Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].hatte Nachricht erhalten, daß der Fürst Porus von Gandari- fressende" lautete, um das böse Omen zu vermeiden, den "Schadenhei- lenden" Acesines A. W. v. Schlegel Ind. Biblioth. II. 297. Die Localität, wo er ihn passirte, kann nach der Schilderung, die Ptolemäus von sei- nen felsigen Ufern und den vielen Klippen in ihm macht, nicht auf der großen Straße von Attok nach Lahore, die Alexander überhaupt nicht hielt, also nicht bei Wuzirabad gesucht werden; die Breite des übervollen Stromes läßt vermuthen, daß das Heer nicht hoch in den Berggegenden, sondern etwa bei dem Austritt desselben aus den Gebürgen, also auf dem Wege zwischen Bember und Jum- boo hinüberging. Strabo sagt sehr anschaulich (XV. p. 272.) vom Indus zum Hydaspes sei Alexander südwärts, von da ostwärts und zwar mehr in bergigen als in flachen Gegenden gegangen. Die Zeit, wo Alexander an diesem Strom lagerte, war nach Strabo die Sommersonnenwende, also Ende Juni. 57) Diodor XVII. 91. sagt, dieser Porus sei aus seinem Reiche nach Gandaritis geflüch- tet, im offenbaren Widerspruch mit Strabo XV. p. 271., dem wir na- türlich folgen; wenn nicht etwa die Lesart Gaggaridon bei Diodor aufzunehmen ist. 58) Macartney fand den Strom bei Wuzirabad
gegen Ende Juli an viertausend Schritt breit. Elphinstone II. p. 554. hatte Nachricht erhalten, daß der Fuͤrſt Porus von Gandari- freſſende“ lautete, um das boͤſe Omen zu vermeiden, den „Schadenhei- lenden“ Aceſines A. W. v. Schlegel Ind. Biblioth. II. 297. Die Localitaͤt, wo er ihn paſſirte, kann nach der Schilderung, die Ptolemaͤus von ſei- nen felſigen Ufern und den vielen Klippen in ihm macht, nicht auf der großen Straße von Attok nach Lahore, die Alexander uͤberhaupt nicht hielt, alſo nicht bei Wuzirabad geſucht werden; die Breite des uͤbervollen Stromes laͤßt vermuthen, daß das Heer nicht hoch in den Berggegenden, ſondern etwa bei dem Austritt deſſelben aus den Gebuͤrgen, alſo auf dem Wege zwiſchen Bember und Jum- boo hinuͤberging. Strabo ſagt ſehr anſchaulich (XV. p. 272.) vom Indus zum Hydaspes ſei Alexander ſuͤdwaͤrts, von da oſtwaͤrts und zwar mehr in bergigen als in flachen Gegenden gegangen. Die Zeit, wo Alexander an dieſem Strom lagerte, war nach Strabo die Sommerſonnenwende, alſo Ende Juni. 57) Diodor XVII. 91. ſagt, dieſer Porus ſei aus ſeinem Reiche nach Gandaritis gefluͤch- tet, im offenbaren Widerſpruch mit Strabo XV. p. 271., dem wir na- tuͤrlich folgen; wenn nicht etwa die Lesart Γαγγαϱιδῶν bei Diodor aufzunehmen iſt. 58) Macartney fand den Strom bei Wuzirabad
gegen Ende Juli an viertauſend Schritt breit. Elphinstone II. p. 554. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0420" n="406"/> hatte Nachricht erhalten, daß der Fuͤrſt Porus von Gandari-<lb/> tis <note place="foot" n="57)"><hi rendition="#aq">Diodor XVII.</hi> 91.<lb/> ſagt, dieſer Porus ſei aus ſeinem Reiche nach Gandaritis gefluͤch-<lb/> tet, im offenbaren Widerſpruch mit <hi rendition="#aq">Strabo XV. p.</hi> 271., dem wir na-<lb/> tuͤrlich folgen; wenn nicht etwa die Lesart Γαγγαϱιδῶν bei Diodor<lb/> aufzunehmen iſt.</note>, durch das Verhaͤltniß, in welches ſein Großoheim zu<lb/> Alexander getreten war, fuͤr ſich ſelbſt beſorgt gemacht und an der<lb/> Moͤglichkeit verzweifelnd, daß die unlautere Abſicht ſeiner Unter-<lb/> wuͤrfigkeit von Alexander verziehen werden wuͤrde, ſo viel Bewaff-<lb/> nete und Schaͤtze als moͤglich zuſammen gebracht habe und oſt-<lb/> waͤrts nach den Gangeslaͤndern hin geflohen ſei. Angekommen an<lb/> den Ufern des maͤchtigen Aceſines, ſandte Alexander den Fuͤr-<lb/> ſten Porus in ſein Land zuruͤck, mit dem Auftrage, Truppen<lb/> auszuheben und dieſe nebſt allen Elephanten, die nach der Schlacht<lb/> am Hydaspes noch kampffaͤhig waͤren, ihm nachzufuͤhren. Alexan-<lb/> der ſelbſt ging mit ſeinem Heere uͤber den Strom, der, hochange-<lb/> ſchwollen, in einer Breite von faſt dreiviertel Stunden <note place="foot" n="58)">Macartney fand den Strom bei Wuzirabad<lb/> gegen Ende Juli an viertauſend Schritt breit. <hi rendition="#aq">Elphinstone II.<lb/> p.</hi> 554.</note>, ein durch<lb/> Klippen und Felſenvorſpruͤnge gefaͤhrliches Thalbette durchwogte,<lb/> und in ſeiner wilden, ſtrudelreichen Stroͤmung vielen auf Kaͤhnen<lb/> Ueberſetzenden verderblich wurde; gluͤcklicher brachten die Zelthaͤute<lb/> htnuͤber. Hier nun auf dem linken Stromufer blieb der General<lb/><note xml:id="note-0420" prev="#note-0419" place="foot" n="56)">freſſende“ lautete, um das boͤſe Omen zu vermeiden, den „Schadenhei-<lb/> lenden“ Aceſines A. W. v. Schlegel Ind. Biblioth. <hi rendition="#aq">II.</hi> 297. Die Localitaͤt,<lb/> wo er ihn paſſirte, kann nach der Schilderung, die Ptolemaͤus von ſei-<lb/> nen felſigen Ufern und den vielen Klippen in ihm macht, nicht auf<lb/> der großen Straße von Attok nach Lahore, die Alexander uͤberhaupt<lb/> nicht hielt, alſo nicht bei Wuzirabad geſucht werden; die Breite<lb/> des uͤbervollen Stromes laͤßt vermuthen, daß das Heer nicht<lb/> hoch in den Berggegenden, ſondern etwa bei dem Austritt deſſelben<lb/> aus den Gebuͤrgen, alſo auf dem Wege zwiſchen Bember und Jum-<lb/> boo hinuͤberging. Strabo ſagt ſehr anſchaulich (<hi rendition="#aq">XV. p.</hi> 272.) vom<lb/> Indus zum Hydaspes ſei Alexander ſuͤdwaͤrts, von da oſtwaͤrts und<lb/> zwar mehr in bergigen als in flachen Gegenden gegangen. Die<lb/> Zeit, wo Alexander an dieſem Strom lagerte, war nach Strabo die<lb/> Sommerſonnenwende, alſo Ende Juni.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [406/0420]
hatte Nachricht erhalten, daß der Fuͤrſt Porus von Gandari-
tis 57), durch das Verhaͤltniß, in welches ſein Großoheim zu
Alexander getreten war, fuͤr ſich ſelbſt beſorgt gemacht und an der
Moͤglichkeit verzweifelnd, daß die unlautere Abſicht ſeiner Unter-
wuͤrfigkeit von Alexander verziehen werden wuͤrde, ſo viel Bewaff-
nete und Schaͤtze als moͤglich zuſammen gebracht habe und oſt-
waͤrts nach den Gangeslaͤndern hin geflohen ſei. Angekommen an
den Ufern des maͤchtigen Aceſines, ſandte Alexander den Fuͤr-
ſten Porus in ſein Land zuruͤck, mit dem Auftrage, Truppen
auszuheben und dieſe nebſt allen Elephanten, die nach der Schlacht
am Hydaspes noch kampffaͤhig waͤren, ihm nachzufuͤhren. Alexan-
der ſelbſt ging mit ſeinem Heere uͤber den Strom, der, hochange-
ſchwollen, in einer Breite von faſt dreiviertel Stunden 58), ein durch
Klippen und Felſenvorſpruͤnge gefaͤhrliches Thalbette durchwogte,
und in ſeiner wilden, ſtrudelreichen Stroͤmung vielen auf Kaͤhnen
Ueberſetzenden verderblich wurde; gluͤcklicher brachten die Zelthaͤute
htnuͤber. Hier nun auf dem linken Stromufer blieb der General
56)
57) Diodor XVII. 91.
ſagt, dieſer Porus ſei aus ſeinem Reiche nach Gandaritis gefluͤch-
tet, im offenbaren Widerſpruch mit Strabo XV. p. 271., dem wir na-
tuͤrlich folgen; wenn nicht etwa die Lesart Γαγγαϱιδῶν bei Diodor
aufzunehmen iſt.
58) Macartney fand den Strom bei Wuzirabad
gegen Ende Juli an viertauſend Schritt breit. Elphinstone II.
p. 554.
56) freſſende“ lautete, um das boͤſe Omen zu vermeiden, den „Schadenhei-
lenden“ Aceſines A. W. v. Schlegel Ind. Biblioth. II. 297. Die Localitaͤt,
wo er ihn paſſirte, kann nach der Schilderung, die Ptolemaͤus von ſei-
nen felſigen Ufern und den vielen Klippen in ihm macht, nicht auf
der großen Straße von Attok nach Lahore, die Alexander uͤberhaupt
nicht hielt, alſo nicht bei Wuzirabad geſucht werden; die Breite
des uͤbervollen Stromes laͤßt vermuthen, daß das Heer nicht
hoch in den Berggegenden, ſondern etwa bei dem Austritt deſſelben
aus den Gebuͤrgen, alſo auf dem Wege zwiſchen Bember und Jum-
boo hinuͤberging. Strabo ſagt ſehr anſchaulich (XV. p. 272.) vom
Indus zum Hydaspes ſei Alexander ſuͤdwaͤrts, von da oſtwaͤrts und
zwar mehr in bergigen als in flachen Gegenden gegangen. Die
Zeit, wo Alexander an dieſem Strom lagerte, war nach Strabo die
Sommerſonnenwende, alſo Ende Juni.
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