von denen eine grössere Zahl auf der Florenkarte von Europa (Physik. Atlas Nr. 47) dargestellt ist, und die in jüngerer Zeit für Osteuropa noch durch Köppen neue Verbesserungen erhalten haben. Die hier vorliegende kleine Kartenskizze Nr. 3 zeigt von denselben nur das nordöstliche Wohngebiet der sibirischen Tanne, sowie die Nord- und Südostgrenze des am weitesten verbreiteten europäischen Waldbaumes, der Kiefer. Fichte und Birke enden mit der Kiefer in Kola und am Nordkap. Die Eiche ist fast in ganz Grossbritannien, in Skandinavien südlich von 61° N. und in Russland südlich von 59° N. bis 57° N. (am Ural) zu Hause. Die Buche ist in der südlichen Hälfte Grossbritanniens heimisch, berührt Nor- wegen, durchschneidet mit südöstlicher Grenzlinie das südöstliche Schweden, Ostpreussen südlich von Königs- berg, zieht sich im Ostgehänge der Karpaten nach Süden, lässt die Walachei offen und besiedelt Balkan, Rhodopegebirge, Südkrim und Kaukasus. Alle diese ge- nannten Hauptwaldbäume sind der baltischen und Alpen- flora gemeinsam; letzterer allein aber gehört die mittel- europäische Edeltanne.
Alle diese Bäume erreichen ihre äussersten Süd- grenzen in den südeuropäischen (mediterranen) Hoch- gebirgen und teilweise im Kaukasus, nachdem sie aber alle das grosse südrussische Steppengebiet noch in wei- terem Bogen, als die südöstliche Vegetationslinie der Kiefer anzeigt, umgangen haben. -- Von ähnlichen Cha- rakterarten Mitteleuropas sind die Ericaceae-Ericinae aus dem Grunde zu nennen, weil die echten Eriken eben eine Gemeinsamkeit der Mediterran- und mitteleuropäischen Flora sind, aber in Sibirien, China-Japan und in Nord- amerika fehlen.
Solche Charakterart ist also in erster Linie die gewöhnliche Heide Calluna vulgaris. Sie bildet sowohl im Gebirge als in der Ebene, zumal im Gebiet des Atlantischen Ozeans, weite zusammen- hängende Bestände sowohl auf trockenem Erdreich (Heideformation) als auf Moorboden (gesträuchführende Moosmoorformation), oft mit Vaccinium und anderen Erica-Arten, darunter E. Tetralix charakteristisch für die atlantische Flora, gemischt. In den nörd- lichen Alpen steigt Calluna bis gegen 2000 m, bedeckt die höchsten
Vegetationslinien von Charakterarten.
von denen eine grössere Zahl auf der Florenkarte von Europa (Physik. Atlas Nr. 47) dargestellt ist, und die in jüngerer Zeit für Osteuropa noch durch Köppen neue Verbesserungen erhalten haben. Die hier vorliegende kleine Kartenskizze Nr. 3 zeigt von denselben nur das nordöstliche Wohngebiet der sibirischen Tanne, sowie die Nord- und Südostgrenze des am weitesten verbreiteten europäischen Waldbaumes, der Kiefer. Fichte und Birke enden mit der Kiefer in Kola und am Nordkap. Die Eiche ist fast in ganz Grossbritannien, in Skandinavien südlich von 61° N. und in Russland südlich von 59° N. bis 57° N. (am Ural) zu Hause. Die Buche ist in der südlichen Hälfte Grossbritanniens heimisch, berührt Nor- wegen, durchschneidet mit südöstlicher Grenzlinie das südöstliche Schweden, Ostpreussen südlich von Königs- berg, zieht sich im Ostgehänge der Karpaten nach Süden, lässt die Walachei offen und besiedelt Balkan, Rhodopegebirge, Südkrim und Kaukasus. Alle diese ge- nannten Hauptwaldbäume sind der baltischen und Alpen- flora gemeinsam; letzterer allein aber gehört die mittel- europäische Edeltanne.
Alle diese Bäume erreichen ihre äussersten Süd- grenzen in den südeuropäischen (mediterranen) Hoch- gebirgen und teilweise im Kaukasus, nachdem sie aber alle das grosse südrussische Steppengebiet noch in wei- terem Bogen, als die südöstliche Vegetationslinie der Kiefer anzeigt, umgangen haben. — Von ähnlichen Cha- rakterarten Mitteleuropas sind die Ericaceae-Ericinae aus dem Grunde zu nennen, weil die echten Eriken eben eine Gemeinsamkeit der Mediterran- und mitteleuropäischen Flora sind, aber in Sibirien, China-Japan und in Nord- amerika fehlen.
Solche Charakterart ist also in erster Linie die gewöhnliche Heide Calluna vulgaris. Sie bildet sowohl im Gebirge als in der Ebene, zumal im Gebiet des Atlantischen Ozeans, weite zusammen- hängende Bestände sowohl auf trockenem Erdreich (Heideformation) als auf Moorboden (gesträuchführende Moosmoorformation), oft mit Vaccinium und anderen Erica-Arten, darunter E. Tetralix charakteristisch für die atlantische Flora, gemischt. In den nörd- lichen Alpen steigt Calluna bis gegen 2000 m, bedeckt die höchsten
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Vegetationslinien von Charakterarten.
von denen eine grössere Zahl auf der Florenkarte von
Europa (Physik. Atlas Nr. 47) dargestellt ist, und die in
jüngerer Zeit für Osteuropa noch durch Köppen neue
Verbesserungen erhalten haben. Die hier vorliegende
kleine Kartenskizze Nr. 3 zeigt von denselben nur das
nordöstliche Wohngebiet der sibirischen Tanne, sowie die
Nord- und Südostgrenze des am weitesten verbreiteten
europäischen Waldbaumes, der Kiefer. Fichte und Birke
enden mit der Kiefer in Kola und am Nordkap. Die
Eiche ist fast in ganz Grossbritannien, in Skandinavien
südlich von 61° N. und in Russland südlich von 59° N.
bis 57° N. (am Ural) zu Hause. Die Buche ist in der
südlichen Hälfte Grossbritanniens heimisch, berührt Nor-
wegen, durchschneidet mit südöstlicher Grenzlinie das
südöstliche Schweden, Ostpreussen südlich von Königs-
berg, zieht sich im Ostgehänge der Karpaten nach
Süden, lässt die Walachei offen und besiedelt Balkan,
Rhodopegebirge, Südkrim und Kaukasus. Alle diese ge-
nannten Hauptwaldbäume sind der baltischen und Alpen-
flora gemeinsam; letzterer allein aber gehört die mittel-
europäische Edeltanne.
Alle diese Bäume erreichen ihre äussersten Süd-
grenzen in den südeuropäischen (mediterranen) Hoch-
gebirgen und teilweise im Kaukasus, nachdem sie aber
alle das grosse südrussische Steppengebiet noch in wei-
terem Bogen, als die südöstliche Vegetationslinie der
Kiefer anzeigt, umgangen haben. — Von ähnlichen Cha-
rakterarten Mitteleuropas sind die Ericaceae-Ericinae aus
dem Grunde zu nennen, weil die echten Eriken eben eine
Gemeinsamkeit der Mediterran- und mitteleuropäischen
Flora sind, aber in Sibirien, China-Japan und in Nord-
amerika fehlen.
Solche Charakterart ist also in erster Linie die gewöhnliche
Heide Calluna vulgaris. Sie bildet sowohl im Gebirge als in der
Ebene, zumal im Gebiet des Atlantischen Ozeans, weite zusammen-
hängende Bestände sowohl auf trockenem Erdreich (Heideformation)
als auf Moorboden (gesträuchführende Moosmoorformation), oft
mit Vaccinium und anderen Erica-Arten, darunter E. Tetralix
charakteristisch für die atlantische Flora, gemischt. In den nörd-
lichen Alpen steigt Calluna bis gegen 2000 m, bedeckt die höchsten
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/399>, abgerufen am 07.07.2024.
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