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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Scheidelinien dritten Grades.
sich Centralasien mit zwei Linien G1 und G2 als Trenn-
gebiet zwischen die ostasiatische und die orientalische
Subtropenflora ein. Während hierdurch und durch die
Ozeane vier grössere Entwickelungsgebiete der borealen
Subtropen geschaffen sind, hört deren Scheide nach Nor-
den an Wirksamkeit so auf, dass im Gegenteil der Gegen-
satz zwischen nördlicher und mittlerer Breite in demselben
Kontinent bedeutender wird als zwischen Ost und West
unter gleicher Breite. Es ist also beispielsweise der
Gegensatz in den Floren des mexikanischen Hochplateaus
und des nordamerikanischen Seengebietes oder noch mehr
Labradors grösser, als zwischen dem letzteren und Finn-
land oder Kamtschatka. So verläuft die Scheidelinie H,
am stärksten in Europa ausgeprägt (H1), weniger in
Ostasien (H2), am schwächsten in den amerikanischen
Prärien (H3) in westöstlicher Richtung um den 40. und
45.° N. laufend. Eine ähnliche Scheideline J trennt das
antarktische Südamerika von der australen Subtropenflora
und findet Verbindung nach Neuseeland, Tasmanien und
einigen südlichen Inselgruppen. Zwei Scheidelinien K
und L vollenden die Absonderungen in den Tropenfloren
der Alten Welt: die erstere drückt die Absonderung der
malagassischen Inselgruppe gegenüber Afrika und Indien
aus, die zweite scheidet Indien vom Sudan.

Bis soweit drücken die Scheidelinien nach meiner
eigenen Ueberzeugung Absonderungen bis zum Range der
Florenreiche aus; schwächere Scheidelinien, welche hier
nicht weiter verfolgt zu werden brauchen, sondern nun
stärker und schwächer charakterisierte Florengebiete von-
einander ab; der Zug der Anden in Südamerika und der
Rocky Mountains in den Vereinigten Staaten, dann die
Wüstentrennung im Innern Westaustraliens mag aber als
Hinweis auf die in der Reihe folgenden stärksten Ge-
bietsabsonderungen in einzelnen Florenreichen gelten.

Um auch die Scheidelinien floristisch in ihren all-
meinsten Zügen zu kennzeichnen, so dient die Linie A
zur Scheidung der tropischen Palmen, Musaceen, Zingi-
beraceen, Dioscoreaceen, der Pandanaceen im Bereich der
Alten Welt, der Hauptmasse von Gesneraceen, Bignonia-

Scheidelinien dritten Grades.
sich Centralasien mit zwei Linien G1 und G2 als Trenn-
gebiet zwischen die ostasiatische und die orientalische
Subtropenflora ein. Während hierdurch und durch die
Ozeane vier grössere Entwickelungsgebiete der borealen
Subtropen geschaffen sind, hört deren Scheide nach Nor-
den an Wirksamkeit so auf, dass im Gegenteil der Gegen-
satz zwischen nördlicher und mittlerer Breite in demselben
Kontinent bedeutender wird als zwischen Ost und West
unter gleicher Breite. Es ist also beispielsweise der
Gegensatz in den Floren des mexikanischen Hochplateaus
und des nordamerikanischen Seengebietes oder noch mehr
Labradors grösser, als zwischen dem letzteren und Finn-
land oder Kamtschatka. So verläuft die Scheidelinie H,
am stärksten in Europa ausgeprägt (H1), weniger in
Ostasien (H2), am schwächsten in den amerikanischen
Prärien (H3) in westöstlicher Richtung um den 40. und
45.° N. laufend. Eine ähnliche Scheideline J trennt das
antarktische Südamerika von der australen Subtropenflora
und findet Verbindung nach Neuseeland, Tasmanien und
einigen südlichen Inselgruppen. Zwei Scheidelinien K
und L vollenden die Absonderungen in den Tropenfloren
der Alten Welt: die erstere drückt die Absonderung der
malagassischen Inselgruppe gegenüber Afrika und Indien
aus, die zweite scheidet Indien vom Sudan.

Bis soweit drücken die Scheidelinien nach meiner
eigenen Ueberzeugung Absonderungen bis zum Range der
Florenreiche aus; schwächere Scheidelinien, welche hier
nicht weiter verfolgt zu werden brauchen, sondern nun
stärker und schwächer charakterisierte Florengebiete von-
einander ab; der Zug der Anden in Südamerika und der
Rocky Mountains in den Vereinigten Staaten, dann die
Wüstentrennung im Innern Westaustraliens mag aber als
Hinweis auf die in der Reihe folgenden stärksten Ge-
bietsabsonderungen in einzelnen Florenreichen gelten.

Um auch die Scheidelinien floristisch in ihren all-
meinsten Zügen zu kennzeichnen, so dient die Linie A
zur Scheidung der tropischen Palmen, Musaceen, Zingi-
beraceen, Dioscoreaceen, der Pandanaceen im Bereich der
Alten Welt, der Hauptmasse von Gesneraceen, Bignonia-

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[151/0177] Scheidelinien dritten Grades. sich Centralasien mit zwei Linien G1 und G2 als Trenn- gebiet zwischen die ostasiatische und die orientalische Subtropenflora ein. Während hierdurch und durch die Ozeane vier grössere Entwickelungsgebiete der borealen Subtropen geschaffen sind, hört deren Scheide nach Nor- den an Wirksamkeit so auf, dass im Gegenteil der Gegen- satz zwischen nördlicher und mittlerer Breite in demselben Kontinent bedeutender wird als zwischen Ost und West unter gleicher Breite. Es ist also beispielsweise der Gegensatz in den Floren des mexikanischen Hochplateaus und des nordamerikanischen Seengebietes oder noch mehr Labradors grösser, als zwischen dem letzteren und Finn- land oder Kamtschatka. So verläuft die Scheidelinie H, am stärksten in Europa ausgeprägt (H1), weniger in Ostasien (H2), am schwächsten in den amerikanischen Prärien (H3) in westöstlicher Richtung um den 40. und 45.° N. laufend. Eine ähnliche Scheideline J trennt das antarktische Südamerika von der australen Subtropenflora und findet Verbindung nach Neuseeland, Tasmanien und einigen südlichen Inselgruppen. Zwei Scheidelinien K und L vollenden die Absonderungen in den Tropenfloren der Alten Welt: die erstere drückt die Absonderung der malagassischen Inselgruppe gegenüber Afrika und Indien aus, die zweite scheidet Indien vom Sudan. Bis soweit drücken die Scheidelinien nach meiner eigenen Ueberzeugung Absonderungen bis zum Range der Florenreiche aus; schwächere Scheidelinien, welche hier nicht weiter verfolgt zu werden brauchen, sondern nun stärker und schwächer charakterisierte Florengebiete von- einander ab; der Zug der Anden in Südamerika und der Rocky Mountains in den Vereinigten Staaten, dann die Wüstentrennung im Innern Westaustraliens mag aber als Hinweis auf die in der Reihe folgenden stärksten Ge- bietsabsonderungen in einzelnen Florenreichen gelten. Um auch die Scheidelinien floristisch in ihren all- meinsten Zügen zu kennzeichnen, so dient die Linie A zur Scheidung der tropischen Palmen, Musaceen, Zingi- beraceen, Dioscoreaceen, der Pandanaceen im Bereich der Alten Welt, der Hauptmasse von Gesneraceen, Bignonia-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/177>, abgerufen am 25.11.2024.