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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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für das Pflanzenleben.
ohne sie dort gerade in der gewöhnlichen Form als
Regen absetzen zu können, in ihnen einen Aus-
gleichungsfaktor erkennen, der vielleicht allein im stande
ist, hinsichtlich des Wassers eine dürftige Vegetation da
aufrecht zu halten, wo sonst vielleicht organisationslose
Wüste wäre.

Inwiefern kommt nun den Pflanzen der atmosphä-
rische Wasserdampf zur Befriedigung ihres Bedürfnisses
nach flüssigem Wasser zu gute? Früher neigte man zu
der einfachen Behauptung, dass die Pflanzen kein Wasser
bekämen als das, was in tropfbarer Form den Boden
erreichte und dadurch den Wurzeln zugänglich würde.
Diese absprechende Meinung, nach welcher die Mengen
von Wasserdampf in der Luft nur als Verdunstungsregu-
latoren im weitesten Sinne wirkten, indem ein um so ge-
ringerer Wasserverbrauch durch die Pflanze nötig wird, je
feuchter die Atmosphäre ist, würde gerade den trockenen
Klimaten (und dürren Standorten) die bei ihnen am meisten
nötige Wasserzufuhr versagen; wir sehen aber, dass sie
da ist, z. B. in der Garuaregion von Peru.

Nun muss man sich aber der näheren Umstände er-
innern, welche bei der Entnahme von Wasser aus dem
Erdreich durch die Wurzeln in Betracht kommen, und
es mag bei ihrer Erwähnung daher auf die topographisch-
regulierenden Bodenwirkungen verwiesen werden. Längst
nicht alles Wasser, welches der Boden zugeführt erhalten
hat, wird an die Wurzeln der Pflanzen in ihm abgegeben,
sondern es steht letzteren nur ein um so kleinerer Bruch-
teil davon zu Gebote, je stärker das Wasseranziehungs-
und Absorptionsvermögen der betreffenden Bodensorte
für Wasser ist. Ein Rest von Wasser verbleibt im Boden;
die Wurzeln der Pflanzen suchen ihm im Notfall auch
diesen Rest zu entziehen, aber er bleibt an die Erd-
teilchen hygroskopisch gebunden. Nun vermag hygro-
skopisches Erdreich -- und jede Bodensorte ist mehr oder
weniger hygroskopisch -- aus dampferfüllter Luft Wasser
selbständig zu kondensieren, und ist dadurch sein Wasser-
gehalt wieder etwas über den äussersten Grad von Trocken-
heit gestiegen, so vermag dieser Boden auch wieder eine

für das Pflanzenleben.
ohne sie dort gerade in der gewöhnlichen Form als
Regen absetzen zu können, in ihnen einen Aus-
gleichungsfaktor erkennen, der vielleicht allein im stande
ist, hinsichtlich des Wassers eine dürftige Vegetation da
aufrecht zu halten, wo sonst vielleicht organisationslose
Wüste wäre.

Inwiefern kommt nun den Pflanzen der atmosphä-
rische Wasserdampf zur Befriedigung ihres Bedürfnisses
nach flüssigem Wasser zu gute? Früher neigte man zu
der einfachen Behauptung, dass die Pflanzen kein Wasser
bekämen als das, was in tropfbarer Form den Boden
erreichte und dadurch den Wurzeln zugänglich würde.
Diese absprechende Meinung, nach welcher die Mengen
von Wasserdampf in der Luft nur als Verdunstungsregu-
latoren im weitesten Sinne wirkten, indem ein um so ge-
ringerer Wasserverbrauch durch die Pflanze nötig wird, je
feuchter die Atmosphäre ist, würde gerade den trockenen
Klimaten (und dürren Standorten) die bei ihnen am meisten
nötige Wasserzufuhr versagen; wir sehen aber, dass sie
da ist, z. B. in der Garuaregion von Peru.

Nun muss man sich aber der näheren Umstände er-
innern, welche bei der Entnahme von Wasser aus dem
Erdreich durch die Wurzeln in Betracht kommen, und
es mag bei ihrer Erwähnung daher auf die topographisch-
regulierenden Bodenwirkungen verwiesen werden. Längst
nicht alles Wasser, welches der Boden zugeführt erhalten
hat, wird an die Wurzeln der Pflanzen in ihm abgegeben,
sondern es steht letzteren nur ein um so kleinerer Bruch-
teil davon zu Gebote, je stärker das Wasseranziehungs-
und Absorptionsvermögen der betreffenden Bodensorte
für Wasser ist. Ein Rest von Wasser verbleibt im Boden;
die Wurzeln der Pflanzen suchen ihm im Notfall auch
diesen Rest zu entziehen, aber er bleibt an die Erd-
teilchen hygroskopisch gebunden. Nun vermag hygro-
skopisches Erdreich — und jede Bodensorte ist mehr oder
weniger hygroskopisch — aus dampferfüllter Luft Wasser
selbständig zu kondensieren, und ist dadurch sein Wasser-
gehalt wieder etwas über den äussersten Grad von Trocken-
heit gestiegen, so vermag dieser Boden auch wieder eine

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[29/0051] für das Pflanzenleben. ohne sie dort gerade in der gewöhnlichen Form als Regen absetzen zu können, in ihnen einen Aus- gleichungsfaktor erkennen, der vielleicht allein im stande ist, hinsichtlich des Wassers eine dürftige Vegetation da aufrecht zu halten, wo sonst vielleicht organisationslose Wüste wäre. Inwiefern kommt nun den Pflanzen der atmosphä- rische Wasserdampf zur Befriedigung ihres Bedürfnisses nach flüssigem Wasser zu gute? Früher neigte man zu der einfachen Behauptung, dass die Pflanzen kein Wasser bekämen als das, was in tropfbarer Form den Boden erreichte und dadurch den Wurzeln zugänglich würde. Diese absprechende Meinung, nach welcher die Mengen von Wasserdampf in der Luft nur als Verdunstungsregu- latoren im weitesten Sinne wirkten, indem ein um so ge- ringerer Wasserverbrauch durch die Pflanze nötig wird, je feuchter die Atmosphäre ist, würde gerade den trockenen Klimaten (und dürren Standorten) die bei ihnen am meisten nötige Wasserzufuhr versagen; wir sehen aber, dass sie da ist, z. B. in der Garuaregion von Peru. Nun muss man sich aber der näheren Umstände er- innern, welche bei der Entnahme von Wasser aus dem Erdreich durch die Wurzeln in Betracht kommen, und es mag bei ihrer Erwähnung daher auf die topographisch- regulierenden Bodenwirkungen verwiesen werden. Längst nicht alles Wasser, welches der Boden zugeführt erhalten hat, wird an die Wurzeln der Pflanzen in ihm abgegeben, sondern es steht letzteren nur ein um so kleinerer Bruch- teil davon zu Gebote, je stärker das Wasseranziehungs- und Absorptionsvermögen der betreffenden Bodensorte für Wasser ist. Ein Rest von Wasser verbleibt im Boden; die Wurzeln der Pflanzen suchen ihm im Notfall auch diesen Rest zu entziehen, aber er bleibt an die Erd- teilchen hygroskopisch gebunden. Nun vermag hygro- skopisches Erdreich — und jede Bodensorte ist mehr oder weniger hygroskopisch — aus dampferfüllter Luft Wasser selbständig zu kondensieren, und ist dadurch sein Wasser- gehalt wieder etwas über den äussersten Grad von Trocken- heit gestiegen, so vermag dieser Boden auch wieder eine

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/51>, abgerufen am 22.11.2024.