sondern das immergrüne Laub zur Entwickelung ge- bracht, und er lässt eher die stolzen subtropischen Laub- hölzer verkrüppeln und zu immergrüne Blätter behalten- den Strauchformen oder strauchigen Repräsentativarten herabsinken, als einen neu in eigener Formkraft glän- zenden winterharten Wald erstehen; ausserdem hat er nichts den ertragungsfähigen nordischen Coniferen Ent- sprechendes aufzuweisen. Dafür muss man die mangelnde Sommerwärme verantwortlich machen, deren hohen Wert man in Sibirien so klar erkennt; denn die klimatische Gesamtsignatur vom südlichen Amerika und Skandinavien, Sibirien und Kanada ist dieselbe.
Die Sommerwärme im kontinentalen Norden ist es allein, welche einzelne Baumarten in unveränderter syste- matischer wie biologischer Erscheinung die excessivsten Kältegrade der Erde ertragen lässt (vergl. oben, S. 24). Wieweit die Acclimatisationsfähigkeit einzelner Formen hier geht, ergibt sich am besten aus den Areal- und Klimavergleichen über die Birken, welche als die här- testen sommergrünen Laubhölzer zu betrachten sind.
Unter Hinweis auf das oben (S. 189) besprochene Gesamt- areal der Unterordnung Betulinae von den Cupuliferen möge hier das der nordischen Weissbirke, Betula alba L., in der für diese Art von Willkomm in seiner Forstlichen Flora von Deutschl. u. Oesterreich gegebenen Umgrenzung folgen; dasselbe ist auch zu ersehen aus Berghaus' Physik. Atlas Nr. 45 u. Nr. 48 (Pflanzen- verbreitung Bl. II. u. V). Ihre in mehrere nicht sehr verschiedene Varietäten gegliederten Bestände reichen aus den trockenen Ebenen und Mooren, Torfbrüchen, Mittel- und Nordeuropas bis zum Nord- kap durch das nördliche Russland bis an die Küste des Eismeeres und dann durch Sibirien hindurch bis Kamtschatka; denn die im nördlichen Ural und die bei Jakutsk, am Aldangebirge und bei Petropawlowsk beobachtete Weissbirke ist als eine Art anerkannt, sogar noch die grönländische unter 62° N. beobachtete Form in 4--5 m Höhe und 11/2--2 cm Durchmesser des Stammes. Doch werden hier von den Reisenden mehr Gebüsche als Wälder von Birken angegeben, wogegen die Bäume im östlichen Sibirien statt- liche und nutzbare Waldbestände bilden. Die Grenze der Weiss- birke durchschneidet in Europa die Halbinsel Kola, trifft die Ost- küste des Weissen Meeres unter 671/4° N., senkt sich am Ob auf 661/4°, steigt wiederum am Jenisei auf 691/2°, sinkt, und steigt weiter ostwärts an der Kolyma bis 68° und erreicht in der durch Lücken vielfach um die Gebirgszüge herum sich schlingenden Form
Mangel derselben im Süden.
sondern das immergrüne Laub zur Entwickelung ge- bracht, und er lässt eher die stolzen subtropischen Laub- hölzer verkrüppeln und zu immergrüne Blätter behalten- den Strauchformen oder strauchigen Repräsentativarten herabsinken, als einen neu in eigener Formkraft glän- zenden winterharten Wald erstehen; ausserdem hat er nichts den ertragungsfähigen nordischen Coniferen Ent- sprechendes aufzuweisen. Dafür muss man die mangelnde Sommerwärme verantwortlich machen, deren hohen Wert man in Sibirien so klar erkennt; denn die klimatische Gesamtsignatur vom südlichen Amerika und Skandinavien, Sibirien und Kanada ist dieselbe.
Die Sommerwärme im kontinentalen Norden ist es allein, welche einzelne Baumarten in unveränderter syste- matischer wie biologischer Erscheinung die excessivsten Kältegrade der Erde ertragen lässt (vergl. oben, S. 24). Wieweit die Acclimatisationsfähigkeit einzelner Formen hier geht, ergibt sich am besten aus den Areal- und Klimavergleichen über die Birken, welche als die här- testen sommergrünen Laubhölzer zu betrachten sind.
Unter Hinweis auf das oben (S. 189) besprochene Gesamt- areal der Unterordnung Betulinae von den Cupuliferen möge hier das der nordischen Weissbirke, Betula alba L., in der für diese Art von Willkomm in seiner Forstlichen Flora von Deutschl. u. Oesterreich gegebenen Umgrenzung folgen; dasselbe ist auch zu ersehen aus Berghaus’ Physik. Atlas Nr. 45 u. Nr. 48 (Pflanzen- verbreitung Bl. II. u. V). Ihre in mehrere nicht sehr verschiedene Varietäten gegliederten Bestände reichen aus den trockenen Ebenen und Mooren, Torfbrüchen, Mittel- und Nordeuropas bis zum Nord- kap durch das nördliche Russland bis an die Küste des Eismeeres und dann durch Sibirien hindurch bis Kamtschatka; denn die im nördlichen Ural und die bei Jakutsk, am Aldangebirge und bei Petropawlowsk beobachtete Weissbirke ist als eine Art anerkannt, sogar noch die grönländische unter 62° N. beobachtete Form in 4—5 m Höhe und 1½—2 cm Durchmesser des Stammes. Doch werden hier von den Reisenden mehr Gebüsche als Wälder von Birken angegeben, wogegen die Bäume im östlichen Sibirien statt- liche und nutzbare Waldbestände bilden. Die Grenze der Weiss- birke durchschneidet in Europa die Halbinsel Kola, trifft die Ost- küste des Weissen Meeres unter 67¼° N., senkt sich am Ob auf 66¼°, steigt wiederum am Jenisei auf 69½°, sinkt, und steigt weiter ostwärts an der Kolyma bis 68° und erreicht in der durch Lücken vielfach um die Gebirgszüge herum sich schlingenden Form
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Mangel derselben im Süden.
sondern das immergrüne Laub zur Entwickelung ge-
bracht, und er lässt eher die stolzen subtropischen Laub-
hölzer verkrüppeln und zu immergrüne Blätter behalten-
den Strauchformen oder strauchigen Repräsentativarten
herabsinken, als einen neu in eigener Formkraft glän-
zenden winterharten Wald erstehen; ausserdem hat er
nichts den ertragungsfähigen nordischen Coniferen Ent-
sprechendes aufzuweisen. Dafür muss man die mangelnde
Sommerwärme verantwortlich machen, deren hohen Wert
man in Sibirien so klar erkennt; denn die klimatische
Gesamtsignatur vom südlichen Amerika und Skandinavien,
Sibirien und Kanada ist dieselbe.
Die Sommerwärme im kontinentalen Norden ist es
allein, welche einzelne Baumarten in unveränderter syste-
matischer wie biologischer Erscheinung die excessivsten
Kältegrade der Erde ertragen lässt (vergl. oben, S. 24).
Wieweit die Acclimatisationsfähigkeit einzelner Formen
hier geht, ergibt sich am besten aus den Areal- und
Klimavergleichen über die Birken, welche als die här-
testen sommergrünen Laubhölzer zu betrachten sind.
Unter Hinweis auf das oben (S. 189) besprochene Gesamt-
areal der Unterordnung Betulinae von den Cupuliferen möge hier
das der nordischen Weissbirke, Betula alba L., in der für diese
Art von Willkomm in seiner Forstlichen Flora von Deutschl. u.
Oesterreich gegebenen Umgrenzung folgen; dasselbe ist auch zu
ersehen aus Berghaus’ Physik. Atlas Nr. 45 u. Nr. 48 (Pflanzen-
verbreitung Bl. II. u. V). Ihre in mehrere nicht sehr verschiedene
Varietäten gegliederten Bestände reichen aus den trockenen Ebenen
und Mooren, Torfbrüchen, Mittel- und Nordeuropas bis zum Nord-
kap durch das nördliche Russland bis an die Küste des Eismeeres
und dann durch Sibirien hindurch bis Kamtschatka; denn die im
nördlichen Ural und die bei Jakutsk, am Aldangebirge und bei
Petropawlowsk beobachtete Weissbirke ist als eine Art anerkannt,
sogar noch die grönländische unter 62° N. beobachtete Form in
4—5 m Höhe und 1½—2 cm Durchmesser des Stammes. Doch
werden hier von den Reisenden mehr Gebüsche als Wälder von
Birken angegeben, wogegen die Bäume im östlichen Sibirien statt-
liche und nutzbare Waldbestände bilden. Die Grenze der Weiss-
birke durchschneidet in Europa die Halbinsel Kola, trifft die Ost-
küste des Weissen Meeres unter 67¼° N., senkt sich am Ob auf
66¼°, steigt wiederum am Jenisei auf 69½°, sinkt, und steigt
weiter ostwärts an der Kolyma bis 68° und erreicht in der durch
Lücken vielfach um die Gebirgszüge herum sich schlingenden Form
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/297>, abgerufen am 23.11.2024.
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