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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Wechsel der Grasformationen.
siedelt sich aber ein riesige Polster bildendes Riedgras
an, die Carex stricta (vergl. die Abbildung in den Ver-
handlungen des zoologisch-botanischen Vereins zu Wien
1858, S. 315, Taf. 7), welches nach dem Verdrängen
des Schilfes oft zu Tausenden dichter Büschel, von 2
bis 3 Fuss unter dem Wasser säulenartig aufragender
Rasenhöhe beisammenstehend, aus seinen abgestorbe-
nen Blättern und Stengeln Torf bildet, während die
Spitze über dem Wasser fortgrünt und einen Schopf
grüner, starr und steif nach allen Richtungen ausein-
anderstehender Blätter und aufragende Halme trägt. Von
weitem gesehen erscheint diese ungarische "Zsombek-
formation" wie eine üppige Wiese, weil der die Rasen
umflutende Wasserspiegel vom Blattwerk verhüllt wird;
aber noch sind die Rasen isoliert, Tümpel breiten sich
zwischen ihnen aus, die durch ein förmliches Wassernetz
miteinander verbunden werden. Es ist jetzt ein eigen-
artiger, zwischen Sumpf und Grasmoor die Mitte halten-
der Bestand; auf dem Scheitel der Riedgrasrasen siedeln
sich buntblumige Pflanzen als Gesellschafter an, selbst
Disteln und Orchideen, während im Wasser noch Teich-
rosen schwimmen. "Aber auch die Zsombekformation hat
für die Länge keinen Bestand, und indem sich durch
die Wasserpflanzen, welche zwischen den einzelnen Rasen
fort und fort wachsen, immer neue torfige Substanz
bildet, werden endlich die Zwischenräume hiermit aus-
gefüllt, überkleiden sich mit Gräsern, Stendeln und an-
deren Wiesenpflanzen, und aus dem mit Riedgrasrasen
bewachsenen Sumpfe ist jetzt ein mit ununterbrochener
Vegetationsdecke überkleidetes Wiesenland geworden."

Auf die Faktoren, welche bei diesem Vegetations-
wechsel in Mitwirkung kommen, um den Prozess zu be-
schleunigen, zu verlangsamen, oder ihm zumal nach der
herrschenden Windrichtung einen chorologisch bestimm-
ten Anfang und ein bestimmtes Ende zu geben, hat
jüngst in einer sehr bemerkenswerten Studie über die
baltischen Moore Klinge aufmerksam gemacht (Englers
bot. Jahrb. XI, S. 264).

Es ist eine Eigentümlichkeit der Wiesenmoore, wie

Wechsel der Grasformationen.
siedelt sich aber ein riesige Polster bildendes Riedgras
an, die Carex stricta (vergl. die Abbildung in den Ver-
handlungen des zoologisch-botanischen Vereins zu Wien
1858, S. 315, Taf. 7), welches nach dem Verdrängen
des Schilfes oft zu Tausenden dichter Büschel, von 2
bis 3 Fuss unter dem Wasser säulenartig aufragender
Rasenhöhe beisammenstehend, aus seinen abgestorbe-
nen Blättern und Stengeln Torf bildet, während die
Spitze über dem Wasser fortgrünt und einen Schopf
grüner, starr und steif nach allen Richtungen ausein-
anderstehender Blätter und aufragende Halme trägt. Von
weitem gesehen erscheint diese ungarische „Zsombek-
formation“ wie eine üppige Wiese, weil der die Rasen
umflutende Wasserspiegel vom Blattwerk verhüllt wird;
aber noch sind die Rasen isoliert, Tümpel breiten sich
zwischen ihnen aus, die durch ein förmliches Wassernetz
miteinander verbunden werden. Es ist jetzt ein eigen-
artiger, zwischen Sumpf und Grasmoor die Mitte halten-
der Bestand; auf dem Scheitel der Riedgrasrasen siedeln
sich buntblumige Pflanzen als Gesellschafter an, selbst
Disteln und Orchideen, während im Wasser noch Teich-
rosen schwimmen. „Aber auch die Zsombekformation hat
für die Länge keinen Bestand, und indem sich durch
die Wasserpflanzen, welche zwischen den einzelnen Rasen
fort und fort wachsen, immer neue torfige Substanz
bildet, werden endlich die Zwischenräume hiermit aus-
gefüllt, überkleiden sich mit Gräsern, Stendeln und an-
deren Wiesenpflanzen, und aus dem mit Riedgrasrasen
bewachsenen Sumpfe ist jetzt ein mit ununterbrochener
Vegetationsdecke überkleidetes Wiesenland geworden.“

Auf die Faktoren, welche bei diesem Vegetations-
wechsel in Mitwirkung kommen, um den Prozess zu be-
schleunigen, zu verlangsamen, oder ihm zumal nach der
herrschenden Windrichtung einen chorologisch bestimm-
ten Anfang und ein bestimmtes Ende zu geben, hat
jüngst in einer sehr bemerkenswerten Studie über die
baltischen Moore Klinge aufmerksam gemacht (Englers
bot. Jahrb. XI, S. 264).

Es ist eine Eigentümlichkeit der Wiesenmoore, wie

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[293/0323] Wechsel der Grasformationen. siedelt sich aber ein riesige Polster bildendes Riedgras an, die Carex stricta (vergl. die Abbildung in den Ver- handlungen des zoologisch-botanischen Vereins zu Wien 1858, S. 315, Taf. 7), welches nach dem Verdrängen des Schilfes oft zu Tausenden dichter Büschel, von 2 bis 3 Fuss unter dem Wasser säulenartig aufragender Rasenhöhe beisammenstehend, aus seinen abgestorbe- nen Blättern und Stengeln Torf bildet, während die Spitze über dem Wasser fortgrünt und einen Schopf grüner, starr und steif nach allen Richtungen ausein- anderstehender Blätter und aufragende Halme trägt. Von weitem gesehen erscheint diese ungarische „Zsombek- formation“ wie eine üppige Wiese, weil der die Rasen umflutende Wasserspiegel vom Blattwerk verhüllt wird; aber noch sind die Rasen isoliert, Tümpel breiten sich zwischen ihnen aus, die durch ein förmliches Wassernetz miteinander verbunden werden. Es ist jetzt ein eigen- artiger, zwischen Sumpf und Grasmoor die Mitte halten- der Bestand; auf dem Scheitel der Riedgrasrasen siedeln sich buntblumige Pflanzen als Gesellschafter an, selbst Disteln und Orchideen, während im Wasser noch Teich- rosen schwimmen. „Aber auch die Zsombekformation hat für die Länge keinen Bestand, und indem sich durch die Wasserpflanzen, welche zwischen den einzelnen Rasen fort und fort wachsen, immer neue torfige Substanz bildet, werden endlich die Zwischenräume hiermit aus- gefüllt, überkleiden sich mit Gräsern, Stendeln und an- deren Wiesenpflanzen, und aus dem mit Riedgrasrasen bewachsenen Sumpfe ist jetzt ein mit ununterbrochener Vegetationsdecke überkleidetes Wiesenland geworden.“ Auf die Faktoren, welche bei diesem Vegetations- wechsel in Mitwirkung kommen, um den Prozess zu be- schleunigen, zu verlangsamen, oder ihm zumal nach der herrschenden Windrichtung einen chorologisch bestimm- ten Anfang und ein bestimmtes Ende zu geben, hat jüngst in einer sehr bemerkenswerten Studie über die baltischen Moore Klinge aufmerksam gemacht (Englers bot. Jahrb. XI, S. 264). Es ist eine Eigentümlichkeit der Wiesenmoore, wie

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/323>, abgerufen am 25.11.2024.