visager en face la question si ardue de l'espece, de sa nature, de ses modifications, de son origine. Alph. de Candolle, Geogr. botan. 1855.
Der vorige Abschnitt zeigte, dass sich aller Orten die Vegetation im Einklang mit den auf das verschieden- artigste ausgeprägten Lebensbedingungen befindet, mit anderen Worten, dass in Ländern und auf Standorten mit besonderen Eigenschaften hinsichtlich der grund- legenden äusseren Bedingungen auch eine diesem ent- sprechend eigenartig organisierte Pflanzenwelt das Feld behauptet.
Jede mit den äusseren Lebensbedingungen im Wider- spruch stehende Organisation muss entweder den Wider- spruch aufgeben, sich "ummodeln", oder sie muss an diesem Widerspruch zu Grunde gehen, und so sehen wir denn in der Gegenwart, unter den ziemlich gleichmäßigen Einwirkungen eines nur wenig nach Jahrgängen schwanken- den Klimas und unter gleichbleibenden Standortsbe- dingungen, in der vom Menschen und seiner Kultur nicht beeinflussten freien Natur die Masse der Pflanzen- arten durch Grenzen, wie sie ihnen ihre Lebens- bedingungen vorzeichnen, gesondert, und wir dürfen annehmen, dass da, wo eine Art mitten im Kon- tinent eine bestimmte Grenze erreicht hat, auch irgend welche auf Klima, Boden, allgemeine Lebenslage etc. zurückführbare Ursachen dafür vorhanden sind und von der biologischen Forschung aufgedeckt werden können. Nur selten kann man die Grenzen der Arten andeutungsweise mit den Oscillationen des Klimas schwanken sehen, indem z. B. die Fröste eines ausnahmsweise harten Winters die äussersten Vorposten im Areale einer Pflanzenspezies an ihrer Frostgrenze zurückschieben, bis dieselbe sich vielleicht in milden Jahren wieder erholt und neue Austriebe aus den kümmerlichen Resten jenes strengen Winters macht.
Aus diesen richtig beobachteten und grundlegenden Thatsachen könnte man die falsche und übertriebene Vor- stellung von einer solchen Wirkungsweise des Klimas ableiten, als wenn dasselbe überall auf der Erde eine
Veränderlichkeit biologischer Arealgrenzen.
visager en face la question si ardue de l’espèce, de sa nature, de ses modifications, de son origine. Alph. de Candolle, Géogr. botan. 1855.
Der vorige Abschnitt zeigte, dass sich aller Orten die Vegetation im Einklang mit den auf das verschieden- artigste ausgeprägten Lebensbedingungen befindet, mit anderen Worten, dass in Ländern und auf Standorten mit besonderen Eigenschaften hinsichtlich der grund- legenden äusseren Bedingungen auch eine diesem ent- sprechend eigenartig organisierte Pflanzenwelt das Feld behauptet.
Jede mit den äusseren Lebensbedingungen im Wider- spruch stehende Organisation muss entweder den Wider- spruch aufgeben, sich „ummodeln“, oder sie muss an diesem Widerspruch zu Grunde gehen, und so sehen wir denn in der Gegenwart, unter den ziemlich gleichmäßigen Einwirkungen eines nur wenig nach Jahrgängen schwanken- den Klimas und unter gleichbleibenden Standortsbe- dingungen, in der vom Menschen und seiner Kultur nicht beeinflussten freien Natur die Masse der Pflanzen- arten durch Grenzen, wie sie ihnen ihre Lebens- bedingungen vorzeichnen, gesondert, und wir dürfen annehmen, dass da, wo eine Art mitten im Kon- tinent eine bestimmte Grenze erreicht hat, auch irgend welche auf Klima, Boden, allgemeine Lebenslage etc. zurückführbare Ursachen dafür vorhanden sind und von der biologischen Forschung aufgedeckt werden können. Nur selten kann man die Grenzen der Arten andeutungsweise mit den Oscillationen des Klimas schwanken sehen, indem z. B. die Fröste eines ausnahmsweise harten Winters die äussersten Vorposten im Areale einer Pflanzenspezies an ihrer Frostgrenze zurückschieben, bis dieselbe sich vielleicht in milden Jahren wieder erholt und neue Austriebe aus den kümmerlichen Resten jenes strengen Winters macht.
Aus diesen richtig beobachteten und grundlegenden Thatsachen könnte man die falsche und übertriebene Vor- stellung von einer solchen Wirkungsweise des Klimas ableiten, als wenn dasselbe überall auf der Erde eine
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Veränderlichkeit biologischer Arealgrenzen.
visager en face la question si ardue de l’espèce, de sa nature,
de ses modifications, de son origine.
Alph. de Candolle, Géogr. botan. 1855.
Der vorige Abschnitt zeigte, dass sich aller Orten
die Vegetation im Einklang mit den auf das verschieden-
artigste ausgeprägten Lebensbedingungen befindet, mit
anderen Worten, dass in Ländern und auf Standorten
mit besonderen Eigenschaften hinsichtlich der grund-
legenden äusseren Bedingungen auch eine diesem ent-
sprechend eigenartig organisierte Pflanzenwelt das Feld
behauptet.
Jede mit den äusseren Lebensbedingungen im Wider-
spruch stehende Organisation muss entweder den Wider-
spruch aufgeben, sich „ummodeln“, oder sie muss an
diesem Widerspruch zu Grunde gehen, und so sehen wir
denn in der Gegenwart, unter den ziemlich gleichmäßigen
Einwirkungen eines nur wenig nach Jahrgängen schwanken-
den Klimas und unter gleichbleibenden Standortsbe-
dingungen, in der vom Menschen und seiner Kultur nicht
beeinflussten freien Natur die Masse der Pflanzen-
arten durch Grenzen, wie sie ihnen ihre Lebens-
bedingungen vorzeichnen, gesondert, und wir
dürfen annehmen, dass da, wo eine Art mitten im Kon-
tinent eine bestimmte Grenze erreicht hat, auch irgend
welche auf Klima, Boden, allgemeine Lebenslage etc.
zurückführbare Ursachen dafür vorhanden sind und von
der biologischen Forschung aufgedeckt werden
können. Nur selten kann man die Grenzen der Arten
andeutungsweise mit den Oscillationen des Klimas schwanken
sehen, indem z. B. die Fröste eines ausnahmsweise harten
Winters die äussersten Vorposten im Areale einer
Pflanzenspezies an ihrer Frostgrenze zurückschieben, bis
dieselbe sich vielleicht in milden Jahren wieder erholt
und neue Austriebe aus den kümmerlichen Resten jenes
strengen Winters macht.
Aus diesen richtig beobachteten und grundlegenden
Thatsachen könnte man die falsche und übertriebene Vor-
stellung von einer solchen Wirkungsweise des Klimas
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/117>, abgerufen am 24.11.2024.
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