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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Typische Baumformen der Regenwälder.
dung von Luftwurzeln zurück. Andere Stämme, darunter
besonders solche von Ficusarten, behalten ihr ganzes
Leben lang kräftige, verworren durcheinander laufende
Luftwurzeln bei, wie sie als halbe Parasiten auf einem
anderen von ihnen getöteten Baume sich zu entwickeln
begonnen hatten. Dies ist Grisebachs Banyanenform.
In der Belaubung sind vielfältig nicht gerade besondere
Abweichungen von dem in Mitteleuropa Gewohntem zu
sehen, aber zwei Ausprägungen, die wir nicht besitzen,
häufig untermischt: es ist das höchst zart gefiederte oder
doppelt gefiederte Laub mit kleinen und oft sensitiven
immergrünen Fiederblättchen, welches Grisebach zur Auf-
stellung seiner Tamarindenform und Mimoseenform Ver-
anlassung gab; und zweitens ein Laub aus dicken, lederig-
glänzenden tiefgrünen, an starken Stielen massig ent-
wickelten und steif dastehenden Blättern, welches der
vielbekannte ostindische Kautschukbaum Ficus elastica
als deutlicher Typus zeigt. Grisebach hat für diese so
sehr charakteristische Belaubung keine besondere Form-
benennung ausgewählt, da seine Lorbeerform die kleinen,
glänzend-immergrünen Blätter im Auge hat, welche mehr
den trockenen Subtropen als Charakter verliehen sind.
Seine Bombaceenform erwähnt dann noch die breiten,
weichen Blätter mit handförmiger Nervatur und Stern-
haarfilz, getragen von in der Mitte breit angeschwollenem
Stamm (Eriodendron anfractuosum, Bombax etc.). Aber
es ist klar, dass die Auswahl einiger weniger Typen hier
wie immer nicht genügen kann, wo schon durch die
Kombination und Permutation einiger weniger Haupt-
merkmale des Wachstums in Stamm, Gezweig und Be-
blätterung eine viel grössere Anzahl reell vorhandener
Formen sich ergibt. -- Durchaus nicht alle Bäume des
tropischen Regenwaldes sind übrigens immergrün; immer
gibt es (wenigstens wohl im betreffenden Florengebiet)
einzelne Arten mit periodischer Belaubung, welche darin
den nordischen Bäumen am meisten ähneln.

Unter dem zusammenhängenden Dom der hohen
Laubkronen gibt es oft noch einen zweiten Wald von
bescheidener Höhe, dessen vielleicht 10--15 m erreichende

Typische Baumformen der Regenwälder.
dung von Luftwurzeln zurück. Andere Stämme, darunter
besonders solche von Ficusarten, behalten ihr ganzes
Leben lang kräftige, verworren durcheinander laufende
Luftwurzeln bei, wie sie als halbe Parasiten auf einem
anderen von ihnen getöteten Baume sich zu entwickeln
begonnen hatten. Dies ist Grisebachs Banyanenform.
In der Belaubung sind vielfältig nicht gerade besondere
Abweichungen von dem in Mitteleuropa Gewohntem zu
sehen, aber zwei Ausprägungen, die wir nicht besitzen,
häufig untermischt: es ist das höchst zart gefiederte oder
doppelt gefiederte Laub mit kleinen und oft sensitiven
immergrünen Fiederblättchen, welches Grisebach zur Auf-
stellung seiner Tamarindenform und Mimoseenform Ver-
anlassung gab; und zweitens ein Laub aus dicken, lederig-
glänzenden tiefgrünen, an starken Stielen massig ent-
wickelten und steif dastehenden Blättern, welches der
vielbekannte ostindische Kautschukbaum Ficus elastica
als deutlicher Typus zeigt. Grisebach hat für diese so
sehr charakteristische Belaubung keine besondere Form-
benennung ausgewählt, da seine Lorbeerform die kleinen,
glänzend-immergrünen Blätter im Auge hat, welche mehr
den trockenen Subtropen als Charakter verliehen sind.
Seine Bombaceenform erwähnt dann noch die breiten,
weichen Blätter mit handförmiger Nervatur und Stern-
haarfilz, getragen von in der Mitte breit angeschwollenem
Stamm (Eriodendron anfractuosum, Bombax etc.). Aber
es ist klar, dass die Auswahl einiger weniger Typen hier
wie immer nicht genügen kann, wo schon durch die
Kombination und Permutation einiger weniger Haupt-
merkmale des Wachstums in Stamm, Gezweig und Be-
blätterung eine viel grössere Anzahl reell vorhandener
Formen sich ergibt. — Durchaus nicht alle Bäume des
tropischen Regenwaldes sind übrigens immergrün; immer
gibt es (wenigstens wohl im betreffenden Florengebiet)
einzelne Arten mit periodischer Belaubung, welche darin
den nordischen Bäumen am meisten ähneln.

Unter dem zusammenhängenden Dom der hohen
Laubkronen gibt es oft noch einen zweiten Wald von
bescheidener Höhe, dessen vielleicht 10—15 m erreichende

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[245/0275] Typische Baumformen der Regenwälder. dung von Luftwurzeln zurück. Andere Stämme, darunter besonders solche von Ficusarten, behalten ihr ganzes Leben lang kräftige, verworren durcheinander laufende Luftwurzeln bei, wie sie als halbe Parasiten auf einem anderen von ihnen getöteten Baume sich zu entwickeln begonnen hatten. Dies ist Grisebachs Banyanenform. In der Belaubung sind vielfältig nicht gerade besondere Abweichungen von dem in Mitteleuropa Gewohntem zu sehen, aber zwei Ausprägungen, die wir nicht besitzen, häufig untermischt: es ist das höchst zart gefiederte oder doppelt gefiederte Laub mit kleinen und oft sensitiven immergrünen Fiederblättchen, welches Grisebach zur Auf- stellung seiner Tamarindenform und Mimoseenform Ver- anlassung gab; und zweitens ein Laub aus dicken, lederig- glänzenden tiefgrünen, an starken Stielen massig ent- wickelten und steif dastehenden Blättern, welches der vielbekannte ostindische Kautschukbaum Ficus elastica als deutlicher Typus zeigt. Grisebach hat für diese so sehr charakteristische Belaubung keine besondere Form- benennung ausgewählt, da seine Lorbeerform die kleinen, glänzend-immergrünen Blätter im Auge hat, welche mehr den trockenen Subtropen als Charakter verliehen sind. Seine Bombaceenform erwähnt dann noch die breiten, weichen Blätter mit handförmiger Nervatur und Stern- haarfilz, getragen von in der Mitte breit angeschwollenem Stamm (Eriodendron anfractuosum, Bombax etc.). Aber es ist klar, dass die Auswahl einiger weniger Typen hier wie immer nicht genügen kann, wo schon durch die Kombination und Permutation einiger weniger Haupt- merkmale des Wachstums in Stamm, Gezweig und Be- blätterung eine viel grössere Anzahl reell vorhandener Formen sich ergibt. — Durchaus nicht alle Bäume des tropischen Regenwaldes sind übrigens immergrün; immer gibt es (wenigstens wohl im betreffenden Florengebiet) einzelne Arten mit periodischer Belaubung, welche darin den nordischen Bäumen am meisten ähneln. Unter dem zusammenhängenden Dom der hohen Laubkronen gibt es oft noch einen zweiten Wald von bescheidener Höhe, dessen vielleicht 10—15 m erreichende

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/275>, abgerufen am 22.11.2024.