Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

Bild:
<< vorherige Seite

men und mit Macedoniern besetzt hatte, wurden die militärischen
Stützpunkte für die Behauptung des Südufers. Im Norden
waren nach einander die Flußthäler des Choaspes, des Guräus
und des Ptarenus, das Gebiet der Aspasier, der Guräer, der
Assakaner und Peucelaoten durchzogen, die Barbaren am oberen
Choaspes und am Guräus weit in die Gebirge zurückge-
sprengt, endlich durch die Festungen Andaka und Arigäum das Thal
der Guräer, durch Massaga, Ora, Bazira das der Assakaner,
durch Peucela das Westufer des Indus gesichert. Das Land, ob-
schon es zum guten Theil unter einheimischen Fürsten blieb 27),
trat doch fortan in ein Verhältniß der Abhängigkeit gegen Mace-
donien, und erhielt unter dem Namen des diesseitigen Indien ei-
nen eigenen Satrapen.

Noch aber war eine Bergfeste in der Nähe des Indus, die,
von Indiern besetzt, den Weg stromaufwärts zu sperren ver-
mochte; die Macedonier gaben ihr wegen ihrer außerordentlichen
Höhe den Namen Aornos, gleich als ob der Flug der Vögel nicht
zu ihr hinaufgereicht hätte. Nemlich in der Nähe des Indus-
stromes erhebt sich eine einzelne Felsenmasse, am Fuß etwa vier
Meilen im Umfang, bis zur Höhe von fünf tausend Fuß; auf der
Stirn dieser steilen Bergmasse lag jene merkwürdige Felsenfestung,
deren Mauern Gärten, Quellen und Holzung umschlossen, so daß

müßte denn die Bergfeste Timrood oder vielmehr Jamrood (Baber
p.
127.), 7 Cos S. O. von Peschawer am Osteingange der Pässe von
Kheiber sein; s. Forster II. p. 53.
27) Es sind nament-
lich die Fürsten Akuphis in Nysa, Sangäus im Süden des Ko-
phen; Kophäus und Assagetes, der Hyparch der Assakaner, die
Arrian. IV. 28. V. 20. nennt; desgleichen alle die, welche sich zu
Nicäa eingefunden hatten; auch Taxiles scheint einiges Gebiet im
Westen des Indus erhalten zu haben. Alle diese Fürsten waren
zur Heeresfolge verpflichtet. -- Arrian nennt als Satrapen der
Satrapie Indien denselben Nikanor, der schon Strateg am
Paropamisus war; vielleicht durch einen Irrthum; wenigstens spä-
terhin wird nur Philipp als solcher genannt. Gleichfalls unge-
nau scheint es zu sein, wenn er V. 20. 10. den Sisikyptos Satra-
pen der Assakaner nennt.

men und mit Macedoniern beſetzt hatte, wurden die militaͤriſchen
Stuͤtzpunkte fuͤr die Behauptung des Suͤdufers. Im Norden
waren nach einander die Flußthaͤler des Choaspes, des Guraͤus
und des Ptarenus, das Gebiet der Aspaſier, der Guraͤer, der
Aſſakaner und Peucelaoten durchzogen, die Barbaren am oberen
Choaspes und am Guraͤus weit in die Gebirge zuruͤckge-
ſprengt, endlich durch die Feſtungen Andaka und Arigaͤum das Thal
der Guraͤer, durch Maſſaga, Ora, Bazira das der Aſſakaner,
durch Peucela das Weſtufer des Indus geſichert. Das Land, ob-
ſchon es zum guten Theil unter einheimiſchen Fuͤrſten blieb 27),
trat doch fortan in ein Verhaͤltniß der Abhaͤngigkeit gegen Mace-
donien, und erhielt unter dem Namen des dieſſeitigen Indien ei-
nen eigenen Satrapen.

Noch aber war eine Bergfeſte in der Naͤhe des Indus, die,
von Indiern beſetzt, den Weg ſtromaufwaͤrts zu ſperren ver-
mochte; die Macedonier gaben ihr wegen ihrer außerordentlichen
Hoͤhe den Namen Aornos, gleich als ob der Flug der Voͤgel nicht
zu ihr hinaufgereicht haͤtte. Nemlich in der Naͤhe des Indus-
ſtromes erhebt ſich eine einzelne Felſenmaſſe, am Fuß etwa vier
Meilen im Umfang, bis zur Hoͤhe von fuͤnf tauſend Fuß; auf der
Stirn dieſer ſteilen Bergmaſſe lag jene merkwuͤrdige Felſenfeſtung,
deren Mauern Gaͤrten, Quellen und Holzung umſchloſſen, ſo daß

muͤßte denn die Bergfeſte Timrood oder vielmehr Jamrood (Baber
p.
127.), 7 Cos S. O. von Peſchawer am Oſteingange der Paͤſſe von
Kheiber ſein; ſ. Forster II. p. 53.
27) Es ſind nament-
lich die Fuͤrſten Akuphis in Nyſa, Sangaͤus im Suͤden des Ko-
phen; Kophaͤus und Aſſagetes, der Hyparch der Aſſakaner, die
Arrian. IV. 28. V. 20. nennt; desgleichen alle die, welche ſich zu
Nicaͤa eingefunden hatten; auch Taxiles ſcheint einiges Gebiet im
Weſten des Indus erhalten zu haben. Alle dieſe Fuͤrſten waren
zur Heeresfolge verpflichtet. — Arrian nennt als Satrapen der
Satrapie Indien denſelben Nikanor, der ſchon Strateg am
Paropamiſus war; vielleicht durch einen Irrthum; wenigſtens ſpaͤ-
terhin wird nur Philipp als ſolcher genannt. Gleichfalls unge-
nau ſcheint es zu ſein, wenn er V. 20. 10. den Siſikyptos Satra-
pen der Aſſakaner nennt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0390" n="376"/>
men und mit Macedoniern be&#x017F;etzt hatte, wurden die milita&#x0364;ri&#x017F;chen<lb/>
Stu&#x0364;tzpunkte fu&#x0364;r die Behauptung des Su&#x0364;dufers. Im Norden<lb/>
waren nach einander die Flußtha&#x0364;ler des Choaspes, des Gura&#x0364;us<lb/>
und des Ptarenus, das Gebiet der Aspa&#x017F;ier, der Gura&#x0364;er, der<lb/>
A&#x017F;&#x017F;akaner und Peucelaoten durchzogen, die Barbaren am oberen<lb/>
Choaspes und am Gura&#x0364;us weit in die Gebirge zuru&#x0364;ckge-<lb/>
&#x017F;prengt, endlich durch die Fe&#x017F;tungen Andaka und Ariga&#x0364;um das Thal<lb/>
der Gura&#x0364;er, durch Ma&#x017F;&#x017F;aga, Ora, Bazira das der A&#x017F;&#x017F;akaner,<lb/>
durch Peucela das We&#x017F;tufer des Indus ge&#x017F;ichert. Das Land, ob-<lb/>
&#x017F;chon es zum guten Theil unter einheimi&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten blieb <note place="foot" n="27)">Es &#x017F;ind nament-<lb/>
lich die Fu&#x0364;r&#x017F;ten Akuphis in Ny&#x017F;a, Sanga&#x0364;us im Su&#x0364;den des Ko-<lb/>
phen; Kopha&#x0364;us und A&#x017F;&#x017F;agetes, der Hyparch der A&#x017F;&#x017F;akaner, die<lb/><hi rendition="#aq">Arrian. IV. 28. V.</hi> 20. nennt; desgleichen alle die, welche &#x017F;ich zu<lb/>
Nica&#x0364;a eingefunden hatten; auch Taxiles &#x017F;cheint einiges Gebiet im<lb/>
We&#x017F;ten des Indus erhalten zu haben. Alle die&#x017F;e Fu&#x0364;r&#x017F;ten waren<lb/>
zur Heeresfolge verpflichtet. &#x2014; Arrian nennt als Satrapen der<lb/>
Satrapie Indien den&#x017F;elben Nikanor, der &#x017F;chon Strateg am<lb/>
Paropami&#x017F;us war; vielleicht durch einen Irrthum; wenig&#x017F;tens &#x017F;pa&#x0364;-<lb/>
terhin wird nur Philipp als &#x017F;olcher genannt. Gleichfalls unge-<lb/>
nau &#x017F;cheint es zu &#x017F;ein, wenn er <hi rendition="#aq">V.</hi> 20. 10. den Si&#x017F;ikyptos Satra-<lb/>
pen der A&#x017F;&#x017F;akaner nennt.</note>,<lb/>
trat doch fortan in ein Verha&#x0364;ltniß der Abha&#x0364;ngigkeit gegen Mace-<lb/>
donien, und erhielt unter dem Namen des die&#x017F;&#x017F;eitigen Indien ei-<lb/>
nen eigenen Satrapen.</p><lb/>
          <p>Noch aber war eine Bergfe&#x017F;te in der Na&#x0364;he des Indus, die,<lb/>
von Indiern be&#x017F;etzt, den Weg &#x017F;tromaufwa&#x0364;rts zu &#x017F;perren ver-<lb/>
mochte; die Macedonier gaben ihr wegen ihrer außerordentlichen<lb/>
Ho&#x0364;he den Namen Aornos, gleich als ob der Flug der Vo&#x0364;gel nicht<lb/>
zu ihr hinaufgereicht ha&#x0364;tte. Nemlich in der Na&#x0364;he des Indus-<lb/>
&#x017F;tromes erhebt &#x017F;ich eine einzelne Fel&#x017F;enma&#x017F;&#x017F;e, am Fuß etwa vier<lb/>
Meilen im Umfang, bis zur Ho&#x0364;he von fu&#x0364;nf tau&#x017F;end Fuß; auf der<lb/>
Stirn die&#x017F;er &#x017F;teilen Bergma&#x017F;&#x017F;e lag jene merkwu&#x0364;rdige Fel&#x017F;enfe&#x017F;tung,<lb/>
deren Mauern Ga&#x0364;rten, Quellen und Holzung um&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o daß<lb/><note xml:id="note-0390" prev="#note-0389" place="foot" n="26)">mu&#x0364;ßte denn die Bergfe&#x017F;te Timrood oder vielmehr Jamrood (<hi rendition="#aq">Baber<lb/>
p.</hi> 127.), 7 Cos S. O. von Pe&#x017F;chawer am O&#x017F;teingange der Pa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e von<lb/>
Kheiber &#x017F;ein; &#x017F;. <hi rendition="#aq">Forster II. p.</hi> 53.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[376/0390] men und mit Macedoniern beſetzt hatte, wurden die militaͤriſchen Stuͤtzpunkte fuͤr die Behauptung des Suͤdufers. Im Norden waren nach einander die Flußthaͤler des Choaspes, des Guraͤus und des Ptarenus, das Gebiet der Aspaſier, der Guraͤer, der Aſſakaner und Peucelaoten durchzogen, die Barbaren am oberen Choaspes und am Guraͤus weit in die Gebirge zuruͤckge- ſprengt, endlich durch die Feſtungen Andaka und Arigaͤum das Thal der Guraͤer, durch Maſſaga, Ora, Bazira das der Aſſakaner, durch Peucela das Weſtufer des Indus geſichert. Das Land, ob- ſchon es zum guten Theil unter einheimiſchen Fuͤrſten blieb 27), trat doch fortan in ein Verhaͤltniß der Abhaͤngigkeit gegen Mace- donien, und erhielt unter dem Namen des dieſſeitigen Indien ei- nen eigenen Satrapen. Noch aber war eine Bergfeſte in der Naͤhe des Indus, die, von Indiern beſetzt, den Weg ſtromaufwaͤrts zu ſperren ver- mochte; die Macedonier gaben ihr wegen ihrer außerordentlichen Hoͤhe den Namen Aornos, gleich als ob der Flug der Voͤgel nicht zu ihr hinaufgereicht haͤtte. Nemlich in der Naͤhe des Indus- ſtromes erhebt ſich eine einzelne Felſenmaſſe, am Fuß etwa vier Meilen im Umfang, bis zur Hoͤhe von fuͤnf tauſend Fuß; auf der Stirn dieſer ſteilen Bergmaſſe lag jene merkwuͤrdige Felſenfeſtung, deren Mauern Gaͤrten, Quellen und Holzung umſchloſſen, ſo daß 26) 27) Es ſind nament- lich die Fuͤrſten Akuphis in Nyſa, Sangaͤus im Suͤden des Ko- phen; Kophaͤus und Aſſagetes, der Hyparch der Aſſakaner, die Arrian. IV. 28. V. 20. nennt; desgleichen alle die, welche ſich zu Nicaͤa eingefunden hatten; auch Taxiles ſcheint einiges Gebiet im Weſten des Indus erhalten zu haben. Alle dieſe Fuͤrſten waren zur Heeresfolge verpflichtet. — Arrian nennt als Satrapen der Satrapie Indien denſelben Nikanor, der ſchon Strateg am Paropamiſus war; vielleicht durch einen Irrthum; wenigſtens ſpaͤ- terhin wird nur Philipp als ſolcher genannt. Gleichfalls unge- nau ſcheint es zu ſein, wenn er V. 20. 10. den Siſikyptos Satra- pen der Aſſakaner nennt. 26) muͤßte denn die Bergfeſte Timrood oder vielmehr Jamrood (Baber p. 127.), 7 Cos S. O. von Peſchawer am Oſteingange der Paͤſſe von Kheiber ſein; ſ. Forster II. p. 53.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/390
Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/390>, abgerufen am 07.05.2024.