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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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zu bedauern, daß die alten Ueberlieferungen nichts von den An-
ordnungen, Gründungen und Organisationen 9), die zu Ekbatana
ohnfehlbar des Königs ganze Thätigkeit in Anspruch nahmen, be-
richten; reicher sind sie an Schilderungen der Festlichkeiten, welche
in der Medischen Residenz gefeiert wurden, und die Dionysien
von Ekbatana sind im Alterthume allberühmt. Alexander hatte
seine Residenz in dem königlichen Schlosse genommen; das
Schloß, ein Denkmal aus der Zeit der Medischen Größe, lag un-
ter der Burg der Stadt, in einer Ausdehnung von sieben Sta-
dien; die Pracht dieses Gebäudes grenzte an das Mährchenhafte:
alles Holzwerk war von Cedern und Cypressen, das Gebälk, die
Decken, die Säulen in den Vorhallen und den inneren Räumen
waren mit goldenen oder silbernen Blechen verkleidet, die Dächer
mit Silberplatten gedeckt. In ähnlicher Weise war der Tempel
des Anytis in der Nähe des Pallastes geschmückt, seine Säulen
mit goldenen Kapitälen gekrönt, das Dach mit goldenen und sil-
bernen Ziegeln gedeckt 9b). Freilich war schon manches von die-
sem kostbaren Schmuck durch die Raubgier jener Macedonischen
Befehlshaber, die so furchtbar in Medien gehaust hatten, entwen-
det worden, aber noch immer war das Ganze ein Bild der stau-
nenswürdigsten Herrlichkeit. Die Umgebung stimmte mit der
Pracht der königlichen Residenz; im Rücken des Pallastes erhob
sich der aufgeschüttete Hügel, dessen Höhe die äußerst feste Burg
mit ihren Zinnen, Thürmen und Schatzgewölben krönte; vor ihr
die ungeheuere Stadt in einem Umfange von fast drei Meilen,
im Norden die Gipfel des hohen Orontes, durch dessen Schluchten
sich die großen Wasserleitungen der Semiramis hinabzogen 10).

So die wahrhaft königliche Stadt, in der Alexander die
Dionysien des Herbstes 324 feierte; sie begannen mit den großen

aus Diodor XVII. 110., der auf den Marsch von Opis bis Ekba-
tana einige funfzig Tage zählt.
9) Ich zweifle nicht, daß hie-
her des Polybius Notiz zu ziehen ist (X. 4. 3.), Medien sei viel-
fach mit Griechischen Städten versehen, nach der Anordnung des
Königs Alexander.
9b) Polyb. X. 17.
10) Polyb. l. c.
Diodor II.
15.; in Beziehung auf neuere Angaben verweise ich
auf die oben angekündigte Abhandlung.

zu bedauern, daß die alten Ueberlieferungen nichts von den An-
ordnungen, Gruͤndungen und Organiſationen 9), die zu Ekbatana
ohnfehlbar des Koͤnigs ganze Thaͤtigkeit in Anſpruch nahmen, be-
richten; reicher ſind ſie an Schilderungen der Feſtlichkeiten, welche
in der Mediſchen Reſidenz gefeiert wurden, und die Dionyſien
von Ekbatana ſind im Alterthume allberuͤhmt. Alexander hatte
ſeine Reſidenz in dem koͤniglichen Schloſſe genommen; das
Schloß, ein Denkmal aus der Zeit der Mediſchen Groͤße, lag un-
ter der Burg der Stadt, in einer Ausdehnung von ſieben Sta-
dien; die Pracht dieſes Gebaͤudes grenzte an das Maͤhrchenhafte:
alles Holzwerk war von Cedern und Cypreſſen, das Gebaͤlk, die
Decken, die Saͤulen in den Vorhallen und den inneren Raͤumen
waren mit goldenen oder ſilbernen Blechen verkleidet, die Daͤcher
mit Silberplatten gedeckt. In aͤhnlicher Weiſe war der Tempel
des Anytis in der Naͤhe des Pallaſtes geſchmuͤckt, ſeine Saͤulen
mit goldenen Kapitaͤlen gekroͤnt, das Dach mit goldenen und ſil-
bernen Ziegeln gedeckt 9b). Freilich war ſchon manches von die-
ſem koſtbaren Schmuck durch die Raubgier jener Macedoniſchen
Befehlshaber, die ſo furchtbar in Medien gehauſt hatten, entwen-
det worden, aber noch immer war das Ganze ein Bild der ſtau-
nenswuͤrdigſten Herrlichkeit. Die Umgebung ſtimmte mit der
Pracht der koͤniglichen Reſidenz; im Ruͤcken des Pallaſtes erhob
ſich der aufgeſchuͤttete Huͤgel, deſſen Hoͤhe die aͤußerſt feſte Burg
mit ihren Zinnen, Thuͤrmen und Schatzgewoͤlben kroͤnte; vor ihr
die ungeheuere Stadt in einem Umfange von faſt drei Meilen,
im Norden die Gipfel des hohen Orontes, durch deſſen Schluchten
ſich die großen Waſſerleitungen der Semiramis hinabzogen 10).

So die wahrhaft koͤnigliche Stadt, in der Alexander die
Dionyſien des Herbſtes 324 feierte; ſie begannen mit den großen

aus Diodor XVII. 110., der auf den Marſch von Opis bis Ekba-
tana einige funfzig Tage zaͤhlt.
9) Ich zweifle nicht, daß hie-
her des Polybius Notiz zu ziehen iſt (X. 4. 3.), Medien ſei viel-
fach mit Griechiſchen Staͤdten verſehen, nach der Anordnung des
Koͤnigs Alexander.
9b) Polyb. X. 17.
10) Polyb. l. c.
Diodor II.
15.; in Beziehung auf neuere Angaben verweiſe ich
auf die oben angekuͤndigte Abhandlung.
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[557/0571] zu bedauern, daß die alten Ueberlieferungen nichts von den An- ordnungen, Gruͤndungen und Organiſationen 9), die zu Ekbatana ohnfehlbar des Koͤnigs ganze Thaͤtigkeit in Anſpruch nahmen, be- richten; reicher ſind ſie an Schilderungen der Feſtlichkeiten, welche in der Mediſchen Reſidenz gefeiert wurden, und die Dionyſien von Ekbatana ſind im Alterthume allberuͤhmt. Alexander hatte ſeine Reſidenz in dem koͤniglichen Schloſſe genommen; das Schloß, ein Denkmal aus der Zeit der Mediſchen Groͤße, lag un- ter der Burg der Stadt, in einer Ausdehnung von ſieben Sta- dien; die Pracht dieſes Gebaͤudes grenzte an das Maͤhrchenhafte: alles Holzwerk war von Cedern und Cypreſſen, das Gebaͤlk, die Decken, die Saͤulen in den Vorhallen und den inneren Raͤumen waren mit goldenen oder ſilbernen Blechen verkleidet, die Daͤcher mit Silberplatten gedeckt. In aͤhnlicher Weiſe war der Tempel des Anytis in der Naͤhe des Pallaſtes geſchmuͤckt, ſeine Saͤulen mit goldenen Kapitaͤlen gekroͤnt, das Dach mit goldenen und ſil- bernen Ziegeln gedeckt 9b). Freilich war ſchon manches von die- ſem koſtbaren Schmuck durch die Raubgier jener Macedoniſchen Befehlshaber, die ſo furchtbar in Medien gehauſt hatten, entwen- det worden, aber noch immer war das Ganze ein Bild der ſtau- nenswuͤrdigſten Herrlichkeit. Die Umgebung ſtimmte mit der Pracht der koͤniglichen Reſidenz; im Ruͤcken des Pallaſtes erhob ſich der aufgeſchuͤttete Huͤgel, deſſen Hoͤhe die aͤußerſt feſte Burg mit ihren Zinnen, Thuͤrmen und Schatzgewoͤlben kroͤnte; vor ihr die ungeheuere Stadt in einem Umfange von faſt drei Meilen, im Norden die Gipfel des hohen Orontes, durch deſſen Schluchten ſich die großen Waſſerleitungen der Semiramis hinabzogen 10). So die wahrhaft koͤnigliche Stadt, in der Alexander die Dionyſien des Herbſtes 324 feierte; ſie begannen mit den großen 8) 9) Ich zweifle nicht, daß hie- her des Polybius Notiz zu ziehen iſt (X. 4. 3.), Medien ſei viel- fach mit Griechiſchen Staͤdten verſehen, nach der Anordnung des Koͤnigs Alexander. 9b) Polyb. X. 17. 10) Polyb. l. c. Diodor II. 15.; in Beziehung auf neuere Angaben verweiſe ich auf die oben angekuͤndigte Abhandlung. 8) aus Diodor XVII. 110., der auf den Marſch von Opis bis Ekba- tana einige funfzig Tage zaͤhlt.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/571>, abgerufen am 22.11.2024.