Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].folgen; man will Sturmleitern, Maschinen, Bäume anlegen, Alles 97) Arrian hat VI. II. die von der obigen Darstellung (nach
Ptolemäus) abweichenden Angaben kritisch untersucht, so daß über deren Irrthümlichkeit kein Zweifel sein kann. Besonders tadelt er die Angabe, daß der Vorfall im Lande der Oxydraker geschehen sei, wie Curtius IX. 4. 26., Lucian Dial. mort. XIV. 14, Appian. civ. Il. 102, Paus. I. 6., Andere bei Freinsheim ad Curtium IX. 1. c. berichten. Eine zweite Abweichung findet bei den Namen de- rer Statt, die mit dem Könige in der Burg waren; Plutarch 63. nennt Peucestas und Limnäus, Curtius IX. s. 15. Peuccstas, Ti- mäus, Leonnatus, Aristonus; Timagenes und Klitarch (nach Cur- tius) und nach ihnen Paus. l. c., Steph. Byz. v. Oxudrakai füg- ten den Lagiden Ptolemäus binzu, der wenigstens zehn Meilen ent- fernt stand. Peucestas galt allgemein im Alterthum für Alexan- ders Retter (Alexandri Magni servator Plin. XXXIV. 8.). Viele folgen; man will Sturmleitern, Maſchinen, Baͤume anlegen, Alles 97) Arrian hat VI. II. die von der obigen Darſtellung (nach
Ptolemaͤus) abweichenden Angaben kritiſch unterſucht, ſo daß uͤber deren Irrthuͤmlichkeit kein Zweifel ſein kann. Beſonders tadelt er die Angabe, daß der Vorfall im Lande der Oxydraker geſchehen ſei, wie Curtius IX. 4. 26., Lucian Dial. mort. XIV. 14, Appian. civ. Il. 102, Paus. I. 6., Andere bei Freinsheim ad Curtium IX. 1. c. berichten. Eine zweite Abweichung findet bei den Namen de- rer Statt, die mit dem Koͤnige in der Burg waren; Plutarch 63. nennt Peuceſtas und Limnaͤus, Curtius IX. s. 15. Peuccſtas, Ti- maͤus, Leonnatus, Ariſtonus; Timagenes und Klitarch (nach Cur- tius) und nach ihnen Paus. l. c., Steph. Byz. v. Οξύδρακαι fuͤg- ten den Lagiden Ptolemaͤus binzu, der wenigſtens zehn Meilen ent- fernt ſtand. Peuceſtas galt allgemein im Alterthum fuͤr Alexan- ders Retter (Alexandri Magni servator Plin. XXXIV. 8.). Viele <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0454" n="440"/> folgen; man will Sturmleitern, Maſchinen, Baͤume anlegen, Alles<lb/> verzoͤgert, jeder Augenblick Saͤumniß kann ſein Tod ſein; ſie muͤſ-<lb/> ſen ihm nach; die Einen treiben Pfloͤcke in die Mauer und klim-<lb/> men empor, Andere ſteigen auf den Schultern der Kameraden zu<lb/> den Zinnen hinan; da ſehen ſie den Koͤnig am Boden, Feinde<lb/> dicht umher, ſchon ſinkt Peuceſtas, vor Wuth und Jammer ſchrei-<lb/> end ſtuͤrzen ſie ſich hinab; ſie ſchaaren ſich ſchnell um den Gefal-<lb/> lenen, dicht verſchildet ruͤcken ſie vor und draͤngen die Barbaren<lb/> hinweg; andere werfen ſich auf das Thor, reißen es auf, heben<lb/> die Thorfluͤgel aus den Angeln, und mit wildem Geſchrei ſtuͤrzen<lb/> die Kolonnen hinein in die Burg. Nun geht es mit doppelter<lb/> Macht auf den Feind, ſie ſchlagen Alles todt, Weiber, Kinder<lb/> werden durchbohrt, das Blut ſoll ihre Rache kuͤhlen. Andere tra-<lb/> gen den Koͤnig auf ſeinem Schilde hinaus; noch iſt der Pfeil in<lb/> ſeiner Bruſt; man verſucht ihn hinaus zu ziehen, ein Widerhaken<lb/> haͤlt ihn zuruͤck; der Schmerz laͤßt den Koͤnig aus ſeiner Ohn-<lb/> macht erwachen; ſeufzend bittet er, den Pfeil aus der Wunde zu<lb/> loͤſen, die Wunde mit ſeinem Schwert zu erweitern. So ge-<lb/> ſchieht es, reichlich rieſelt das Blut hervor, eine neue Ohnmacht<lb/> uͤberfaͤllt ihn; Leben und Tod ſcheint uͤber ihn ringen; weinend<lb/> ſtehen die Freunde um ſein Bett, die Macedonier vor dem Zelt;<lb/> ſo vergeht der Abend und die Nacht <note xml:id="note-0454" next="#note-0455" place="foot" n="97)">Arrian hat <hi rendition="#aq">VI. II.</hi> die von der obigen Darſtellung (nach<lb/> Ptolemaͤus) abweichenden Angaben kritiſch unterſucht, ſo daß uͤber<lb/> deren Irrthuͤmlichkeit kein Zweifel ſein kann. Beſonders tadelt er<lb/> die Angabe, daß der Vorfall im Lande der Oxydraker geſchehen ſei,<lb/> wie <hi rendition="#aq">Curtius IX.</hi> 4. 26., <hi rendition="#aq">Lucian Dial. mort. XIV.</hi> 14, <hi rendition="#aq">Appian.<lb/> civ. Il.</hi> 102, <hi rendition="#aq">Paus. I.</hi> 6., Andere bei <hi rendition="#aq">Freinsheim ad Curtium IX.<lb/> 1. c.</hi> berichten. Eine zweite Abweichung findet bei den Namen de-<lb/> rer Statt, die mit dem Koͤnige in der Burg waren; <hi rendition="#aq">Plutarch</hi> 63.<lb/> nennt Peuceſtas und Limnaͤus, <hi rendition="#aq">Curtius IX. s.</hi> 15. Peuccſtas, Ti-<lb/> maͤus, Leonnatus, Ariſtonus; Timagenes und Klitarch (nach Cur-<lb/> tius) und nach ihnen <hi rendition="#aq">Paus. l. c., Steph. Byz. v. </hi>Οξύδρακαι fuͤg-<lb/> ten den Lagiden Ptolemaͤus binzu, der wenigſtens zehn Meilen ent-<lb/> fernt ſtand. Peuceſtas galt allgemein im Alterthum fuͤr Alexan-<lb/> ders Retter (<hi rendition="#aq">Alexandri Magni servator Plin. XXXIV.</hi> 8.). Viele</note>.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [440/0454]
folgen; man will Sturmleitern, Maſchinen, Baͤume anlegen, Alles
verzoͤgert, jeder Augenblick Saͤumniß kann ſein Tod ſein; ſie muͤſ-
ſen ihm nach; die Einen treiben Pfloͤcke in die Mauer und klim-
men empor, Andere ſteigen auf den Schultern der Kameraden zu
den Zinnen hinan; da ſehen ſie den Koͤnig am Boden, Feinde
dicht umher, ſchon ſinkt Peuceſtas, vor Wuth und Jammer ſchrei-
end ſtuͤrzen ſie ſich hinab; ſie ſchaaren ſich ſchnell um den Gefal-
lenen, dicht verſchildet ruͤcken ſie vor und draͤngen die Barbaren
hinweg; andere werfen ſich auf das Thor, reißen es auf, heben
die Thorfluͤgel aus den Angeln, und mit wildem Geſchrei ſtuͤrzen
die Kolonnen hinein in die Burg. Nun geht es mit doppelter
Macht auf den Feind, ſie ſchlagen Alles todt, Weiber, Kinder
werden durchbohrt, das Blut ſoll ihre Rache kuͤhlen. Andere tra-
gen den Koͤnig auf ſeinem Schilde hinaus; noch iſt der Pfeil in
ſeiner Bruſt; man verſucht ihn hinaus zu ziehen, ein Widerhaken
haͤlt ihn zuruͤck; der Schmerz laͤßt den Koͤnig aus ſeiner Ohn-
macht erwachen; ſeufzend bittet er, den Pfeil aus der Wunde zu
loͤſen, die Wunde mit ſeinem Schwert zu erweitern. So ge-
ſchieht es, reichlich rieſelt das Blut hervor, eine neue Ohnmacht
uͤberfaͤllt ihn; Leben und Tod ſcheint uͤber ihn ringen; weinend
ſtehen die Freunde um ſein Bett, die Macedonier vor dem Zelt;
ſo vergeht der Abend und die Nacht 97).
97) Arrian hat VI. II. die von der obigen Darſtellung (nach
Ptolemaͤus) abweichenden Angaben kritiſch unterſucht, ſo daß uͤber
deren Irrthuͤmlichkeit kein Zweifel ſein kann. Beſonders tadelt er
die Angabe, daß der Vorfall im Lande der Oxydraker geſchehen ſei,
wie Curtius IX. 4. 26., Lucian Dial. mort. XIV. 14, Appian.
civ. Il. 102, Paus. I. 6., Andere bei Freinsheim ad Curtium IX.
1. c. berichten. Eine zweite Abweichung findet bei den Namen de-
rer Statt, die mit dem Koͤnige in der Burg waren; Plutarch 63.
nennt Peuceſtas und Limnaͤus, Curtius IX. s. 15. Peuccſtas, Ti-
maͤus, Leonnatus, Ariſtonus; Timagenes und Klitarch (nach Cur-
tius) und nach ihnen Paus. l. c., Steph. Byz. v. Οξύδρακαι fuͤg-
ten den Lagiden Ptolemaͤus binzu, der wenigſtens zehn Meilen ent-
fernt ſtand. Peuceſtas galt allgemein im Alterthum fuͤr Alexan-
ders Retter (Alexandri Magni servator Plin. XXXIV. 8.). Viele
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |