artig grossen Blättern und lang-röhrenförmigen Blumen entwickelt und enden im nördlichsten Australien und auf den Fidji-Inseln. Tasmanien hat 4 Ericaceen (Gaultheria, Pernettya), Victoria noch eine endemische Gattung mit einer Art, sonst hat Australien nichts aufzuweisen und ersetzt bekanntlich die Ericaceen durch einen neuen Reich- tum der in den übrigen Weltteilen so gut wie fehlenden Epacridineen.
Die systematische Einteilung der Ericaceen und Verteilung dieser Gruppen in die verschiedenen eben genannten Gebiete des Gesamtareals mag hier in Kürze folgen: Die Rhododendrinen bilden die erste grosse Unterordnung, ausgeschlossen von Afrika; in Südamerika liegt ihre Südgrenze im Areal von Bejaria, auf den Azoren im Areal von Daboecia polifolia, in Spanien, im Kaukasus und im malayischen Archipel, in der Südgrenze von Rhododendron selbst; sie ist daher als eine arktische, boreale, boreal-subtropische und tropisch-montane Gruppe anzusehen.
Die zweite Unterordnung der Arbutinen ist besonders in der Tribus Andromedeen und Gaultherieen am weitesten verbreitet, fast so weit als das Gesamtareal der Ordnung reicht, doch mit Ausschluss des Kaplandes; die Gruppe von Andromeda selbst ist am allgemeinsten zu finden, fehlt aber in Australien. Dasselbe gilt auch im allgemeinen von der dritten Unterordnung der Vacci- ninen, von welcher Vaccinium selbst eine enorme Verbreitung von Grönland an durch alle borealen Florenreiche, auf der Andenkette bis Peru (nicht aber südwärts vordringend), auf den Sandwich- und den ostafrikanischen Inseln besitzt. Die beiden tropischen Florenreiche von Amerika und Indien-Malesien aber haben die epiphytischen Thibaudieen für sich allein, Amerika mit Thibaudia, Indien mit Agapetes.
Die vierte Unterordnung endlich, die der Ericinen, ist auf Europa, das Mittelmeerbecken und Südafrika nebst einigen Zwischen- stationen im tropischen Afrika beschränkt.
Die besonderen Züge der Ericaceenverteilung liegen also in der Weite und Zerstreutheit des Gesamtareals, wobei ziemlich verschiedene Klimate ohne starke Ver- änderung der Vegetationsorgane ertragen werden. Die Absonderung der kontinentalen Florenreiche zeigt sich in einigen scharfen Gruppenumgrenzungen, zumal für die echten Heiden. Andererseits finden sich in dieser Familie mehrere Fälle auffallender Verwandtschaft zwischen Tropen- und borealen Floren; nicht nur haben die Gaylussacien Brasiliens in Nordamerika Gattungsgenossen und in den
Ableitungen aus den Ericaceen-Arealen.
artig grossen Blättern und lang-röhrenförmigen Blumen entwickelt und enden im nördlichsten Australien und auf den Fidji-Inseln. Tasmanien hat 4 Ericaceen (Gaultheria, Pernettya), Victoria noch eine endemische Gattung mit einer Art, sonst hat Australien nichts aufzuweisen und ersetzt bekanntlich die Ericaceen durch einen neuen Reich- tum der in den übrigen Weltteilen so gut wie fehlenden Epacridineen.
Die systematische Einteilung der Ericaceen und Verteilung dieser Gruppen in die verschiedenen eben genannten Gebiete des Gesamtareals mag hier in Kürze folgen: Die Rhododendrinen bilden die erste grosse Unterordnung, ausgeschlossen von Afrika; in Südamerika liegt ihre Südgrenze im Areal von Bejaria, auf den Azoren im Areal von Daboecia polifolia, in Spanien, im Kaukasus und im malayischen Archipel, in der Südgrenze von Rhododendron selbst; sie ist daher als eine arktische, boreale, boreal-subtropische und tropisch-montane Gruppe anzusehen.
Die zweite Unterordnung der Arbutinen ist besonders in der Tribus Andromedeen und Gaultherieen am weitesten verbreitet, fast so weit als das Gesamtareal der Ordnung reicht, doch mit Ausschluss des Kaplandes; die Gruppe von Andromeda selbst ist am allgemeinsten zu finden, fehlt aber in Australien. Dasselbe gilt auch im allgemeinen von der dritten Unterordnung der Vacci- ninen, von welcher Vaccinium selbst eine enorme Verbreitung von Grönland an durch alle borealen Florenreiche, auf der Andenkette bis Peru (nicht aber südwärts vordringend), auf den Sandwich- und den ostafrikanischen Inseln besitzt. Die beiden tropischen Florenreiche von Amerika und Indien-Malesien aber haben die epiphytischen Thibaudieen für sich allein, Amerika mit Thibaudia, Indien mit Agapetes.
Die vierte Unterordnung endlich, die der Ericinen, ist auf Europa, das Mittelmeerbecken und Südafrika nebst einigen Zwischen- stationen im tropischen Afrika beschränkt.
Die besonderen Züge der Ericaceenverteilung liegen also in der Weite und Zerstreutheit des Gesamtareals, wobei ziemlich verschiedene Klimate ohne starke Ver- änderung der Vegetationsorgane ertragen werden. Die Absonderung der kontinentalen Florenreiche zeigt sich in einigen scharfen Gruppenumgrenzungen, zumal für die echten Heiden. Andererseits finden sich in dieser Familie mehrere Fälle auffallender Verwandtschaft zwischen Tropen- und borealen Floren; nicht nur haben die Gaylussacien Brasiliens in Nordamerika Gattungsgenossen und in den
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Ableitungen aus den Ericaceen-Arealen.
artig grossen Blättern und lang-röhrenförmigen Blumen
entwickelt und enden im nördlichsten Australien und auf
den Fidji-Inseln. Tasmanien hat 4 Ericaceen (Gaultheria,
Pernettya), Victoria noch eine endemische Gattung mit
einer Art, sonst hat Australien nichts aufzuweisen und
ersetzt bekanntlich die Ericaceen durch einen neuen Reich-
tum der in den übrigen Weltteilen so gut wie fehlenden
Epacridineen.
Die systematische Einteilung der Ericaceen und Verteilung
dieser Gruppen in die verschiedenen eben genannten Gebiete des
Gesamtareals mag hier in Kürze folgen: Die Rhododendrinen bilden
die erste grosse Unterordnung, ausgeschlossen von Afrika; in
Südamerika liegt ihre Südgrenze im Areal von Bejaria, auf den
Azoren im Areal von Daboecia polifolia, in Spanien, im Kaukasus
und im malayischen Archipel, in der Südgrenze von Rhododendron
selbst; sie ist daher als eine arktische, boreale, boreal-subtropische
und tropisch-montane Gruppe anzusehen.
Die zweite Unterordnung der Arbutinen ist besonders in der
Tribus Andromedeen und Gaultherieen am weitesten verbreitet,
fast so weit als das Gesamtareal der Ordnung reicht, doch mit
Ausschluss des Kaplandes; die Gruppe von Andromeda selbst ist
am allgemeinsten zu finden, fehlt aber in Australien. Dasselbe
gilt auch im allgemeinen von der dritten Unterordnung der Vacci-
ninen, von welcher Vaccinium selbst eine enorme Verbreitung von
Grönland an durch alle borealen Florenreiche, auf der Andenkette
bis Peru (nicht aber südwärts vordringend), auf den Sandwich-
und den ostafrikanischen Inseln besitzt. Die beiden tropischen
Florenreiche von Amerika und Indien-Malesien aber haben die
epiphytischen Thibaudieen für sich allein, Amerika mit Thibaudia,
Indien mit Agapetes.
Die vierte Unterordnung endlich, die der Ericinen, ist auf
Europa, das Mittelmeerbecken und Südafrika nebst einigen Zwischen-
stationen im tropischen Afrika beschränkt.
Die besonderen Züge der Ericaceenverteilung liegen
also in der Weite und Zerstreutheit des Gesamtareals,
wobei ziemlich verschiedene Klimate ohne starke Ver-
änderung der Vegetationsorgane ertragen werden. Die
Absonderung der kontinentalen Florenreiche zeigt sich
in einigen scharfen Gruppenumgrenzungen, zumal für die
echten Heiden. Andererseits finden sich in dieser Familie
mehrere Fälle auffallender Verwandtschaft zwischen Tropen-
und borealen Floren; nicht nur haben die Gaylussacien
Brasiliens in Nordamerika Gattungsgenossen und in den
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/227>, abgerufen am 24.11.2024.
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