Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.Beispiele der Matten- Kerner in seinem, das "Pflanzenleben der Donauländer"so überaus plastisch und in der Methode lehrreich ent- wickelnden Werke (1863, S. 228 u. folgd.) die Wiesen der Alpenländer in eine Reihe von Formationen aufgelöst, von denen eine grössere Zahl zu den Matten zu rechnen ist. Eine normale Wiesen- oder Sumpfwiesenformation ist die der Rasenschmiele (Aira caespitosa) mit Cirsien, Umbelliferen, Bistorta-Knöterich; eine zweite Wiesenfor- mation, die typischste von allen, ist die der saftigen Alpenweiden, gebildet aus Lieschgras, Ruchgras, Gold- hafer, Zittergras, Agrostis- und Festucaarten, alle lang- halmig und zum Mähen geeignet, dazwischen die Hoch- stauden, Crepis, Meum. u. a. A. Dies vorangestellt, wird man ohne weiteres demgegenüber grosse Unterschiede in der die Mittagsseite sonnigtrockener Bergabhänge be- kleidenden Formation der "niederen Segge" (Carex humilis) mit Prunella und Globularia und Teucrium montanum, oder in der "Bergseggenformation" von Carex montana mit prächtigen Nelken und Enzianen, dem Bergklee Trifolium montanum und Orchideen (Ophrys muscifera) finden, obwohl einzelne langhalmige Gräser hier herden- weise mit eintreten. Auch die Formation der "rostfar- bigen Segge" Carex ferruginea oberhalb der Buchen- region mit Soldanella alpina, Gentiana acaulis, den Alpen- Aurikeln und -Anemonen, dazu die Nigritella als Ver- treterin der Orchideen, dann die noch höher gelegene Formation von Carex firma mit Dryas, Alsine und Silene acaulis, alpinen Saxifraga-, Pedicularis-, Ehrenpreis und Hahnenfussarten, macht einen von langhalmigen Wiesen durch die Mannigfaltigkeit der eingewebten Stauden stark verschiedenen vegetativen wie floristischen Eindruck, und mag wohl viel richtiger und für das deutsche Sprach- gefühl bezeichnender als "Alpenmatte", wie als eine Wiesenformation aufgeführt werden, mit welcher man den Begriff der Langhalmigkeit und Schnittfähigkeit und dauernder Berieselung des dicht mit Grasnarbe über- zogenen Bodens unmittelbar zu verbinden pflegt. So erscheint es demgemäß, und trotz der Schwierig- Beispiele der Matten- Kerner in seinem, das „Pflanzenleben der Donauländer“so überaus plastisch und in der Methode lehrreich ent- wickelnden Werke (1863, S. 228 u. folgd.) die Wiesen der Alpenländer in eine Reihe von Formationen aufgelöst, von denen eine grössere Zahl zu den Matten zu rechnen ist. Eine normale Wiesen- oder Sumpfwiesenformation ist die der Rasenschmiele (Aira caespitosa) mit Cirsien, Umbelliferen, Bistorta-Knöterich; eine zweite Wiesenfor- mation, die typischste von allen, ist die der saftigen Alpenweiden, gebildet aus Lieschgras, Ruchgras, Gold- hafer, Zittergras, Agrostis- und Festucaarten, alle lang- halmig und zum Mähen geeignet, dazwischen die Hoch- stauden, Crepis, Meum. u. a. A. Dies vorangestellt, wird man ohne weiteres demgegenüber grosse Unterschiede in der die Mittagsseite sonnigtrockener Bergabhänge be- kleidenden Formation der „niederen Segge“ (Carex humilis) mit Prunella und Globularia und Teucrium montanum, oder in der „Bergseggenformation“ von Carex montana mit prächtigen Nelken und Enzianen, dem Bergklee Trifolium montanum und Orchideen (Ophrys muscifera) finden, obwohl einzelne langhalmige Gräser hier herden- weise mit eintreten. Auch die Formation der „rostfar- bigen Segge“ Carex ferruginea oberhalb der Buchen- region mit Soldanella alpina, Gentiana acaulis, den Alpen- Aurikeln und -Anemonen, dazu die Nigritella als Ver- treterin der Orchideen, dann die noch höher gelegene Formation von Carex firma mit Dryas, Alsine und Silene acaulis, alpinen Saxifraga-, Pedicularis-, Ehrenpreis und Hahnenfussarten, macht einen von langhalmigen Wiesen durch die Mannigfaltigkeit der eingewebten Stauden stark verschiedenen vegetativen wie floristischen Eindruck, und mag wohl viel richtiger und für das deutsche Sprach- gefühl bezeichnender als „Alpenmatte“, wie als eine Wiesenformation aufgeführt werden, mit welcher man den Begriff der Langhalmigkeit und Schnittfähigkeit und dauernder Berieselung des dicht mit Grasnarbe über- zogenen Bodens unmittelbar zu verbinden pflegt. 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Beispiele der Matten-
Kerner in seinem, das „Pflanzenleben der Donauländer“
so überaus plastisch und in der Methode lehrreich ent-
wickelnden Werke (1863, S. 228 u. folgd.) die Wiesen
der Alpenländer in eine Reihe von Formationen aufgelöst,
von denen eine grössere Zahl zu den Matten zu rechnen
ist. Eine normale Wiesen- oder Sumpfwiesenformation
ist die der Rasenschmiele (Aira caespitosa) mit Cirsien,
Umbelliferen, Bistorta-Knöterich; eine zweite Wiesenfor-
mation, die typischste von allen, ist die der saftigen
Alpenweiden, gebildet aus Lieschgras, Ruchgras, Gold-
hafer, Zittergras, Agrostis- und Festucaarten, alle lang-
halmig und zum Mähen geeignet, dazwischen die Hoch-
stauden, Crepis, Meum. u. a. A. Dies vorangestellt, wird
man ohne weiteres demgegenüber grosse Unterschiede
in der die Mittagsseite sonnigtrockener Bergabhänge be-
kleidenden Formation der „niederen Segge“ (Carex humilis)
mit Prunella und Globularia und Teucrium montanum,
oder in der „Bergseggenformation“ von Carex montana
mit prächtigen Nelken und Enzianen, dem Bergklee
Trifolium montanum und Orchideen (Ophrys muscifera)
finden, obwohl einzelne langhalmige Gräser hier herden-
weise mit eintreten. Auch die Formation der „rostfar-
bigen Segge“ Carex ferruginea oberhalb der Buchen-
region mit Soldanella alpina, Gentiana acaulis, den Alpen-
Aurikeln und -Anemonen, dazu die Nigritella als Ver-
treterin der Orchideen, dann die noch höher gelegene
Formation von Carex firma mit Dryas, Alsine und Silene
acaulis, alpinen Saxifraga-, Pedicularis-, Ehrenpreis und
Hahnenfussarten, macht einen von langhalmigen Wiesen
durch die Mannigfaltigkeit der eingewebten Stauden stark
verschiedenen vegetativen wie floristischen Eindruck, und
mag wohl viel richtiger und für das deutsche Sprach-
gefühl bezeichnender als „Alpenmatte“, wie als eine
Wiesenformation aufgeführt werden, mit welcher man
den Begriff der Langhalmigkeit und Schnittfähigkeit und
dauernder Berieselung des dicht mit Grasnarbe über-
zogenen Bodens unmittelbar zu verbinden pflegt.
So erscheint es demgemäß, und trotz der Schwierig-
keit in jedem einzelnen Falle eine präzise Grenzbestim-
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