oder um seinen vollen Anschluss an die geographischen Methoden. Denn nur dadurch kann sich die Pflanzen- geographie als ein würdiges Glied in den Kreis der phy- sikalisch-geographischen Disziplinen einreihen, dass sie selbständig den ganzen Umfang der ihr anheimfallenden Thatsachen beleuchtet.
In der Ausführung der Einzelheiten freilich, wo ja doch stets eine Beschränkung eintreten muss, ist es angemessen, da, wo es sich um Förderung der physika- lischen Geographie handeln soll, die rein geographischen Beziehungen in den Vordergrund treten und die rein bo- tanischen nur in dem notwendigen Umfange auftreten zu lassen, besonders also das ungeheuere systematisch-flo- ristische Material auf gedrängte Auszüge zu beschränken.
Mit vollem Rechte wollen die Geographen daher in dem, was für sie aus der Pflanzengeographie nützlich er- scheint, zwischen dem chorographischen Moment, das bei den organischen Naturwissenschaften zu deren eigener Vervollständigung bearbeitet werden muss, und dem auf die Organismen bezüglichen geographischen Moment einen Unterschied machen und gemacht wissen; es ist dies der bezüglich der Pflanzengeographie früher oft gemachte Unterschied zwischen geographischer Botanik und bota- nischer Geographie. Das ist von ihrem Standpunkte aus recht; aber wenn man [wie Beck, vergl. G. J. Bd. X, 1884, S. 584] so weit geht, die Verbreitungsgebiete der Pflanzen- und Tierformen als bedeutungslos für die geo- graphischen Einteilungsglieder, für die Erdoberflächen- teile selbst hinzustellen, so scheint das doch nur aus Be- quemlichkeit für die Geographie zu geschehen, aus der Besorgnis, sich in Fragen einarbeiten zu müssen, denen der Einzelne nicht immer gewachsen sein kann. Nur die Massenhaftigkeit des Vorkommens soll dieser Ansicht zu- folge von Bedeutung sein; -- aber wie, liegen nicht die wichtigsten Zeugnisse des geographischen Werdens und Seins in solchen Thatsachen, dass keine arktische Insel organische Formen für sich besitzt, welche auf eine längere Zeit hindurch andauernde abgeschlossene Ent- wickelung derselben hinweisen, dass dagegen auf die Süd-
Glied der physikalischen Geographie.
oder um seinen vollen Anschluss an die geographischen Methoden. Denn nur dadurch kann sich die Pflanzen- geographie als ein würdiges Glied in den Kreis der phy- sikalisch-geographischen Disziplinen einreihen, dass sie selbständig den ganzen Umfang der ihr anheimfallenden Thatsachen beleuchtet.
In der Ausführung der Einzelheiten freilich, wo ja doch stets eine Beschränkung eintreten muss, ist es angemessen, da, wo es sich um Förderung der physika- lischen Geographie handeln soll, die rein geographischen Beziehungen in den Vordergrund treten und die rein bo- tanischen nur in dem notwendigen Umfange auftreten zu lassen, besonders also das ungeheuere systematisch-flo- ristische Material auf gedrängte Auszüge zu beschränken.
Mit vollem Rechte wollen die Geographen daher in dem, was für sie aus der Pflanzengeographie nützlich er- scheint, zwischen dem chorographischen Moment, das bei den organischen Naturwissenschaften zu deren eigener Vervollständigung bearbeitet werden muss, und dem auf die Organismen bezüglichen geographischen Moment einen Unterschied machen und gemacht wissen; es ist dies der bezüglich der Pflanzengeographie früher oft gemachte Unterschied zwischen geographischer Botanik und bota- nischer Geographie. Das ist von ihrem Standpunkte aus recht; aber wenn man [wie Beck, vergl. G. J. Bd. X, 1884, S. 584] so weit geht, die Verbreitungsgebiete der Pflanzen- und Tierformen als bedeutungslos für die geo- graphischen Einteilungsglieder, für die Erdoberflächen- teile selbst hinzustellen, so scheint das doch nur aus Be- quemlichkeit für die Geographie zu geschehen, aus der Besorgnis, sich in Fragen einarbeiten zu müssen, denen der Einzelne nicht immer gewachsen sein kann. Nur die Massenhaftigkeit des Vorkommens soll dieser Ansicht zu- folge von Bedeutung sein; — aber wie, liegen nicht die wichtigsten Zeugnisse des geographischen Werdens und Seins in solchen Thatsachen, dass keine arktische Insel organische Formen für sich besitzt, welche auf eine längere Zeit hindurch andauernde abgeschlossene Ent- wickelung derselben hinweisen, dass dagegen auf die Süd-
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[13/0035]
Glied der physikalischen Geographie.
oder um seinen vollen Anschluss an die geographischen
Methoden. Denn nur dadurch kann sich die Pflanzen-
geographie als ein würdiges Glied in den Kreis der phy-
sikalisch-geographischen Disziplinen einreihen, dass sie
selbständig den ganzen Umfang der ihr anheimfallenden
Thatsachen beleuchtet.
In der Ausführung der Einzelheiten freilich, wo
ja doch stets eine Beschränkung eintreten muss, ist es
angemessen, da, wo es sich um Förderung der physika-
lischen Geographie handeln soll, die rein geographischen
Beziehungen in den Vordergrund treten und die rein bo-
tanischen nur in dem notwendigen Umfange auftreten zu
lassen, besonders also das ungeheuere systematisch-flo-
ristische Material auf gedrängte Auszüge zu beschränken.
Mit vollem Rechte wollen die Geographen daher in
dem, was für sie aus der Pflanzengeographie nützlich er-
scheint, zwischen dem chorographischen Moment, das bei
den organischen Naturwissenschaften zu deren eigener
Vervollständigung bearbeitet werden muss, und dem auf
die Organismen bezüglichen geographischen Moment einen
Unterschied machen und gemacht wissen; es ist dies der
bezüglich der Pflanzengeographie früher oft gemachte
Unterschied zwischen geographischer Botanik und bota-
nischer Geographie. Das ist von ihrem Standpunkte aus
recht; aber wenn man [wie Beck, vergl. G. J. Bd. X,
1884, S. 584] so weit geht, die Verbreitungsgebiete der
Pflanzen- und Tierformen als bedeutungslos für die geo-
graphischen Einteilungsglieder, für die Erdoberflächen-
teile selbst hinzustellen, so scheint das doch nur aus Be-
quemlichkeit für die Geographie zu geschehen, aus der
Besorgnis, sich in Fragen einarbeiten zu müssen, denen
der Einzelne nicht immer gewachsen sein kann. Nur die
Massenhaftigkeit des Vorkommens soll dieser Ansicht zu-
folge von Bedeutung sein; — aber wie, liegen nicht die
wichtigsten Zeugnisse des geographischen Werdens und
Seins in solchen Thatsachen, dass keine arktische Insel
organische Formen für sich besitzt, welche auf eine
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/35>, abgerufen am 24.11.2024.
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