aufzuweisen hatte; die erstere Hälfte blühte üppig und setzte Früchte an, die in 7 stündiger Beleuchtung er- zogene dagegen vermochte keine Blüthenknospe zur Ent- wickelung zu bringen. Der besondere Vorzug der unaus- gesetzten Bestrahlung ohne Wechsel von Tag und Nacht im Polarsommer für die dortige kurzlebige Vegetation lässt sich hiernach deutlich beurteilen, wenngleich der niedere Sonnenstand selbst einer ausgiebigen Wirkung ent- gegensteht. -- Doch lässt sich aus den Wärmewirkungen auf das Insolations-Thermometer ersehen, wie gross that- sächlich im arktischen Hochsommer die Sonnenkraft eines einzelnen Tages sein kann.
Bei der Seltenheit derartiger Beobachtungen möge eine von Warming am 26. Juli 1884 zu Kristianshaab gemachte Messung hier mitgeteilt werden:
Schwarze Thermometer-Kugel:
6 1/2 h Vm.
7 1/2 h Vm.
8 1/2 h Vm.
9 h Vm.
1 h Nm.
2 h Nm.
4 h Nm.
18°C.
22 1/2°C.
23°C.
30°C.
33°C.
35°C.
31 1/2°C.
Blanke Thermometer-Kugel:
6 1/2 h Vm.
7 1/2 h Vm.
8 1/2 h Vm.
9 h Vm.
1 h Nm.
2 h Nm.
4 h Nm.
15°C.
20 1/2°C.
19°C.
24 1/2°C.
30°C.
31°C.
27°C.
Zu Tesuisak wurden am 29. Juli Vm. 11 1/2 h 31°, 12 1/2 h als Maximum 40°C. an der Insolationskugel abgelesen, während die blanke Kugel 36 1/2°C. zeigte. (Meddelelser om Grönland, XII. 100.)
Dieser Insolationswirkung entspricht eine für hohe Breiten unerwartete Totalerwärmung, deren Wirkung sogleich hier kurz erwähnt werden mag. Auch in Grön- land treten Zeiten ein, "wo der flachgründige Boden durch und durch erhitzt wird und eine sengende Dürre im Boden und in der Luft herrscht; die Flechten stehen trocken und spröde, die Moose zusammengeschrumpft; dass die Gefässpflanzen eigens eingerichtet sein müssen, um solche Verhältnisse ertragen zu können, ist einleuchtend. So merkwürdig es auch lautet, ist es doch wahr, dass wir in einem arktischen, ein ungeheueres Eisfeld umschliessen- den und vom Eis umschlossenen Lande wie Grönland Vegetationsformationen finden, nämlich Heide und Fjeld- formation, welche anatomische Verhältnisse im Blattbau darbieten, wie sie auch in südlichen Steppen und Wüsten zu finden sind" (Warming).
Insolation im hohen Norden.
aufzuweisen hatte; die erstere Hälfte blühte üppig und setzte Früchte an, die in 7 stündiger Beleuchtung er- zogene dagegen vermochte keine Blüthenknospe zur Ent- wickelung zu bringen. Der besondere Vorzug der unaus- gesetzten Bestrahlung ohne Wechsel von Tag und Nacht im Polarsommer für die dortige kurzlebige Vegetation lässt sich hiernach deutlich beurteilen, wenngleich der niedere Sonnenstand selbst einer ausgiebigen Wirkung ent- gegensteht. — Doch lässt sich aus den Wärmewirkungen auf das Insolations-Thermometer ersehen, wie gross that- sächlich im arktischen Hochsommer die Sonnenkraft eines einzelnen Tages sein kann.
Bei der Seltenheit derartiger Beobachtungen möge eine von Warming am 26. Juli 1884 zu Kristianshaab gemachte Messung hier mitgeteilt werden:
Schwarze Thermometer-Kugel:
6 ½ h Vm.
7 ½ h Vm.
8 ½ h Vm.
9 h Vm.
1 h Nm.
2 h Nm.
4 h Nm.
18°C.
22 ½°C.
23°C.
30°C.
33°C.
35°C.
31 ½°C.
Blanke Thermometer-Kugel:
6 ½ h Vm.
7 ½ h Vm.
8 ½ h Vm.
9 h Vm.
1 h Nm.
2 h Nm.
4 h Nm.
15°C.
20 ½°C.
19°C.
24 ½°C.
30°C.
31°C.
27°C.
Zu Tesuisak wurden am 29. Juli Vm. 11 ½ h 31°, 12 ½ h als Maximum 40°C. an der Insolationskugel abgelesen, während die blanke Kugel 36 ½°C. zeigte. (Meddelelser om Grönland, XII. 100.)
Dieser Insolationswirkung entspricht eine für hohe Breiten unerwartete Totalerwärmung, deren Wirkung sogleich hier kurz erwähnt werden mag. Auch in Grön- land treten Zeiten ein, „wo der flachgründige Boden durch und durch erhitzt wird und eine sengende Dürre im Boden und in der Luft herrscht; die Flechten stehen trocken und spröde, die Moose zusammengeschrumpft; dass die Gefässpflanzen eigens eingerichtet sein müssen, um solche Verhältnisse ertragen zu können, ist einleuchtend. So merkwürdig es auch lautet, ist es doch wahr, dass wir in einem arktischen, ein ungeheueres Eisfeld umschliessen- den und vom Eis umschlossenen Lande wie Grönland Vegetationsformationen finden, nämlich Heide und Fjeld- formation, welche anatomische Verhältnisse im Blattbau darbieten, wie sie auch in südlichen Steppen und Wüsten zu finden sind“ (Warming).
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[20/0042]
Insolation im hohen Norden.
aufzuweisen hatte; die erstere Hälfte blühte üppig und
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zogene dagegen vermochte keine Blüthenknospe zur Ent-
wickelung zu bringen. Der besondere Vorzug der unaus-
gesetzten Bestrahlung ohne Wechsel von Tag und Nacht
im Polarsommer für die dortige kurzlebige Vegetation
lässt sich hiernach deutlich beurteilen, wenngleich der
niedere Sonnenstand selbst einer ausgiebigen Wirkung ent-
gegensteht. — Doch lässt sich aus den Wärmewirkungen
auf das Insolations-Thermometer ersehen, wie gross that-
sächlich im arktischen Hochsommer die Sonnenkraft eines
einzelnen Tages sein kann.
Bei der Seltenheit derartiger Beobachtungen möge eine von
Warming am 26. Juli 1884 zu Kristianshaab gemachte Messung
hier mitgeteilt werden:
Schwarze Thermometer-Kugel:
6 ½ h Vm. 7 ½ h Vm. 8 ½ h Vm. 9 h Vm. 1 h Nm. 2 h Nm. 4 h Nm.
18°C. 22 ½°C. 23°C. 30°C. 33°C. 35°C. 31 ½°C.
Blanke Thermometer-Kugel:
6 ½ h Vm. 7 ½ h Vm. 8 ½ h Vm. 9 h Vm. 1 h Nm. 2 h Nm. 4 h Nm.
15°C. 20 ½°C. 19°C. 24 ½°C. 30°C. 31°C. 27°C.
Zu Tesuisak wurden am 29. Juli Vm. 11 ½ h 31°, 12 ½ h
als Maximum 40°C. an der Insolationskugel abgelesen, während
die blanke Kugel 36 ½°C. zeigte. (Meddelelser om Grönland,
XII. 100.)
Dieser Insolationswirkung entspricht eine für hohe
Breiten unerwartete Totalerwärmung, deren Wirkung
sogleich hier kurz erwähnt werden mag. Auch in Grön-
land treten Zeiten ein, „wo der flachgründige Boden durch
und durch erhitzt wird und eine sengende Dürre im Boden
und in der Luft herrscht; die Flechten stehen trocken
und spröde, die Moose zusammengeschrumpft; dass die
Gefässpflanzen eigens eingerichtet sein müssen, um solche
Verhältnisse ertragen zu können, ist einleuchtend. So
merkwürdig es auch lautet, ist es doch wahr, dass wir
in einem arktischen, ein ungeheueres Eisfeld umschliessen-
den und vom Eis umschlossenen Lande wie Grönland
Vegetationsformationen finden, nämlich Heide und Fjeld-
formation, welche anatomische Verhältnisse im Blattbau
darbieten, wie sie auch in südlichen Steppen und Wüsten
zu finden sind“ (Warming).
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/42>, abgerufen am 16.02.2025.
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