Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].Morgen zog das Heer klingenden Spiels in die Felsenfeste ein. Indessen hatten sich gefährliche Bewegungen im Assakaner- 29b) Arr. IV. 30. Strabo scheint diese ganze Belagerung zu be- zweifeln (XV. p 252); die abweichenden Angaben bei Diodor und Curtius widerlegen sich selbst; vielleicht gehört zu dieser Unternch- mung die Angabe des Chares bei Athen. III. p. 127. c. wie Alexander bei Belagerung der Stadt Petra in Indien Schnee aufzubewahren angeordnet habe. 30) Curtius nennt diesen Fürsten Eryx, Dio- dor Aphrices; daß dieser derselbe mit Arrians "Bruder des Assakanus" ist, ergiebt sich aus der Erzählung selbst. 31) Die Lage von
Dyrta müßte wohl zientlich nordwärts in den Bergen zwischen dem Ptarenus und Indus zu suchen sein, etwa in der Gegend von Mullai unserer Karten. Morgen zog das Heer klingenden Spiels in die Felſenfeſte ein. Indeſſen hatten ſich gefaͤhrliche Bewegungen im Aſſakaner- 29b) Arr. IV. 30. Strabo ſcheint dieſe ganze Belagerung zu be- zweifeln (XV. p 252); die abweichenden Angaben bei Diodor und Curtius widerlegen ſich ſelbſt; vielleicht gehoͤrt zu dieſer Unternch- mung die Angabe des Chares bei Athen. III. p. 127. c. wie Alexander bei Belagerung der Stadt Petra in Indien Schnee aufzubewahren angeordnet habe. 30) Curtius nennt dieſen Fuͤrſten Eryx, Dio- dor Aphrices; daß dieſer derſelbe mit Arrians „Bruder des Aſſakanus“ iſt, ergiebt ſich aus der Erzaͤhlung ſelbſt. 31) Die Lage von
Dyrta muͤßte wohl zientlich nordwaͤrts in den Bergen zwiſchen dem Ptarenus und Indus zu ſuchen ſein, etwa in der Gegend von Mullai unſerer Karten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0394" n="380"/> Morgen zog das Heer klingenden Spiels in die Felſenfeſte ein.<lb/> Reiche und froͤhliche Opfer feierten dieß gluͤckliche Ende einer Un-<lb/> ternehmung, die Alexanders Kuͤhnheit und die Tapferkeit ſeiner<lb/> Truppen allein moͤglich machen konnte. Die Befeſtigung der Burg<lb/> ſelbſt wurde mit neuen Werken vermehrt, eine Macedoniſche Be-<lb/> ſatzung in dieſelbe gelegt, der Fuͤrſt Siſikyptos, der ſich des Koͤ-<lb/> nigs Vertrauen im hoͤchſten Grade zu erwerben gewußt hatte, zu<lb/> ihrem Befehlshaber ernannt. Der Beſitz dieſer Feſte war fuͤr die<lb/> Behauptung des diſſeitigen Indiens von der entſchiedenſten Wich-<lb/> tigkeit; ſie beherrſchte die Muͤndung des Kophen in den In-<lb/> dus <note place="foot" n="29b)"><hi rendition="#aq">Arr. IV.</hi> 30. Strabo ſcheint dieſe ganze Belagerung zu be-<lb/> zweifeln (<hi rendition="#aq">XV. p</hi> 252); die abweichenden Angaben bei Diodor und<lb/> Curtius widerlegen ſich ſelbſt; vielleicht gehoͤrt zu dieſer Unternch-<lb/> mung die Angabe des Chares bei <hi rendition="#aq">Athen. III. p. 127. c.</hi> wie Alexander<lb/> bei Belagerung der Stadt Petra in Indien Schnee aufzubewahren<lb/> angeordnet habe.</note>.</p><lb/> <p>Indeſſen hatten ſich gefaͤhrliche Bewegungen im Aſſakaner-<lb/> lande gezeigt; der Bruder des in Maſſaga gefallenen Fuͤrſten Aſ-<lb/> ſakanus <note place="foot" n="30)">Curtius nennt dieſen Fuͤrſten Eryx, Dio-<lb/> dor Aphrices; daß dieſer derſelbe mit Arrians „Bruder des Aſſakanus“<lb/> iſt, ergiebt ſich aus der Erzaͤhlung ſelbſt.</note> hatte ein Heer von zwanzigtauſend Mann und funf-<lb/> zehn Elephanten zuſammengebracht, und ſich in die Gebirge des<lb/> oberen Landes geworfen; die Feſte Dyrta <note place="foot" n="31)">Die Lage von<lb/> Dyrta muͤßte wohl zientlich nordwaͤrts in den Bergen zwiſchen<lb/> dem Ptarenus und Indus zu ſuchen ſein, etwa in der Gegend von<lb/> Mullai unſerer Karten.</note> war in ſeinen Haͤn-<lb/> den; er hoffte ſich durch die Unzugaͤnglichkeit dieſer wilden Ge-<lb/> birgsgegend genug geſchuͤtzt, er hoffte, Alexanders Entfernung werde<lb/> ihm bald Gelegenheit geben, ſeine Macht zu erweitern. Deſto<lb/> nothwendiger war es fuͤr Alexander, ihn zu vernichten. Sobald<lb/> Aornos eingenommen war, eilte der Koͤnig mit einigen Tauſend<lb/> leichter Truppen nach Dyrta im oberen Lande; die Nachricht von<lb/> ſeinem Anruͤcken hatte hingereicht, den Praͤtendenten in die Flucht<lb/> zu jagen; mit ihm war die Bevoͤlkerung der Umgegend, vor Alex-<lb/> anders gerechtem Zorn beſorgt, entflohen. Der Koͤnig ſandte ſo-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [380/0394]
Morgen zog das Heer klingenden Spiels in die Felſenfeſte ein.
Reiche und froͤhliche Opfer feierten dieß gluͤckliche Ende einer Un-
ternehmung, die Alexanders Kuͤhnheit und die Tapferkeit ſeiner
Truppen allein moͤglich machen konnte. Die Befeſtigung der Burg
ſelbſt wurde mit neuen Werken vermehrt, eine Macedoniſche Be-
ſatzung in dieſelbe gelegt, der Fuͤrſt Siſikyptos, der ſich des Koͤ-
nigs Vertrauen im hoͤchſten Grade zu erwerben gewußt hatte, zu
ihrem Befehlshaber ernannt. Der Beſitz dieſer Feſte war fuͤr die
Behauptung des diſſeitigen Indiens von der entſchiedenſten Wich-
tigkeit; ſie beherrſchte die Muͤndung des Kophen in den In-
dus 29b).
Indeſſen hatten ſich gefaͤhrliche Bewegungen im Aſſakaner-
lande gezeigt; der Bruder des in Maſſaga gefallenen Fuͤrſten Aſ-
ſakanus 30) hatte ein Heer von zwanzigtauſend Mann und funf-
zehn Elephanten zuſammengebracht, und ſich in die Gebirge des
oberen Landes geworfen; die Feſte Dyrta 31) war in ſeinen Haͤn-
den; er hoffte ſich durch die Unzugaͤnglichkeit dieſer wilden Ge-
birgsgegend genug geſchuͤtzt, er hoffte, Alexanders Entfernung werde
ihm bald Gelegenheit geben, ſeine Macht zu erweitern. Deſto
nothwendiger war es fuͤr Alexander, ihn zu vernichten. Sobald
Aornos eingenommen war, eilte der Koͤnig mit einigen Tauſend
leichter Truppen nach Dyrta im oberen Lande; die Nachricht von
ſeinem Anruͤcken hatte hingereicht, den Praͤtendenten in die Flucht
zu jagen; mit ihm war die Bevoͤlkerung der Umgegend, vor Alex-
anders gerechtem Zorn beſorgt, entflohen. Der Koͤnig ſandte ſo-
29b) Arr. IV. 30. Strabo ſcheint dieſe ganze Belagerung zu be-
zweifeln (XV. p 252); die abweichenden Angaben bei Diodor und
Curtius widerlegen ſich ſelbſt; vielleicht gehoͤrt zu dieſer Unternch-
mung die Angabe des Chares bei Athen. III. p. 127. c. wie Alexander
bei Belagerung der Stadt Petra in Indien Schnee aufzubewahren
angeordnet habe.
30) Curtius nennt dieſen Fuͤrſten Eryx, Dio-
dor Aphrices; daß dieſer derſelbe mit Arrians „Bruder des Aſſakanus“
iſt, ergiebt ſich aus der Erzaͤhlung ſelbſt.
31) Die Lage von
Dyrta muͤßte wohl zientlich nordwaͤrts in den Bergen zwiſchen
dem Ptarenus und Indus zu ſuchen ſein, etwa in der Gegend von
Mullai unſerer Karten.
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