Wälder in Verbindung mit immergrünen Gesträuchen ("Maquis", s. oben S. 281 und Griseb. V. d. E., S. 281); Coniferen und Eichen liefern die wichtigsten immergrünen Bäume; die Zahl der Sträucher ist viel grösser: Myrtus communis, Laurus nobilis, Arbutus Unedo und Andrachne, die Pistacia-Arten, Erica arborea und andere (im Osten immer seltener werdende) Ericinen sind einige wohlbekannte Erscheinungen daraus. Andere Charaktersträucher sind sommergrün. Voran stehen dann in der Auffälligkeit die Steppenformationen mit ihren Dornsträuchern, Wer- muth und Melden (Salsolaceen), darunter zahlreiche Stau- den und Zwiebelgewächse aller möglichen Familien. Ihnen wirken im niederschlagsreichen Gelände die gemischten Halbstrauch- und Staudenmatten, auch Matten einjähriger Gräser und wechselnder Blüten entgegen, in denen duf- tende Labiaten und Compositen, die Trifolium- und Me- dicago-Arten so überaus zahlreich vertreten sind: sie be- wirken mit den Steppenpflanzen den grossen Arten- reichtum dieser ganzen Ländergruppe, welcher sich in der Erscheinungsweise und Gliederung wohl am meisten mit dem des nordmexikanisch-texanisch-floridanischen Ge- bietes vergleichen lässt.
Die hauptsächlichsten besonderen Merkmale der ein- zelnen Ländergruppen knüpfen wir an 9, nach West und Ost, wie nach der orographischen Gesamtgestaltung ab- gegliederten Vegetationsregionen.
I. Vegetationsregionen der Atlantischen In- seln (Makaronesien). -- Die Azoren, die Insel Madeira und die Canaren bilden drei getrennte, an endemischen Florenbestandteilen reiche und durch eine eigenartige Anordnung der Vegetation ausgezeichnete Florenbezirke, deren westeuropäischer Charakter besonders durch ein Hervortreten von Ericaceen und anderen immergrünen Gesträuchen gezeigt wird, welche sich aber zugleich durch ein sonst im ganzen mediterran-orientalen Florenreich vermisstes reiches Auftreten schöner Lauraceen im immer- grünen Wald und Buschwald auszeichnen. Die Canaren sondern gleichzeitig eine eigene untere trockene ("Succu- lenten"-Region) aus, über welcher erst die immergrünen
Endemische Arten. Formationen.
Wälder in Verbindung mit immergrünen Gesträuchen („Maquis“, s. oben S. 281 und Griseb. V. d. E., S. 281); Coniferen und Eichen liefern die wichtigsten immergrünen Bäume; die Zahl der Sträucher ist viel grösser: Myrtus communis, Laurus nobilis, Arbutus Unedo und Andrachne, die Pistacia-Arten, Erica arborea und andere (im Osten immer seltener werdende) Ericinen sind einige wohlbekannte Erscheinungen daraus. Andere Charaktersträucher sind sommergrün. Voran stehen dann in der Auffälligkeit die Steppenformationen mit ihren Dornsträuchern, Wer- muth und Melden (Salsolaceen), darunter zahlreiche Stau- den und Zwiebelgewächse aller möglichen Familien. Ihnen wirken im niederschlagsreichen Gelände die gemischten Halbstrauch- und Staudenmatten, auch Matten einjähriger Gräser und wechselnder Blüten entgegen, in denen duf- tende Labiaten und Compositen, die Trifolium- und Me- dicago-Arten so überaus zahlreich vertreten sind: sie be- wirken mit den Steppenpflanzen den grossen Arten- reichtum dieser ganzen Ländergruppe, welcher sich in der Erscheinungsweise und Gliederung wohl am meisten mit dem des nordmexikanisch-texanisch-floridanischen Ge- bietes vergleichen lässt.
Die hauptsächlichsten besonderen Merkmale der ein- zelnen Ländergruppen knüpfen wir an 9, nach West und Ost, wie nach der orographischen Gesamtgestaltung ab- gegliederten Vegetationsregionen.
I. Vegetationsregionen der Atlantischen In- seln (Makaronesien). — Die Azoren, die Insel Madeira und die Canaren bilden drei getrennte, an endemischen Florenbestandteilen reiche und durch eine eigenartige Anordnung der Vegetation ausgezeichnete Florenbezirke, deren westeuropäischer Charakter besonders durch ein Hervortreten von Ericaceen und anderen immergrünen Gesträuchen gezeigt wird, welche sich aber zugleich durch ein sonst im ganzen mediterran-orientalen Florenreich vermisstes reiches Auftreten schöner Lauraceen im immer- grünen Wald und Buschwald auszeichnen. Die Canaren sondern gleichzeitig eine eigene untere trockene („Succu- lenten“-Region) aus, über welcher erst die immergrünen
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Endemische Arten. Formationen.
Wälder in Verbindung mit immergrünen Gesträuchen
(„Maquis“, s. oben S. 281 und Griseb. V. d. E., S. 281);
Coniferen und Eichen liefern die wichtigsten immergrünen
Bäume; die Zahl der Sträucher ist viel grösser: Myrtus
communis, Laurus nobilis, Arbutus Unedo und Andrachne,
die Pistacia-Arten, Erica arborea und andere (im Osten
immer seltener werdende) Ericinen sind einige wohlbekannte
Erscheinungen daraus. Andere Charaktersträucher sind
sommergrün. Voran stehen dann in der Auffälligkeit
die Steppenformationen mit ihren Dornsträuchern, Wer-
muth und Melden (Salsolaceen), darunter zahlreiche Stau-
den und Zwiebelgewächse aller möglichen Familien. Ihnen
wirken im niederschlagsreichen Gelände die gemischten
Halbstrauch- und Staudenmatten, auch Matten einjähriger
Gräser und wechselnder Blüten entgegen, in denen duf-
tende Labiaten und Compositen, die Trifolium- und Me-
dicago-Arten so überaus zahlreich vertreten sind: sie be-
wirken mit den Steppenpflanzen den grossen Arten-
reichtum dieser ganzen Ländergruppe, welcher sich in
der Erscheinungsweise und Gliederung wohl am meisten
mit dem des nordmexikanisch-texanisch-floridanischen Ge-
bietes vergleichen lässt.
Die hauptsächlichsten besonderen Merkmale der ein-
zelnen Ländergruppen knüpfen wir an 9, nach West und
Ost, wie nach der orographischen Gesamtgestaltung ab-
gegliederten Vegetationsregionen.
I. Vegetationsregionen der Atlantischen In-
seln (Makaronesien). — Die Azoren, die Insel Madeira
und die Canaren bilden drei getrennte, an endemischen
Florenbestandteilen reiche und durch eine eigenartige
Anordnung der Vegetation ausgezeichnete Florenbezirke,
deren westeuropäischer Charakter besonders durch ein
Hervortreten von Ericaceen und anderen immergrünen
Gesträuchen gezeigt wird, welche sich aber zugleich durch
ein sonst im ganzen mediterran-orientalen Florenreich
vermisstes reiches Auftreten schöner Lauraceen im immer-
grünen Wald und Buschwald auszeichnen. Die Canaren
sondern gleichzeitig eine eigene untere trockene („Succu-
lenten“-Region) aus, über welcher erst die immergrünen
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/425>, abgerufen am 07.07.2024.
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