herrschenden Kätzchenbaum-Laubformen und der Nadel- hölzer zu nennen.
Mehr als sonst irgendwo herrschen daher hier Wäl- der eines Schlages, in denen eine einzelne Baumart auf weite Strecken Landes die Herrschaft führt, oder Wälder aus wenigen Arten gemischt, wie in Deutschland Buche, Fichte und Tanne, oder Eiche, Kiefer und Birke. Ob das eine oder andere eintritt, ob eine oder mehrere Baum- arten die Hauptmasse des Waldes bilden, scheint allzu- sehr von örtlichen Einflüssen abzuhängen, als dass ein dauernder Bestand in der Landesphysiognomie damit ver- bunden sein könnte; jedenfalls strebt die Natur nach Wechseln, und es ist ebenso wahrscheinlich, dass ein gemischter Bestand seine Hauptarten an den einzelnen Stellen wechseln lässt, als dass bald diese bald jene Art vorübergehend zur Vorherrschaft gelangt, als dass end- lich ein Wald eines Schlages nach Erschöpfung in sich selbst nun durch einen ganz anderen Schlag abgelöst wird. Wie ich in Englers botan. Jahrb. Bd. XI, S. 21 bei Besprechung der mitteldeutschen Formationen aus- einandersetzen konnte, erscheint es daher auch unange- bracht, nach diesen sich zwar zunächst aufdrängenden, aber doch das Wesen der Sache nicht erschöpfenden An- ordnungen zu einfachen oder gemischten Beständen unsere Formationen weiter zu zersplittern. Am ehesten ist noch die Scheidung geschlossener Nadelwälder und geschlossener Laubwälder statthaft, nur dass sie überbrückt wird durch zahllose Bestände, in welchen diese beiden Vegetations- formen in gegenseitigem Frieden und wechselseitig sich unterstützend durcheinander gemischt sind.
Sobald allerdings die südlichere Zone der winter- kalten Waldformationen überschritten ist, gelangt der Coniferenwald zur überwiegenden Herrschaft, mischt sich aber an vielen Stellen selbst aus mehreren Arten, welche im westlichen Nordamerika noch eine reichere Fülle an- nehmen. So bietet Nordamerika wohl überhaupt die wechselndsten und anregendsten Bilder für diese Formation, in welcher die bunten Laubwälder Virginiens, die regen- reichen Nadelwälder von Kolumbien bis Sitcha herauf,
Physiognomie der winterkalten Wälder.
herrschenden Kätzchenbaum-Laubformen und der Nadel- hölzer zu nennen.
Mehr als sonst irgendwo herrschen daher hier Wäl- der eines Schlages, in denen eine einzelne Baumart auf weite Strecken Landes die Herrschaft führt, oder Wälder aus wenigen Arten gemischt, wie in Deutschland Buche, Fichte und Tanne, oder Eiche, Kiefer und Birke. Ob das eine oder andere eintritt, ob eine oder mehrere Baum- arten die Hauptmasse des Waldes bilden, scheint allzu- sehr von örtlichen Einflüssen abzuhängen, als dass ein dauernder Bestand in der Landesphysiognomie damit ver- bunden sein könnte; jedenfalls strebt die Natur nach Wechseln, und es ist ebenso wahrscheinlich, dass ein gemischter Bestand seine Hauptarten an den einzelnen Stellen wechseln lässt, als dass bald diese bald jene Art vorübergehend zur Vorherrschaft gelangt, als dass end- lich ein Wald eines Schlages nach Erschöpfung in sich selbst nun durch einen ganz anderen Schlag abgelöst wird. Wie ich in Englers botan. Jahrb. Bd. XI, S. 21 bei Besprechung der mitteldeutschen Formationen aus- einandersetzen konnte, erscheint es daher auch unange- bracht, nach diesen sich zwar zunächst aufdrängenden, aber doch das Wesen der Sache nicht erschöpfenden An- ordnungen zu einfachen oder gemischten Beständen unsere Formationen weiter zu zersplittern. Am ehesten ist noch die Scheidung geschlossener Nadelwälder und geschlossener Laubwälder statthaft, nur dass sie überbrückt wird durch zahllose Bestände, in welchen diese beiden Vegetations- formen in gegenseitigem Frieden und wechselseitig sich unterstützend durcheinander gemischt sind.
Sobald allerdings die südlichere Zone der winter- kalten Waldformationen überschritten ist, gelangt der Coniferenwald zur überwiegenden Herrschaft, mischt sich aber an vielen Stellen selbst aus mehreren Arten, welche im westlichen Nordamerika noch eine reichere Fülle an- nehmen. So bietet Nordamerika wohl überhaupt die wechselndsten und anregendsten Bilder für diese Formation, in welcher die bunten Laubwälder Virginiens, die regen- reichen Nadelwälder von Kolumbien bis Sitcha herauf,
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Physiognomie der winterkalten Wälder.
herrschenden Kätzchenbaum-Laubformen und der Nadel-
hölzer zu nennen.
Mehr als sonst irgendwo herrschen daher hier Wäl-
der eines Schlages, in denen eine einzelne Baumart auf
weite Strecken Landes die Herrschaft führt, oder Wälder
aus wenigen Arten gemischt, wie in Deutschland Buche,
Fichte und Tanne, oder Eiche, Kiefer und Birke. Ob
das eine oder andere eintritt, ob eine oder mehrere Baum-
arten die Hauptmasse des Waldes bilden, scheint allzu-
sehr von örtlichen Einflüssen abzuhängen, als dass ein
dauernder Bestand in der Landesphysiognomie damit ver-
bunden sein könnte; jedenfalls strebt die Natur nach
Wechseln, und es ist ebenso wahrscheinlich, dass ein
gemischter Bestand seine Hauptarten an den einzelnen
Stellen wechseln lässt, als dass bald diese bald jene Art
vorübergehend zur Vorherrschaft gelangt, als dass end-
lich ein Wald eines Schlages nach Erschöpfung in sich
selbst nun durch einen ganz anderen Schlag abgelöst
wird. Wie ich in Englers botan. Jahrb. Bd. XI, S. 21
bei Besprechung der mitteldeutschen Formationen aus-
einandersetzen konnte, erscheint es daher auch unange-
bracht, nach diesen sich zwar zunächst aufdrängenden,
aber doch das Wesen der Sache nicht erschöpfenden An-
ordnungen zu einfachen oder gemischten Beständen unsere
Formationen weiter zu zersplittern. Am ehesten ist noch
die Scheidung geschlossener Nadelwälder und geschlossener
Laubwälder statthaft, nur dass sie überbrückt wird durch
zahllose Bestände, in welchen diese beiden Vegetations-
formen in gegenseitigem Frieden und wechselseitig sich
unterstützend durcheinander gemischt sind.
Sobald allerdings die südlichere Zone der winter-
kalten Waldformationen überschritten ist, gelangt der
Coniferenwald zur überwiegenden Herrschaft, mischt sich
aber an vielen Stellen selbst aus mehreren Arten, welche
im westlichen Nordamerika noch eine reichere Fülle an-
nehmen. So bietet Nordamerika wohl überhaupt die
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in welcher die bunten Laubwälder Virginiens, die regen-
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/300>, abgerufen am 23.11.2024.
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