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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Nordgrenze der sommergrünen Bäume.
tungssphären ungefähr anzugeben. Der sommerheisse
Gürtel im gemässigten Klima der nördlichen Halbkugel
enthält grösstenteils das Mischungsgebiet der immer-
grünen mit den sommergrünen Laubhölzern; in Nord-
amerika aber besteht die Bewaldung dieses Striches schon
grösstenteils aus laubabwerfenden Bäumen, was bei Ver-
gleich der Wintertemperaturen, auf die es nun wieder
besonders ankommt, nur erklärlich, ja notwendig erscheint.
Der dann folgende Gürtel mit gemäßigtem Sommer und
kaltem Winter hat nur in den mit Seeklima ausgerüste-
ten Ländern (im atlantischen Europa, in Japan, Kali-
fornien) noch immergrüne Laubbäume, sonst aber schon
überall frostharte Nadelhölzer gemischt mit im Herbst
laubabwerfenden Dikotylen. Dieser Gürtel reicht auch
noch für die Kultur der sommergrünen Bäume aus dem
südlicheren wärmeren Gürtel mehr oder weniger aus, um
so mehr, je ozeanisch-gemilderter seine Winter sind;
streckenweise gedeiht aus anderen Gründen überhaupt
gar kein Wald. Der letzte sehr breite Klimagürtel, als
kalter bezeichnet, reicht noch gerade für das Baumleben
bis ungefähr zu seiner mit der nördlichen Baumgrenze
ziemlich gut zusammenfallenden Nordgrenze aus, zeigt
aber einförmige Wälder von überwiegenden Coniferen-
beständen und von Alnus und Betula, Salix und Populus
als fast einzigen kräftig gedeihenden und eigene Bestände
bildenden Laubhölzern. Auf einige Gebiete des sommer-
gemäßigten und winterkalten Gürtels häuft sich daher
die grösste Mannigfaltigkeit und der bunteste Bestandes-
wechsel der schönen Formation, die hier unter Abt. V
begriffen wird und welche die Zone II (siehe oben S. 83
bis 85) auszeichnet, zusammen.

Die Wirkung des ozeanischen Klimas ist wohl die
Ursache der merkwürdigen Erscheinung, dass diese im
Norden so ungeheuer breit und imposant entwickelte
Formation als solche im antarktischen Süden nicht wieder-
kehrt. Auch der Süden hat seine laubabwerfenden Laub-
hölzer; eine stolze chilenische Buche soll im Gesamt-
charakter ausserordentlich der europäischen gleichen;
aber der südliche kalte Gürtel hat nicht das sommerliche,

Nordgrenze der sommergrünen Bäume.
tungssphären ungefähr anzugeben. Der sommerheisse
Gürtel im gemässigten Klima der nördlichen Halbkugel
enthält grösstenteils das Mischungsgebiet der immer-
grünen mit den sommergrünen Laubhölzern; in Nord-
amerika aber besteht die Bewaldung dieses Striches schon
grösstenteils aus laubabwerfenden Bäumen, was bei Ver-
gleich der Wintertemperaturen, auf die es nun wieder
besonders ankommt, nur erklärlich, ja notwendig erscheint.
Der dann folgende Gürtel mit gemäßigtem Sommer und
kaltem Winter hat nur in den mit Seeklima ausgerüste-
ten Ländern (im atlantischen Europa, in Japan, Kali-
fornien) noch immergrüne Laubbäume, sonst aber schon
überall frostharte Nadelhölzer gemischt mit im Herbst
laubabwerfenden Dikotylen. Dieser Gürtel reicht auch
noch für die Kultur der sommergrünen Bäume aus dem
südlicheren wärmeren Gürtel mehr oder weniger aus, um
so mehr, je ozeanisch-gemilderter seine Winter sind;
streckenweise gedeiht aus anderen Gründen überhaupt
gar kein Wald. Der letzte sehr breite Klimagürtel, als
kalter bezeichnet, reicht noch gerade für das Baumleben
bis ungefähr zu seiner mit der nördlichen Baumgrenze
ziemlich gut zusammenfallenden Nordgrenze aus, zeigt
aber einförmige Wälder von überwiegenden Coniferen-
beständen und von Alnus und Betula, Salix und Populus
als fast einzigen kräftig gedeihenden und eigene Bestände
bildenden Laubhölzern. Auf einige Gebiete des sommer-
gemäßigten und winterkalten Gürtels häuft sich daher
die grösste Mannigfaltigkeit und der bunteste Bestandes-
wechsel der schönen Formation, die hier unter Abt. V
begriffen wird und welche die Zone II (siehe oben S. 83
bis 85) auszeichnet, zusammen.

Die Wirkung des ozeanischen Klimas ist wohl die
Ursache der merkwürdigen Erscheinung, dass diese im
Norden so ungeheuer breit und imposant entwickelte
Formation als solche im antarktischen Süden nicht wieder-
kehrt. Auch der Süden hat seine laubabwerfenden Laub-
hölzer; eine stolze chilenische Buche soll im Gesamt-
charakter ausserordentlich der europäischen gleichen;
aber der südliche kalte Gürtel hat nicht das sommerliche,

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[266/0296] Nordgrenze der sommergrünen Bäume. tungssphären ungefähr anzugeben. Der sommerheisse Gürtel im gemässigten Klima der nördlichen Halbkugel enthält grösstenteils das Mischungsgebiet der immer- grünen mit den sommergrünen Laubhölzern; in Nord- amerika aber besteht die Bewaldung dieses Striches schon grösstenteils aus laubabwerfenden Bäumen, was bei Ver- gleich der Wintertemperaturen, auf die es nun wieder besonders ankommt, nur erklärlich, ja notwendig erscheint. Der dann folgende Gürtel mit gemäßigtem Sommer und kaltem Winter hat nur in den mit Seeklima ausgerüste- ten Ländern (im atlantischen Europa, in Japan, Kali- fornien) noch immergrüne Laubbäume, sonst aber schon überall frostharte Nadelhölzer gemischt mit im Herbst laubabwerfenden Dikotylen. Dieser Gürtel reicht auch noch für die Kultur der sommergrünen Bäume aus dem südlicheren wärmeren Gürtel mehr oder weniger aus, um so mehr, je ozeanisch-gemilderter seine Winter sind; streckenweise gedeiht aus anderen Gründen überhaupt gar kein Wald. Der letzte sehr breite Klimagürtel, als kalter bezeichnet, reicht noch gerade für das Baumleben bis ungefähr zu seiner mit der nördlichen Baumgrenze ziemlich gut zusammenfallenden Nordgrenze aus, zeigt aber einförmige Wälder von überwiegenden Coniferen- beständen und von Alnus und Betula, Salix und Populus als fast einzigen kräftig gedeihenden und eigene Bestände bildenden Laubhölzern. Auf einige Gebiete des sommer- gemäßigten und winterkalten Gürtels häuft sich daher die grösste Mannigfaltigkeit und der bunteste Bestandes- wechsel der schönen Formation, die hier unter Abt. V begriffen wird und welche die Zone II (siehe oben S. 83 bis 85) auszeichnet, zusammen. Die Wirkung des ozeanischen Klimas ist wohl die Ursache der merkwürdigen Erscheinung, dass diese im Norden so ungeheuer breit und imposant entwickelte Formation als solche im antarktischen Süden nicht wieder- kehrt. Auch der Süden hat seine laubabwerfenden Laub- hölzer; eine stolze chilenische Buche soll im Gesamt- charakter ausserordentlich der europäischen gleichen; aber der südliche kalte Gürtel hat nicht das sommerliche,

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/296>, abgerufen am 22.11.2024.