasse ich als
das "ozeanische Florenreich" zusammen, indem ich damit
den Begriff "ozeanisch" etwas anders und enger mit dem
Wesen des Meeres verbunden auffasse, als es in der Ver-
wendung der Begriffe "ozeanischer Inseln" geschieht.

Das Leben des Meeres, die Bedingungen der Ver-
breitung seiner Organismen und die faktisch vollzogene
Verbreitung derselben sind jüngere Zweige der Forschung.
Viel ist auf diesem Gebiete durch rege Arbeit in Europa
und Nordamerika an festen Küstenplätzen, unter denen
naturgemäß einzelne marine Stationen wie Neapel, Triest,
Cherbourg und Kiel einen hervorragenden Platz einneh-
men, geschehen, und viele bedeutende Expeditionen haben
im hohen Norden wie im antarktischen Inselreich und
beim Durchqueren der Weltmeere hier ihre schönsten Re-
sultate erzielt. Dennoch bringt es die Unübersichtlichkeit
der Anordnung der Organismen im Meere mit sich, dass
ganz neue Methoden der Forschung haben erfunden wer-
den müssen und dass trotzdem in den Totalverhältnissen
der Verbreitung noch viele Unklarheiten bestehen, welche
hinsichtlich der Landfloren längst überwunden sind. So
ist es innerhalb der Tropen besonders noch ungewiss,
inwieweit die einander gegenüberliegenden Küsten ver-
schiedener Kontinente, wie z. B. die brasilianischen Ge-

Das ozeanische Florenreich.
Kapitel IV.
Das ozeanische Florenreich.

In scharfem Gegensatze zu allen Landfloren, ja auch
zu allen Binnengewässern, deren charakteristische Bestände
aus Sumpfpflanzen oder schwimmenden Blütenpflanzen
gebildet sind, welche an dem besonderen Charakter jedes
Florenreiches direkten Anteil nehmen und zu denen sich
ein artenreiches Beigemisch von chlorophyllgrünen Süss-
wasseralgen in geringen Grössenverhältnissen gesellt,
stehen alle Ozeane mit ihrer durchaus neue Formen bieten-
den und neue Lebensbedingungen entwickelnden Flora
von Seetangen und Seegräsern
. Diese fasse ich als
das „ozeanische Florenreich“ zusammen, indem ich damit
den Begriff „ozeanisch“ etwas anders und enger mit dem
Wesen des Meeres verbunden auffasse, als es in der Ver-
wendung der Begriffe „ozeanischer Inseln“ geschieht.

Das Leben des Meeres, die Bedingungen der Ver-
breitung seiner Organismen und die faktisch vollzogene
Verbreitung derselben sind jüngere Zweige der Forschung.
Viel ist auf diesem Gebiete durch rege Arbeit in Europa
und Nordamerika an festen Küstenplätzen, unter denen
naturgemäß einzelne marine Stationen wie Neapel, Triest,
Cherbourg und Kiel einen hervorragenden Platz einneh-
men, geschehen, und viele bedeutende Expeditionen haben
im hohen Norden wie im antarktischen Inselreich und
beim Durchqueren der Weltmeere hier ihre schönsten Re-
sultate erzielt. Dennoch bringt es die Unübersichtlichkeit
der Anordnung der Organismen im Meere mit sich, dass
ganz neue Methoden der Forschung haben erfunden wer-
den müssen und dass trotzdem in den Totalverhältnissen
der Verbreitung noch viele Unklarheiten bestehen, welche
hinsichtlich der Landfloren längst überwunden sind. So
ist es innerhalb der Tropen besonders noch ungewiss,
inwieweit die einander gegenüberliegenden Küsten ver-
schiedener Kontinente, wie z. B. die brasilianischen Ge-

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[546/0578] Das ozeanische Florenreich. Kapitel IV. Das ozeanische Florenreich. In scharfem Gegensatze zu allen Landfloren, ja auch zu allen Binnengewässern, deren charakteristische Bestände aus Sumpfpflanzen oder schwimmenden Blütenpflanzen gebildet sind, welche an dem besonderen Charakter jedes Florenreiches direkten Anteil nehmen und zu denen sich ein artenreiches Beigemisch von chlorophyllgrünen Süss- wasseralgen in geringen Grössenverhältnissen gesellt, stehen alle Ozeane mit ihrer durchaus neue Formen bieten- den und neue Lebensbedingungen entwickelnden Flora von Seetangen und Seegräsern. Diese fasse ich als das „ozeanische Florenreich“ zusammen, indem ich damit den Begriff „ozeanisch“ etwas anders und enger mit dem Wesen des Meeres verbunden auffasse, als es in der Ver- wendung der Begriffe „ozeanischer Inseln“ geschieht. Das Leben des Meeres, die Bedingungen der Ver- breitung seiner Organismen und die faktisch vollzogene Verbreitung derselben sind jüngere Zweige der Forschung. Viel ist auf diesem Gebiete durch rege Arbeit in Europa und Nordamerika an festen Küstenplätzen, unter denen naturgemäß einzelne marine Stationen wie Neapel, Triest, Cherbourg und Kiel einen hervorragenden Platz einneh- men, geschehen, und viele bedeutende Expeditionen haben im hohen Norden wie im antarktischen Inselreich und beim Durchqueren der Weltmeere hier ihre schönsten Re- sultate erzielt. Dennoch bringt es die Unübersichtlichkeit der Anordnung der Organismen im Meere mit sich, dass ganz neue Methoden der Forschung haben erfunden wer- den müssen und dass trotzdem in den Totalverhältnissen der Verbreitung noch viele Unklarheiten bestehen, welche hinsichtlich der Landfloren längst überwunden sind. So ist es innerhalb der Tropen besonders noch ungewiss, inwieweit die einander gegenüberliegenden Küsten ver- schiedener Kontinente, wie z. B. die brasilianischen Ge-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/578>, abgerufen am 24.11.2024.