um derentwillen sie in dem Besitze eingeborener Familien forterbt. Als einer der schönsten dikotylen Waldbäume gilt die Sterculiacee: Brachychiton acerifolium, endemisch in Queensland und Neusüdwales, wo ausserdem 33 andere Arten dieser Tropenfamilie vorkommen. Hier berühren sich in dem Zwischenraum zwischen südlichem Wende- kreis und 30° S. an der Innenseite des Küstengebirges die Südgrenze der tropischen Sommerregen und die Nord- grenze der subtropischen Winterregen vom März bis November (Geogr. Mittlgn. 1868, Taf. 21). -- Im nord- westlichen Küstengebiete begegnen sich hauptsächlich an der Nickolbai (21° S.) und am Fortescue-R. die tropi- schen und südwestlichen Charakterformen, so dass ein vom Kingsund bis über die Sharksbai hinausreichendes und nach innen bis an die Wüstenformationen reichen- des Uebergangsgebiet entsteht, in welchem Livistona Mariae, merkwürdigerweise auch noch einmal im Glen of Palms am Nordhange der Macdonnell-Ra. unter dem Wendekreise im Innern wiederkehrend, die letzte Palme bildet. Im Innern des Landes sind nun aber die Busch- formationen weitaus am meisten für Australien cha- rakteristisch, und sie lassen mit Gras und Salzbusch nur verhältnismäßig kleine Flächen für Wüstenbildun- gen im strengen Sinne frei.
Das Innere Australiens, wenngleich unter gewissen Bedingungen auf weite Strecken hin wirklich vegetations- los oder mit sehr dürftiger Vegetation bedeckt, darf doch nicht in zu grosser Ausdehnung so betrachtet werden und ist nirgends absolut regenlos. Auch Jung hebt die Seltenheit regenloser Wüsten ausdrücklich hervor und nennt die charakteristischen Gewächse der Einöden (G. J., VIII, 216). Weit ausgedehnt sind an den besseren Stel- len die Bestände geselliger Holzpflanzen hauptsächlich in immergrüner Strauchform: der Scrub; es gibt sehr verschiedene Klassen vom australischen Scrub, wobei man zu bedenken hat, dass bei der weiten Ausdehnung des Inneren aus rein tropischen Gegenden bis zur trocke- nen Süd- und zur waldgebirgigen Südostküste eine grössere Zahl verschiedener, wenn auch ähnlicher oder nahe ver-
16. Australien.
um derentwillen sie in dem Besitze eingeborener Familien forterbt. Als einer der schönsten dikotylen Waldbäume gilt die Sterculiacee: Brachychiton acerifolium, endemisch in Queensland und Neusüdwales, wo ausserdem 33 andere Arten dieser Tropenfamilie vorkommen. Hier berühren sich in dem Zwischenraum zwischen südlichem Wende- kreis und 30° S. an der Innenseite des Küstengebirges die Südgrenze der tropischen Sommerregen und die Nord- grenze der subtropischen Winterregen vom März bis November (Geogr. Mittlgn. 1868, Taf. 21). — Im nord- westlichen Küstengebiete begegnen sich hauptsächlich an der Nickolbai (21° S.) und am Fortescue-R. die tropi- schen und südwestlichen Charakterformen, so dass ein vom Kingsund bis über die Sharksbai hinausreichendes und nach innen bis an die Wüstenformationen reichen- des Uebergangsgebiet entsteht, in welchem Livistona Mariae, merkwürdigerweise auch noch einmal im Glen of Palms am Nordhange der Macdonnell-Ra. unter dem Wendekreise im Innern wiederkehrend, die letzte Palme bildet. Im Innern des Landes sind nun aber die Busch- formationen weitaus am meisten für Australien cha- rakteristisch, und sie lassen mit Gras und Salzbusch nur verhältnismäßig kleine Flächen für Wüstenbildun- gen im strengen Sinne frei.
Das Innere Australiens, wenngleich unter gewissen Bedingungen auf weite Strecken hin wirklich vegetations- los oder mit sehr dürftiger Vegetation bedeckt, darf doch nicht in zu grosser Ausdehnung so betrachtet werden und ist nirgends absolut regenlos. Auch Jung hebt die Seltenheit regenloser Wüsten ausdrücklich hervor und nennt die charakteristischen Gewächse der Einöden (G. J., VIII, 216). Weit ausgedehnt sind an den besseren Stel- len die Bestände geselliger Holzpflanzen hauptsächlich in immergrüner Strauchform: der Scrub; es gibt sehr verschiedene Klassen vom australischen Scrub, wobei man zu bedenken hat, dass bei der weiten Ausdehnung des Inneren aus rein tropischen Gegenden bis zur trocke- nen Süd- und zur waldgebirgigen Südostküste eine grössere Zahl verschiedener, wenn auch ähnlicher oder nahe ver-
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16. Australien.
um derentwillen sie in dem Besitze eingeborener Familien
forterbt. Als einer der schönsten dikotylen Waldbäume
gilt die Sterculiacee: Brachychiton acerifolium, endemisch
in Queensland und Neusüdwales, wo ausserdem 33 andere
Arten dieser Tropenfamilie vorkommen. Hier berühren
sich in dem Zwischenraum zwischen südlichem Wende-
kreis und 30° S. an der Innenseite des Küstengebirges
die Südgrenze der tropischen Sommerregen und die Nord-
grenze der subtropischen Winterregen vom März bis
November (Geogr. Mittlgn. 1868, Taf. 21). — Im nord-
westlichen Küstengebiete begegnen sich hauptsächlich an
der Nickolbai (21° S.) und am Fortescue-R. die tropi-
schen und südwestlichen Charakterformen, so dass ein
vom Kingsund bis über die Sharksbai hinausreichendes
und nach innen bis an die Wüstenformationen reichen-
des Uebergangsgebiet entsteht, in welchem Livistona
Mariae, merkwürdigerweise auch noch einmal im Glen
of Palms am Nordhange der Macdonnell-Ra. unter dem
Wendekreise im Innern wiederkehrend, die letzte Palme
bildet. Im Innern des Landes sind nun aber die Busch-
formationen weitaus am meisten für Australien cha-
rakteristisch, und sie lassen mit Gras und Salzbusch
nur verhältnismäßig kleine Flächen für Wüstenbildun-
gen im strengen Sinne frei.
Das Innere Australiens, wenngleich unter gewissen
Bedingungen auf weite Strecken hin wirklich vegetations-
los oder mit sehr dürftiger Vegetation bedeckt, darf doch
nicht in zu grosser Ausdehnung so betrachtet werden
und ist nirgends absolut regenlos. Auch Jung hebt die
Seltenheit regenloser Wüsten ausdrücklich hervor und
nennt die charakteristischen Gewächse der Einöden (G. J.,
VIII, 216). Weit ausgedehnt sind an den besseren Stel-
len die Bestände geselliger Holzpflanzen hauptsächlich
in immergrüner Strauchform: der Scrub; es gibt sehr
verschiedene Klassen vom australischen Scrub, wobei
man zu bedenken hat, dass bei der weiten Ausdehnung
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nen Süd- und zur waldgebirgigen Südostküste eine grössere
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/528>, abgerufen am 31.07.2024.
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