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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient.
Wälder beginnen; und während dieselbe durch Dattel-
palme und Tamariske mit dem Orient ebenso, wie mit
dem benachbarten Afrika verbunden wird, weisen fleischige
Euphorbien auf letzteren Kontinent allein hin. Diese
hier kurz angedeuteten Prinzipien der Gliederung sind
von Grisebach (V. d. E, II, Kap. XXIV 1--3) ausführ-
lich besprochen; ihre Florenentwickelung siehe oben,
S. 129.

1. Die Dattelpalme der Canaren in der unteren Strauch-
vegetationsregion
, welche je nach der Lage bis 500 m oder
bis gegen 800 m hoch hinaufreicht, ist vielleicht eine eigene Art:
Phoenix Jubae oder Ph. canariensis genannt; nach Christ, auf
dessen ausgezeichnete Schilderungen verwiesen werden mag, lebt
sie auf den sämtlichen westlichen Canaren in Menge, heute aber
meist im Bereich der Kultur, an manchen Stellen wild mit Pinus
canariensis beobachtet. Tamarix canariensis; Euphorbia cana-
riensis, balsamifera, regis Jubae; Kleinia neriifolia; Crassulaceen
und grosse Statice-Arten (9! "von denen keine einzige auch nur
ein anderes Glied der atlantischen Inselwelt berührt") bilden die
hauptsächlichen Charakterarten in dieser Region.

2. Die immergrüne Lorbeerwaldregion reicht von den
trockenen Küstenebenen und Hügeln, oft unmittelbar vom Meeres-
gestade abgesehen von den Kultureingriffen, etwa 1200 m hoch
hinauf, auf den Azoren nur bis 800 m. Die wichtigsten Bäume
auf den Canaren und Madeira sind Laurus canariensis (dem süd-
europäischen Lorbeer ähnlich, aber zu voller Baumgrösse ent-
wickelt), Persea indica (bis 40 m hoch), Oreodaphne foetens von
den Eingeborenen mit Linden verglichen; seltener ist Phoebe
barbusana. Persea indica bewohnt auch alle Azoreninseln, dazu
P. azorica; ebenso ist Oreodaphne auf den Azoren wild, aber
Laurus canariensis nur kultiviert; Myrica Faya tritt als immer-
grüner Strauch ein. Auf den Canaren und Madeira verleiht der
Drachenbaum, Dracaena Draco, der Vegetation einen höchst eigen-
tümlichen Stengel als Einzelbild und ist deshalb mit zur Namens-
gebung der makaronesischen Vegetation benutzt; "sie ist der warmen
Region des Archipels von Madeira, den canarischen Inseln und
den Kap-Verden eigen, soll nach den Azoren erst durch die Kultur
verpflanzt sein" (Griseb. V. d. E., II, 480). Clethra arborea und
die Sapotacee Sideroxylon geben Madeira einen systematisch alt-
tertiären Charakter.

3. Die Nadelholz- und Erikengesträuchregion löst
oberwärts die Lorbeerbäume ab und erstreckt sich etwa 1800 m
hoch, durch die Feuchtigkeit begünstigt. Pinus canariensis aller-
dings bewohnt von 1100 m an die trockenen, dem Wind und der
Sonne ausgesetzten Böschungen mit Cistus, Daphne Gnidium;
(Daphne Laureola gemein auf den Azoren). Juniperus Cedrus und

4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient.
Wälder beginnen; und während dieselbe durch Dattel-
palme und Tamariske mit dem Orient ebenso, wie mit
dem benachbarten Afrika verbunden wird, weisen fleischige
Euphorbien auf letzteren Kontinent allein hin. Diese
hier kurz angedeuteten Prinzipien der Gliederung sind
von Grisebach (V. d. E, II, Kap. XXIV 1—3) ausführ-
lich besprochen; ihre Florenentwickelung siehe oben,
S. 129.

1. Die Dattelpalme der Canaren in der unteren Strauch-
vegetationsregion
, welche je nach der Lage bis 500 m oder
bis gegen 800 m hoch hinaufreicht, ist vielleicht eine eigene Art:
Phoenix Jubae oder Ph. canariensis genannt; nach Christ, auf
dessen ausgezeichnete Schilderungen verwiesen werden mag, lebt
sie auf den sämtlichen westlichen Canaren in Menge, heute aber
meist im Bereich der Kultur, an manchen Stellen wild mit Pinus
canariensis beobachtet. Tamarix canariensis; Euphorbia cana-
riensis, balsamifera, regis Jubae; Kleinia neriifolia; Crassulaceen
und grosse Statice-Arten (9! „von denen keine einzige auch nur
ein anderes Glied der atlantischen Inselwelt berührt“) bilden die
hauptsächlichen Charakterarten in dieser Region.

2. Die immergrüne Lorbeerwaldregion reicht von den
trockenen Küstenebenen und Hügeln, oft unmittelbar vom Meeres-
gestade abgesehen von den Kultureingriffen, etwa 1200 m hoch
hinauf, auf den Azoren nur bis 800 m. Die wichtigsten Bäume
auf den Canaren und Madeira sind Laurus canariensis (dem süd-
europäischen Lorbeer ähnlich, aber zu voller Baumgrösse ent-
wickelt), Persea indica (bis 40 m hoch), Oreodaphne foetens von
den Eingeborenen mit Linden verglichen; seltener ist Phoebe
barbusana. Persea indica bewohnt auch alle Azoreninseln, dazu
P. azorica; ebenso ist Oreodaphne auf den Azoren wild, aber
Laurus canariensis nur kultiviert; Myrica Faya tritt als immer-
grüner Strauch ein. Auf den Canaren und Madeira verleiht der
Drachenbaum, Dracaena Draco, der Vegetation einen höchst eigen-
tümlichen Stengel als Einzelbild und ist deshalb mit zur Namens-
gebung der makaronesischen Vegetation benutzt; „sie ist der warmen
Region des Archipels von Madeira, den canarischen Inseln und
den Kap-Verden eigen, soll nach den Azoren erst durch die Kultur
verpflanzt sein“ (Griseb. V. d. E., II, 480). Clethra arborea und
die Sapotacee Sideroxylon geben Madeira einen systematisch alt-
tertiären Charakter.

3. Die Nadelholz- und Erikengesträuchregion löst
oberwärts die Lorbeerbäume ab und erstreckt sich etwa 1800 m
hoch, durch die Feuchtigkeit begünstigt. Pinus canariensis aller-
dings bewohnt von 1100 m an die trockenen, dem Wind und der
Sonne ausgesetzten Böschungen mit Cistus, Daphne Gnidium;
(Daphne Laureola gemein auf den Azoren). Juniperus Cedrus und

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[394/0426] 4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient. Wälder beginnen; und während dieselbe durch Dattel- palme und Tamariske mit dem Orient ebenso, wie mit dem benachbarten Afrika verbunden wird, weisen fleischige Euphorbien auf letzteren Kontinent allein hin. Diese hier kurz angedeuteten Prinzipien der Gliederung sind von Grisebach (V. d. E, II, Kap. XXIV 1—3) ausführ- lich besprochen; ihre Florenentwickelung siehe oben, S. 129. 1. Die Dattelpalme der Canaren in der unteren Strauch- vegetationsregion, welche je nach der Lage bis 500 m oder bis gegen 800 m hoch hinaufreicht, ist vielleicht eine eigene Art: Phoenix Jubae oder Ph. canariensis genannt; nach Christ, auf dessen ausgezeichnete Schilderungen verwiesen werden mag, lebt sie auf den sämtlichen westlichen Canaren in Menge, heute aber meist im Bereich der Kultur, an manchen Stellen wild mit Pinus canariensis beobachtet. Tamarix canariensis; Euphorbia cana- riensis, balsamifera, regis Jubae; Kleinia neriifolia; Crassulaceen und grosse Statice-Arten (9! „von denen keine einzige auch nur ein anderes Glied der atlantischen Inselwelt berührt“) bilden die hauptsächlichen Charakterarten in dieser Region. 2. Die immergrüne Lorbeerwaldregion reicht von den trockenen Küstenebenen und Hügeln, oft unmittelbar vom Meeres- gestade abgesehen von den Kultureingriffen, etwa 1200 m hoch hinauf, auf den Azoren nur bis 800 m. Die wichtigsten Bäume auf den Canaren und Madeira sind Laurus canariensis (dem süd- europäischen Lorbeer ähnlich, aber zu voller Baumgrösse ent- wickelt), Persea indica (bis 40 m hoch), Oreodaphne foetens von den Eingeborenen mit Linden verglichen; seltener ist Phoebe barbusana. Persea indica bewohnt auch alle Azoreninseln, dazu P. azorica; ebenso ist Oreodaphne auf den Azoren wild, aber Laurus canariensis nur kultiviert; Myrica Faya tritt als immer- grüner Strauch ein. Auf den Canaren und Madeira verleiht der Drachenbaum, Dracaena Draco, der Vegetation einen höchst eigen- tümlichen Stengel als Einzelbild und ist deshalb mit zur Namens- gebung der makaronesischen Vegetation benutzt; „sie ist der warmen Region des Archipels von Madeira, den canarischen Inseln und den Kap-Verden eigen, soll nach den Azoren erst durch die Kultur verpflanzt sein“ (Griseb. V. d. E., II, 480). Clethra arborea und die Sapotacee Sideroxylon geben Madeira einen systematisch alt- tertiären Charakter. 3. Die Nadelholz- und Erikengesträuchregion löst oberwärts die Lorbeerbäume ab und erstreckt sich etwa 1800 m hoch, durch die Feuchtigkeit begünstigt. Pinus canariensis aller- dings bewohnt von 1100 m an die trockenen, dem Wind und der Sonne ausgesetzten Böschungen mit Cistus, Daphne Gnidium; (Daphne Laureola gemein auf den Azoren). Juniperus Cedrus und

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/426>, abgerufen am 21.05.2024.