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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Gesamtareal der Coniferen.
ganze Erdreich deckenden Coniferen-Bezeichnung zu Irr-
tümern Veranlassung geben, sofern man nicht bedenkt,
dass das Vorkommen einer einzelnen selteneren Art von
Coniferen in den Florenprovinzen dieses Schriftstellers
schon dazu genügenden Anlass geboten hat. Etwas
natürlicher erscheint daher bei Weglassung einer Menge
kleinerer buschartiger Coniferen die von mir für Berg-
haus' Atlas entworfene Karte, auf welcher jedoch anderer
Zwecke wegen die meisten Cupressaceen fortgelassen
werden mussten, und welche daher von Coniferen-Arealen
nicht genügend bedeckt ist.

Die Verteilung der Coniferen in ihrer Gesamtaus-
dehnung über die Erde ist etwa folgende: Ueber die
Baumgrenze hinaus dringt der Zwergwachholder in Grön-
land an beiden Küsten noch über den Polarkreis vor,
zugleich in Taimyrland, Island und in den Hochgebirgs-
regionen verbreitet. Sonst aber wird meistens die Nord-
grenze der Coniferen auch mit der nördlichen Baumgrenze
zusammenfallend gefunden, da nur die Birke stellenweise
über erstere hinausgeht. Südlich der Baumlinie folgt
also in Europa, Sibirien und Kanada ein breiter Coni-
ferengürtel, in welchem Repräsentanten der Abietineen:
Lärchen, Fichten, Kiefern und einige Tannen, nach Arten
oder Unterarten in den Hauptgebieten dieses nordischen
Florenreichs meist gut geschieden, eine nach Süden all-
mählich abnehmende Hauptrolle spielen. Es endet dieser
Gürtel in Europa mit der Edeltannenregion, im Kaukasus
mit Picea orientalis, in Thian-schan mit Picea Schrenkiana,
in Nordamerika mit Picea sitchensis und dem weiten
Gebiet der Weymutskiefer Pinus Strobus und Tsuga
canadensis,
um durch bunter zusammengesetzte Coniferen-
bestände abgelöst zu werden, in welche sich die nordischen
Fichten und die Lärchen nur noch in den oberen Ge-
birgsregionen hineinmischen. Die reicheren Mischungs-
gebiete sind zu beiden Seiten des Stillen Ozeans, nämlich
in Ostasien und von Columbien bis Kalifornien in die
Rocky Mts. hinein, am besten entwickelt. Das mandschu-
risch-japanische Entwickelungsgebiet hat neben endemi-
schen Gebirgslärchen, Pinus-, Picea- und Abiesarten die Gat-

Gesamtareal der Coniferen.
ganze Erdreich deckenden Coniferen-Bezeichnung zu Irr-
tümern Veranlassung geben, sofern man nicht bedenkt,
dass das Vorkommen einer einzelnen selteneren Art von
Coniferen in den Florenprovinzen dieses Schriftstellers
schon dazu genügenden Anlass geboten hat. Etwas
natürlicher erscheint daher bei Weglassung einer Menge
kleinerer buschartiger Coniferen die von mir für Berg-
haus’ Atlas entworfene Karte, auf welcher jedoch anderer
Zwecke wegen die meisten Cupressaceen fortgelassen
werden mussten, und welche daher von Coniferen-Arealen
nicht genügend bedeckt ist.

Die Verteilung der Coniferen in ihrer Gesamtaus-
dehnung über die Erde ist etwa folgende: Ueber die
Baumgrenze hinaus dringt der Zwergwachholder in Grön-
land an beiden Küsten noch über den Polarkreis vor,
zugleich in Taimyrland, Island und in den Hochgebirgs-
regionen verbreitet. Sonst aber wird meistens die Nord-
grenze der Coniferen auch mit der nördlichen Baumgrenze
zusammenfallend gefunden, da nur die Birke stellenweise
über erstere hinausgeht. Südlich der Baumlinie folgt
also in Europa, Sibirien und Kanada ein breiter Coni-
ferengürtel, in welchem Repräsentanten der Abietineen:
Lärchen, Fichten, Kiefern und einige Tannen, nach Arten
oder Unterarten in den Hauptgebieten dieses nordischen
Florenreichs meist gut geschieden, eine nach Süden all-
mählich abnehmende Hauptrolle spielen. Es endet dieser
Gürtel in Europa mit der Edeltannenregion, im Kaukasus
mit Picea orientalis, in Thian-schan mit Picea Schrenkiana,
in Nordamerika mit Picea sitchensis und dem weiten
Gebiet der Weymutskiefer Pinus Strobus und Tsuga
canadensis,
um durch bunter zusammengesetzte Coniferen-
bestände abgelöst zu werden, in welche sich die nordischen
Fichten und die Lärchen nur noch in den oberen Ge-
birgsregionen hineinmischen. Die reicheren Mischungs-
gebiete sind zu beiden Seiten des Stillen Ozeans, nämlich
in Ostasien und von Columbien bis Kalifornien in die
Rocky Mts. hinein, am besten entwickelt. Das mandschu-
risch-japanische Entwickelungsgebiet hat neben endemi-
schen Gebirgslärchen, Pinus-, Picea- und Abiesarten die Gat-

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[182/0212] Gesamtareal der Coniferen. ganze Erdreich deckenden Coniferen-Bezeichnung zu Irr- tümern Veranlassung geben, sofern man nicht bedenkt, dass das Vorkommen einer einzelnen selteneren Art von Coniferen in den Florenprovinzen dieses Schriftstellers schon dazu genügenden Anlass geboten hat. Etwas natürlicher erscheint daher bei Weglassung einer Menge kleinerer buschartiger Coniferen die von mir für Berg- haus’ Atlas entworfene Karte, auf welcher jedoch anderer Zwecke wegen die meisten Cupressaceen fortgelassen werden mussten, und welche daher von Coniferen-Arealen nicht genügend bedeckt ist. Die Verteilung der Coniferen in ihrer Gesamtaus- dehnung über die Erde ist etwa folgende: Ueber die Baumgrenze hinaus dringt der Zwergwachholder in Grön- land an beiden Küsten noch über den Polarkreis vor, zugleich in Taimyrland, Island und in den Hochgebirgs- regionen verbreitet. Sonst aber wird meistens die Nord- grenze der Coniferen auch mit der nördlichen Baumgrenze zusammenfallend gefunden, da nur die Birke stellenweise über erstere hinausgeht. Südlich der Baumlinie folgt also in Europa, Sibirien und Kanada ein breiter Coni- ferengürtel, in welchem Repräsentanten der Abietineen: Lärchen, Fichten, Kiefern und einige Tannen, nach Arten oder Unterarten in den Hauptgebieten dieses nordischen Florenreichs meist gut geschieden, eine nach Süden all- mählich abnehmende Hauptrolle spielen. Es endet dieser Gürtel in Europa mit der Edeltannenregion, im Kaukasus mit Picea orientalis, in Thian-schan mit Picea Schrenkiana, in Nordamerika mit Picea sitchensis und dem weiten Gebiet der Weymutskiefer Pinus Strobus und Tsuga canadensis, um durch bunter zusammengesetzte Coniferen- bestände abgelöst zu werden, in welche sich die nordischen Fichten und die Lärchen nur noch in den oberen Ge- birgsregionen hineinmischen. Die reicheren Mischungs- gebiete sind zu beiden Seiten des Stillen Ozeans, nämlich in Ostasien und von Columbien bis Kalifornien in die Rocky Mts. hinein, am besten entwickelt. Das mandschu- risch-japanische Entwickelungsgebiet hat neben endemi- schen Gebirgslärchen, Pinus-, Picea- und Abiesarten die Gat-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/212>, abgerufen am 30.04.2024.