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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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breitete sich das Wasser zu einem sehr großen See aus, der durch
den Zufluß einiger kleineren und größeren Flüsse von Morgen her
verstärkt wurde, und einem Busen des Meeres ähnlich war; selbst
Seefische fand man hier. An den Ufern dieses Sees legte die
Flotte an, indem eingeborene Führer die bequemsten Stellen zeig-
ten. Hier ließ Alexander den größten Theil der Truppen nebst
den kleineren Schiffen unter Leonnatus zurück, und fuhr selbst, von
seinen Rittern und einigen anderen Truppen begleitet, mit den
Jachten durch den See zur eigentlichen Indusmündung hinab; er
kam an das Meer, ohne die gewaltige Brandung oder die hohe
Fluth zu erblicken, die den westlichen breiteren Indusarm ge-
fährlich machte; er ließ an der Strommündung anlegen, und
ging mit den Truppen drei Tagereisen weit am Meeresstrande
hin, theils um die Natur der Küste zu untersuchen, theils um
Brunnen für den Gebrauch der Seefahrer graben zu lassen; dann
kehrte er zu seinen Schiffen und mit diesen durch den See strom-
auf gen Pattala zurück, während ein Theil des Heeres längs
dem Ufer hinauf zog, um auch hier in der sonst dürren Gegend
Brunnen zu graben. Von Pattala aus fuhr er zum zweiten
Male in den See zurück, traf die Vorrichtungen zum Bau eines
Hafens und mehrerer Schiffswerfte, und ließ zu ihrem Schutze
eine kleine Besatzung zurück 120).

120) Die neuesten Berichte und Karten über die Indusmün-
dung wissen von keinem förmlichen See, den ein Indusarm bildet;
der sogenannte Lonee-Fluß, der Ostarm, scheint seinen unteren Lauf
geändert zu haben; da Alexander drei Tagemärsche weit von der
Ostmündung gen Westen vorrücken konnte, so war auf dieser Stre-
cke von gewiß 10 bis 15 Meilen keine von den sechs übrigen Mün-
dungen des Indus, während heute von der Mündung des Lonee
bis zur nächsten kaum 11/2 Meile, bis zur großen Hauptmündung
nicht über zehn Meilen Entfernung, und dazwischen eine Reihe von
Strominseln ist. In dem sogenannten Periplus des Arrian heißt
es p. 24. ed. Hudson von der Meeresbucht von Barace (Kutsch),
daß sich in ihren inneren Ufern vielfache Spuren von Alexanders
Heer zeigten, und nach den Angaben von Macmurdo (Bombay
transact. II. p.
236) und von Tod II. p. 290 sqq. liegt im Osten

breitete ſich das Waſſer zu einem ſehr großen See aus, der durch
den Zufluß einiger kleineren und groͤßeren Fluͤſſe von Morgen her
verſtaͤrkt wurde, und einem Buſen des Meeres aͤhnlich war; ſelbſt
Seefiſche fand man hier. An den Ufern dieſes Sees legte die
Flotte an, indem eingeborene Fuͤhrer die bequemſten Stellen zeig-
ten. Hier ließ Alexander den groͤßten Theil der Truppen nebſt
den kleineren Schiffen unter Leonnatus zuruͤck, und fuhr ſelbſt, von
ſeinen Rittern und einigen anderen Truppen begleitet, mit den
Jachten durch den See zur eigentlichen Indusmuͤndung hinab; er
kam an das Meer, ohne die gewaltige Brandung oder die hohe
Fluth zu erblicken, die den weſtlichen breiteren Indusarm ge-
faͤhrlich machte; er ließ an der Strommuͤndung anlegen, und
ging mit den Truppen drei Tagereiſen weit am Meeresſtrande
hin, theils um die Natur der Kuͤſte zu unterſuchen, theils um
Brunnen fuͤr den Gebrauch der Seefahrer graben zu laſſen; dann
kehrte er zu ſeinen Schiffen und mit dieſen durch den See ſtrom-
auf gen Pattala zuruͤck, waͤhrend ein Theil des Heeres laͤngs
dem Ufer hinauf zog, um auch hier in der ſonſt duͤrren Gegend
Brunnen zu graben. Von Pattala aus fuhr er zum zweiten
Male in den See zuruͤck, traf die Vorrichtungen zum Bau eines
Hafens und mehrerer Schiffswerfte, und ließ zu ihrem Schutze
eine kleine Beſatzung zuruͤck 120).

120) Die neueſten Berichte und Karten uͤber die Indusmuͤn-
dung wiſſen von keinem foͤrmlichen See, den ein Indusarm bildet;
der ſogenannte Lonee-Fluß, der Oſtarm, ſcheint ſeinen unteren Lauf
geaͤndert zu haben; da Alexander drei Tagemaͤrſche weit von der
Oſtmuͤndung gen Weſten vorruͤcken konnte, ſo war auf dieſer Stre-
cke von gewiß 10 bis 15 Meilen keine von den ſechs uͤbrigen Muͤn-
dungen des Indus, waͤhrend heute von der Muͤndung des Lonee
bis zur naͤchſten kaum 1½ Meile, bis zur großen Hauptmuͤndung
nicht uͤber zehn Meilen Entfernung, und dazwiſchen eine Reihe von
Strominſeln iſt. In dem ſogenannten Periplus des Arrian heißt
es p. 24. ed. Hudson von der Meeresbucht von Barace (Kutſch),
daß ſich in ihren inneren Ufern vielfache Spuren von Alexanders
Heer zeigten, und nach den Angaben von Macmurdo (Bombay
transact. II. p.
236) und von Tod II. p. 290 sqq. liegt im Oſten
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[461/0475] breitete ſich das Waſſer zu einem ſehr großen See aus, der durch den Zufluß einiger kleineren und groͤßeren Fluͤſſe von Morgen her verſtaͤrkt wurde, und einem Buſen des Meeres aͤhnlich war; ſelbſt Seefiſche fand man hier. An den Ufern dieſes Sees legte die Flotte an, indem eingeborene Fuͤhrer die bequemſten Stellen zeig- ten. Hier ließ Alexander den groͤßten Theil der Truppen nebſt den kleineren Schiffen unter Leonnatus zuruͤck, und fuhr ſelbſt, von ſeinen Rittern und einigen anderen Truppen begleitet, mit den Jachten durch den See zur eigentlichen Indusmuͤndung hinab; er kam an das Meer, ohne die gewaltige Brandung oder die hohe Fluth zu erblicken, die den weſtlichen breiteren Indusarm ge- faͤhrlich machte; er ließ an der Strommuͤndung anlegen, und ging mit den Truppen drei Tagereiſen weit am Meeresſtrande hin, theils um die Natur der Kuͤſte zu unterſuchen, theils um Brunnen fuͤr den Gebrauch der Seefahrer graben zu laſſen; dann kehrte er zu ſeinen Schiffen und mit dieſen durch den See ſtrom- auf gen Pattala zuruͤck, waͤhrend ein Theil des Heeres laͤngs dem Ufer hinauf zog, um auch hier in der ſonſt duͤrren Gegend Brunnen zu graben. Von Pattala aus fuhr er zum zweiten Male in den See zuruͤck, traf die Vorrichtungen zum Bau eines Hafens und mehrerer Schiffswerfte, und ließ zu ihrem Schutze eine kleine Beſatzung zuruͤck 120). 120) Die neueſten Berichte und Karten uͤber die Indusmuͤn- dung wiſſen von keinem foͤrmlichen See, den ein Indusarm bildet; der ſogenannte Lonee-Fluß, der Oſtarm, ſcheint ſeinen unteren Lauf geaͤndert zu haben; da Alexander drei Tagemaͤrſche weit von der Oſtmuͤndung gen Weſten vorruͤcken konnte, ſo war auf dieſer Stre- cke von gewiß 10 bis 15 Meilen keine von den ſechs uͤbrigen Muͤn- dungen des Indus, waͤhrend heute von der Muͤndung des Lonee bis zur naͤchſten kaum 1½ Meile, bis zur großen Hauptmuͤndung nicht uͤber zehn Meilen Entfernung, und dazwiſchen eine Reihe von Strominſeln iſt. In dem ſogenannten Periplus des Arrian heißt es p. 24. ed. Hudson von der Meeresbucht von Barace (Kutſch), daß ſich in ihren inneren Ufern vielfache Spuren von Alexanders Heer zeigten, und nach den Angaben von Macmurdo (Bombay transact. II. p. 236) und von Tod II. p. 290 sqq. liegt im Oſten

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/475>, abgerufen am 22.11.2024.