Opfern, mit denen Alexander den Göttern seinen Dank für das Glück, das sie ihm gnädig gewährt, darzubringen gewohnt war. Dann folgten Festlichkeiten aller Art, Kampfspiele zu Fuß, zu Wagen und zu Roß, Festaufzüge, dramatische Spiele und künstle- rische Wettkämpfe, zu denen dreitausend Griechische Künstler aller Art versammelt waren; Gastmähler und Gelage füllten die Zwi- schenzeit. Unter diesen zeichnete sich das des Satrapen Atropates von Medien durch schwelgerische Pracht aus; das gesammte Heer hatte er zu Gast geladen, und die Fremden, welche von nah und fern her zur Schau der Feste gen Ekbatana zusammengeströmt waren, umstanden die weite Reihe der Tafeln, an denen die Ma- cedonier jubelten und unter Trompetenschall durch Heroldsruf ihre Trinksprüche, ihre guten Wünsche für den König und die Ge- schenke, die sie weihten, verkünden ließen; mit dem lautesten Ju- bel wurde der Spruch des Gorgus, des königlichen Waffenmei- sters 11) aufgenommen; der Herold rief: "dem König Alexander, dem Sohn des Zeus Ammon, weiht Gorgus einen Kranz von dreitausend Goldstücken, und, wenn er Athen belagert, zehntausend Rüstungen nebst eben so vielen Katapulten und allen Geschossen, so viele er zum Kriege braucht" 12).
So die lärmenden und überreichen Festlichkeiten dieser Tage; nur Alexamder war nicht zur Freude gestimmt; Hephästion war krank; umsonst bot sein Arzt Glaucias alle Kunst auf, er ver- mochte dem zehrenden Fieber nicht Einhalt zu thun. Alexander konnte sich nicht den Festlichkeiten entziehen, er mußte den kran- ken Freund verlassen, um sich dem Heere und dem Volk zu zei- gen. Er befand sich gerade, es war am siebenten Tage und die Knaben hatten ihren Wettkampf, unter der fröhlichen Menge, die auf dem Stadium auf und ab wogte; da ward ihm die Nach- richt gebracht, daß es mit Hephästion schlecht stehe; 13) er eilte
11) Dieses ist wahrscheinlich der Metalleut Gorgus, dessen Strabo in der oben (p. 414.) citirten Stelle erwähnt.
12)Ephippus apd. Athen. XII. p. 538., wo der Satrap Satrabates heißt. Plutarch Alex. 72.
13)Arrian VII. 14. Widerwärtig ist die medicinische Mikrologie des Plutarch, für die ich mich übrigens
Opfern, mit denen Alexander den Goͤttern ſeinen Dank fuͤr das Gluͤck, das ſie ihm gnaͤdig gewaͤhrt, darzubringen gewohnt war. Dann folgten Feſtlichkeiten aller Art, Kampfſpiele zu Fuß, zu Wagen und zu Roß, Feſtaufzuͤge, dramatiſche Spiele und kuͤnſtle- riſche Wettkaͤmpfe, zu denen dreitauſend Griechiſche Kuͤnſtler aller Art verſammelt waren; Gaſtmaͤhler und Gelage fuͤllten die Zwi- ſchenzeit. Unter dieſen zeichnete ſich das des Satrapen Atropates von Medien durch ſchwelgeriſche Pracht aus; das geſammte Heer hatte er zu Gaſt geladen, und die Fremden, welche von nah und fern her zur Schau der Feſte gen Ekbatana zuſammengeſtroͤmt waren, umſtanden die weite Reihe der Tafeln, an denen die Ma- cedonier jubelten und unter Trompetenſchall durch Heroldsruf ihre Trinkſpruͤche, ihre guten Wuͤnſche fuͤr den Koͤnig und die Ge- ſchenke, die ſie weihten, verkuͤnden ließen; mit dem lauteſten Ju- bel wurde der Spruch des Gorgus, des koͤniglichen Waffenmei- ſters 11) aufgenommen; der Herold rief: „dem Koͤnig Alexander, dem Sohn des Zeus Ammon, weiht Gorgus einen Kranz von dreitauſend Goldſtuͤcken, und, wenn er Athen belagert, zehntauſend Ruͤſtungen nebſt eben ſo vielen Katapulten und allen Geſchoſſen, ſo viele er zum Kriege braucht“ 12).
So die laͤrmenden und uͤberreichen Feſtlichkeiten dieſer Tage; nur Alexamder war nicht zur Freude geſtimmt; Hephaͤſtion war krank; umſonſt bot ſein Arzt Glaucias alle Kunſt auf, er ver- mochte dem zehrenden Fieber nicht Einhalt zu thun. Alexander konnte ſich nicht den Feſtlichkeiten entziehen, er mußte den kran- ken Freund verlaſſen, um ſich dem Heere und dem Volk zu zei- gen. Er befand ſich gerade, es war am ſiebenten Tage und die Knaben hatten ihren Wettkampf, unter der froͤhlichen Menge, die auf dem Stadium auf und ab wogte; da ward ihm die Nach- richt gebracht, daß es mit Hephaͤſtion ſchlecht ſtehe; 13) er eilte
11) Dieſes iſt wahrſcheinlich der Metalleut Gorgus, deſſen Strabo in der oben (p. 414.) citirten Stelle erwaͤhnt.
12)Ephippus apd. Athen. XII. p. 538., wo der Satrap Satrabates heißt. Plutarch Alex. 72.
13)Arrian VII. 14. Widerwaͤrtig iſt die mediciniſche Mikrologie des Plutarch, fuͤr die ich mich uͤbrigens
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Dann folgten Feſtlichkeiten aller Art, Kampfſpiele zu Fuß, zu
Wagen und zu Roß, Feſtaufzuͤge, dramatiſche Spiele und kuͤnſtle-
riſche Wettkaͤmpfe, zu denen dreitauſend Griechiſche Kuͤnſtler aller
Art verſammelt waren; Gaſtmaͤhler und Gelage fuͤllten die Zwi-
ſchenzeit. Unter dieſen zeichnete ſich das des Satrapen Atropates
von Medien durch ſchwelgeriſche Pracht aus; das geſammte Heer
hatte er zu Gaſt geladen, und die Fremden, welche von nah und
fern her zur Schau der Feſte gen Ekbatana zuſammengeſtroͤmt
waren, umſtanden die weite Reihe der Tafeln, an denen die Ma-
cedonier jubelten und unter Trompetenſchall durch Heroldsruf ihre
Trinkſpruͤche, ihre guten Wuͤnſche fuͤr den Koͤnig und die Ge-
ſchenke, die ſie weihten, verkuͤnden ließen; mit dem lauteſten Ju-
bel wurde der Spruch des Gorgus, des koͤniglichen Waffenmei-
ſters 11) aufgenommen; der Herold rief: „dem Koͤnig Alexander,
dem Sohn des Zeus Ammon, weiht Gorgus einen Kranz von
dreitauſend Goldſtuͤcken, und, wenn er Athen belagert, zehntauſend
Ruͤſtungen nebſt eben ſo vielen Katapulten und allen Geſchoſſen,
ſo viele er zum Kriege braucht“ 12).
So die laͤrmenden und uͤberreichen Feſtlichkeiten dieſer Tage;
nur Alexamder war nicht zur Freude geſtimmt; Hephaͤſtion war
krank; umſonſt bot ſein Arzt Glaucias alle Kunſt auf, er ver-
mochte dem zehrenden Fieber nicht Einhalt zu thun. Alexander
konnte ſich nicht den Feſtlichkeiten entziehen, er mußte den kran-
ken Freund verlaſſen, um ſich dem Heere und dem Volk zu zei-
gen. Er befand ſich gerade, es war am ſiebenten Tage und die
Knaben hatten ihren Wettkampf, unter der froͤhlichen Menge, die
auf dem Stadium auf und ab wogte; da ward ihm die Nach-
richt gebracht, daß es mit Hephaͤſtion ſchlecht ſtehe; 13) er eilte
11) Dieſes iſt wahrſcheinlich der Metalleut Gorgus, deſſen
Strabo in der oben (p. 414.) citirten Stelle erwaͤhnt.
12) Ephippus apd. Athen. XII. p. 538., wo der Satrap Satrabates
heißt. Plutarch Alex. 72.
13) Arrian VII. 14. Widerwaͤrtig iſt
die mediciniſche Mikrologie des Plutarch, fuͤr die ich mich uͤbrigens
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/572>, abgerufen am 22.11.2024.
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