20° S. herum noch unklar aussehen. Es versteht sich von selbst, dass es auch nach Martius' originalen Floren- karten von Brasilien neuer grundlegender pflanzengeo- graphischer Kartographien bedarf, welche im Lande selbst von hervorragenden Floristen entworfen werden müssen, um die vielleicht richtigen Grundlinien auf ein besseres Material zu stützen und auszufeilen. Folgendes ist die Uebersicht ihrer Anordnung:
1. Colombische Tropenregion (mit Einschluss des südlichen Centralamerikas), im andinen Berglande bis zu circa 1300 m Höhe hinauf (400 m höher hinauf ge- rechnet als die Tropenregion des Himalaya, was der äquatorialen Lage zuzuschreiben ist). Reiche Vegetation von Regenwäldern aus allen tropisch-amerikanischen Sippen, in den Palmen besonders durch die Steinnüsse liefernde Phytelephas charakterisiert (welche im Orinoko- Amazonasgebiet fehlt), das vermutliche Ursprungsland der Cocos nucifera, Heimat einer grossen Anzahl von Iriartea, Attalea (butyracea), Cocos-Arten der Gruppe Syagrus etc. Von Laubbäumen sind in der bisherigen Litteratur wenige als physiognomisch von besonders hoher Bedeutung her- vorgehoben; die Myrtaceen Couroupita nicaraguensis und guianensis kennzeichnet Orsted als solche, verbreitet von Nicaragua bis Cayenne und den Kariben.
2. Subtropische und gemäßigte Andenregion, das Bergland von 1300 m aufwärts bis zu den Paramo- formationen bei circa 3400 m Höhe umfassend, und die dritte Abteilung der IV. Vegetationszone darstellend. Diese wundervolle Vegetation und reiche Flora gliedert sich naturgemäß in mehrere Abteilungen: a) Obere Pal- men, Dickichte von Guadua (1200--1600 m), Farnwald. b) Cinchona-Region in nach Breiten verschiedener Höhe, meist um 2000 m oder höchstens bei 2500 m endend. c) Wachspalmen-Region: Ceroxylon Andicola, cerifera u. a. 1800--3000 m. d) Andesrosen-Region von Bejaria (2800 bis 3100 m in Verbindung mit der folgenden). e) Alpine Gesträuche von Buddleja, Baccharis, Barnadesia, Escal- lonia, Drimys, Podocarpus, 2800--3400 m; Grenze der
19. Tropisches Südamerika.
20° S. herum noch unklar aussehen. Es versteht sich von selbst, dass es auch nach Martius’ originalen Floren- karten von Brasilien neuer grundlegender pflanzengeo- graphischer Kartographien bedarf, welche im Lande selbst von hervorragenden Floristen entworfen werden müssen, um die vielleicht richtigen Grundlinien auf ein besseres Material zu stützen und auszufeilen. Folgendes ist die Uebersicht ihrer Anordnung:
1. Colombische Tropenregion (mit Einschluss des südlichen Centralamerikas), im andinen Berglande bis zu circa 1300 m Höhe hinauf (400 m höher hinauf ge- rechnet als die Tropenregion des Himalaya, was der äquatorialen Lage zuzuschreiben ist). Reiche Vegetation von Regenwäldern aus allen tropisch-amerikanischen Sippen, in den Palmen besonders durch die Steinnüsse liefernde Phytelephas charakterisiert (welche im Orinoko- Amazonasgebiet fehlt), das vermutliche Ursprungsland der Cocos nucifera, Heimat einer grossen Anzahl von Iriartea, Attalea (butyracea), Cocos-Arten der Gruppe Syagrus etc. Von Laubbäumen sind in der bisherigen Litteratur wenige als physiognomisch von besonders hoher Bedeutung her- vorgehoben; die Myrtaceen Couroupita nicaraguensis und guianensis kennzeichnet Orsted als solche, verbreitet von Nicaragua bis Cayenne und den Kariben.
2. Subtropische und gemäßigte Andenregion, das Bergland von 1300 m aufwärts bis zu den Páramo- formationen bei circa 3400 m Höhe umfassend, und die dritte Abteilung der IV. Vegetationszone darstellend. Diese wundervolle Vegetation und reiche Flora gliedert sich naturgemäß in mehrere Abteilungen: a) Obere Pal- men, Dickichte von Guadua (1200—1600 m), Farnwald. b) Cinchona-Region in nach Breiten verschiedener Höhe, meist um 2000 m oder höchstens bei 2500 m endend. c) Wachspalmen-Region: Ceroxylon Andicola, cerifera u. a. 1800—3000 m. d) Andesrosen-Region von Bejaria (2800 bis 3100 m in Verbindung mit der folgenden). e) Alpine Gesträuche von Buddleja, Baccharis, Barnadesia, Escal- lonia, Drimys, Podocarpus, 2800—3400 m; Grenze der
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19. Tropisches Südamerika.
20° S. herum noch unklar aussehen. Es versteht sich
von selbst, dass es auch nach Martius’ originalen Floren-
karten von Brasilien neuer grundlegender pflanzengeo-
graphischer Kartographien bedarf, welche im Lande selbst
von hervorragenden Floristen entworfen werden müssen,
um die vielleicht richtigen Grundlinien auf ein besseres
Material zu stützen und auszufeilen. Folgendes ist die
Uebersicht ihrer Anordnung:
1. Colombische Tropenregion (mit Einschluss
des südlichen Centralamerikas), im andinen Berglande bis
zu circa 1300 m Höhe hinauf (400 m höher hinauf ge-
rechnet als die Tropenregion des Himalaya, was der
äquatorialen Lage zuzuschreiben ist). Reiche Vegetation
von Regenwäldern aus allen tropisch-amerikanischen
Sippen, in den Palmen besonders durch die Steinnüsse
liefernde Phytelephas charakterisiert (welche im Orinoko-
Amazonasgebiet fehlt), das vermutliche Ursprungsland der
Cocos nucifera, Heimat einer grossen Anzahl von Iriartea,
Attalea (butyracea), Cocos-Arten der Gruppe Syagrus etc.
Von Laubbäumen sind in der bisherigen Litteratur wenige
als physiognomisch von besonders hoher Bedeutung her-
vorgehoben; die Myrtaceen Couroupita nicaraguensis und
guianensis kennzeichnet Orsted als solche, verbreitet von
Nicaragua bis Cayenne und den Kariben.
2. Subtropische und gemäßigte Andenregion,
das Bergland von 1300 m aufwärts bis zu den Páramo-
formationen bei circa 3400 m Höhe umfassend, und
die dritte Abteilung der IV. Vegetationszone darstellend.
Diese wundervolle Vegetation und reiche Flora gliedert
sich naturgemäß in mehrere Abteilungen: a) Obere Pal-
men, Dickichte von Guadua (1200—1600 m), Farnwald.
b) Cinchona-Region in nach Breiten verschiedener Höhe,
meist um 2000 m oder höchstens bei 2500 m endend.
c) Wachspalmen-Region: Ceroxylon Andicola, cerifera u. a.
1800—3000 m. d) Andesrosen-Region von Bejaria (2800
bis 3100 m in Verbindung mit der folgenden). e) Alpine
Gesträuche von Buddleja, Baccharis, Barnadesia, Escal-
lonia, Drimys, Podocarpus, 2800—3400 m; Grenze der
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/552>, abgerufen am 22.11.2024.
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