gründeten Regeln an den geographisch weit getrennten Südmarken ein je den eigenen Entwickelungsbedingungen entsprechendes Gepräge bei langer Fortentwickelung an- nehmen. Es haben nun Nordenskjölds und Heers Unter- suchungen gezeigt, dass sich innerhalb der arktischen Zone schon im älteren Tertiär zwei etwa durch den 75.° N. geschiedene Unterzonen unterscheiden liessen, von denen die südlichere noch viele Verwandte der sich auf die Tropen allmählich beschränkenden Stammflora enthielt, die nördlichere dagegen boreal im strengeren Sinne war (vergl. Penck in den Verhandl. des 5. deutschen Geographen- tages, Berlin 1885). Es fehlen ja auch noch heutigen Tages die Palmen, Lauraceen, Myrtaceen, Ficus nicht ganz in den Ländern der boreal-subtropischen Zone. Dem südlicheren Gürtel gehört die Miocenflora von Mittel- europa und die ostasiatische vom Amur bis Japan und China an; sie findet, wie es scheint, noch jetzt-lebende Abkömmlinge am zahlreichsten in Virginien, Georgia, Carolina. Der nördliche Gürtel scheint dagegen die Stamm- flora zu den Typen des jetzigen circumpolaren nordischen Florenreichs geliefert zu haben.
Es folgte dann die zweite Hauptumwälzung im Pliocen und vollendete sich während der Eiszeit, nach deren Schluss die Areale bis zu den neuesten Eingriffen mensch- licher Kultur im wesentlichen ihre, jedoch nach kleineren klimatischen Perioden schwankende Gestalt wiedergewonnen oder neu angenommen haben. Die Pflanzensippen der ge- nannten nördlichen Polarzone breiteten sich nun südwärts, die ältere arktotertiäre Flora verdrängend, aus und be- setzten die nördlichen Kontinente als zusammenhängende Masse. Dadurch waren die Verbindungen der subtropi- schen Klimate, die ja nur im hohen Norden auch über die Ozeane hinweg bestanden haben, gestört, und indem einerseits die Erhebung mancher Hochgebirge, andererseits die Veränderung in der inneren Gliederung Asiens nach Land und Wasser Südeuropa und den Orient sowohl vom Norden, als auch von Ostasien abtrennte, war dadurch der Entwickelung eigener Wüstensteppenformen in Central- asien ein breites Feld gegeben; die Subtropen der Alten
Zwei Hauptentwickelungsperioden im Tertiär.
gründeten Regeln an den geographisch weit getrennten Südmarken ein je den eigenen Entwickelungsbedingungen entsprechendes Gepräge bei langer Fortentwickelung an- nehmen. Es haben nun Nordenskjölds und Heers Unter- suchungen gezeigt, dass sich innerhalb der arktischen Zone schon im älteren Tertiär zwei etwa durch den 75.° N. geschiedene Unterzonen unterscheiden liessen, von denen die südlichere noch viele Verwandte der sich auf die Tropen allmählich beschränkenden Stammflora enthielt, die nördlichere dagegen boreal im strengeren Sinne war (vergl. Penck in den Verhandl. des 5. deutschen Geographen- tages, Berlin 1885). Es fehlen ja auch noch heutigen Tages die Palmen, Lauraceen, Myrtaceen, Ficus nicht ganz in den Ländern der boreal-subtropischen Zone. Dem südlicheren Gürtel gehört die Miocenflora von Mittel- europa und die ostasiatische vom Amur bis Japan und China an; sie findet, wie es scheint, noch jetzt-lebende Abkömmlinge am zahlreichsten in Virginien, Georgia, Carolina. Der nördliche Gürtel scheint dagegen die Stamm- flora zu den Typen des jetzigen circumpolaren nordischen Florenreichs geliefert zu haben.
Es folgte dann die zweite Hauptumwälzung im Pliocen und vollendete sich während der Eiszeit, nach deren Schluss die Areale bis zu den neuesten Eingriffen mensch- licher Kultur im wesentlichen ihre, jedoch nach kleineren klimatischen Perioden schwankende Gestalt wiedergewonnen oder neu angenommen haben. Die Pflanzensippen der ge- nannten nördlichen Polarzone breiteten sich nun südwärts, die ältere arktotertiäre Flora verdrängend, aus und be- setzten die nördlichen Kontinente als zusammenhängende Masse. Dadurch waren die Verbindungen der subtropi- schen Klimate, die ja nur im hohen Norden auch über die Ozeane hinweg bestanden haben, gestört, und indem einerseits die Erhebung mancher Hochgebirge, andererseits die Veränderung in der inneren Gliederung Asiens nach Land und Wasser Südeuropa und den Orient sowohl vom Norden, als auch von Ostasien abtrennte, war dadurch der Entwickelung eigener Wüstensteppenformen in Central- asien ein breites Feld gegeben; die Subtropen der Alten
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Zwei Hauptentwickelungsperioden im Tertiär.
gründeten Regeln an den geographisch weit getrennten
Südmarken ein je den eigenen Entwickelungsbedingungen
entsprechendes Gepräge bei langer Fortentwickelung an-
nehmen. Es haben nun Nordenskjölds und Heers Unter-
suchungen gezeigt, dass sich innerhalb der arktischen
Zone schon im älteren Tertiär zwei etwa durch den 75.° N.
geschiedene Unterzonen unterscheiden liessen, von denen
die südlichere noch viele Verwandte der sich auf die
Tropen allmählich beschränkenden Stammflora enthielt, die
nördlichere dagegen boreal im strengeren Sinne war (vergl.
Penck in den Verhandl. des 5. deutschen Geographen-
tages, Berlin 1885). Es fehlen ja auch noch heutigen
Tages die Palmen, Lauraceen, Myrtaceen, Ficus nicht
ganz in den Ländern der boreal-subtropischen Zone.
Dem südlicheren Gürtel gehört die Miocenflora von Mittel-
europa und die ostasiatische vom Amur bis Japan und
China an; sie findet, wie es scheint, noch jetzt-lebende
Abkömmlinge am zahlreichsten in Virginien, Georgia,
Carolina. Der nördliche Gürtel scheint dagegen die Stamm-
flora zu den Typen des jetzigen circumpolaren nordischen
Florenreichs geliefert zu haben.
Es folgte dann die zweite Hauptumwälzung im
Pliocen und vollendete sich während der Eiszeit, nach deren
Schluss die Areale bis zu den neuesten Eingriffen mensch-
licher Kultur im wesentlichen ihre, jedoch nach kleineren
klimatischen Perioden schwankende Gestalt wiedergewonnen
oder neu angenommen haben. Die Pflanzensippen der ge-
nannten nördlichen Polarzone breiteten sich nun südwärts,
die ältere arktotertiäre Flora verdrängend, aus und be-
setzten die nördlichen Kontinente als zusammenhängende
Masse. Dadurch waren die Verbindungen der subtropi-
schen Klimate, die ja nur im hohen Norden auch über
die Ozeane hinweg bestanden haben, gestört, und indem
einerseits die Erhebung mancher Hochgebirge, andererseits
die Veränderung in der inneren Gliederung Asiens nach
Land und Wasser Südeuropa und den Orient sowohl vom
Norden, als auch von Ostasien abtrennte, war dadurch
der Entwickelung eigener Wüstensteppenformen in Central-
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/373>, abgerufen am 07.07.2024.
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