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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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aspisten, die gleichfalls beritten gemacht wurden, rückte er voraus und
gelangte bald zu der ersten Stadt der Aspasier, die mit einer doppelten
Mauer versehen war und durch eine bedeutende unter den Wällen auf
gestellte Streitmacht vertheidigt wurde. Unmittelbar vom Marsch
aus griff der Köuig an; nach einem heftigen Gefecht, in dem er
selbst in der Schulter, und von seiner nächsten Umgebung die Leib-
wächter Ptolemäus und Leonnatus verwundet wurden, mußten sich
die Barbaren hinter die Mauern ihrer Stadt zurück ziehen. Der
Abend, die Erschöpfung der Truppen, die Wunde des Königs
machten weiteren Kampf unmöglich; die Macedonier lagerten hart
an den Mauern der Stadt. Früh am nächsten Morgen begann der
Sturm; die Mauer ward erstiegen und besetzt; erst jetzt sah man
die zweite stärkere Mauer der Stadt, die auf das sorgsamste be-
setzt war. Indeß war die Hauptmasse des Heeres nachgerückt;
sofort wurde zum neuen Angriff geschritten; während die Schützen
von allen Seiten her die Posten auf den Mauern trafen, wurden
die Sturmleitern angelegt, bald waren hie und da die Zinnen er-
klommen; die Feinde hielten nicht länger Stand, sie suchten aus
den Thoren der Stadt auf die Berge zu entkommen; viele wur-
den erschlagen; die Macedonier, über des Königs Wunde erbittert,
schonten Niemandes; die Stadt selbst wurde dem Erdboden gleich
gemacht 14).

Dieser erste Erfolg war nicht ohne den wirksamsten Eindruck
auf die Feinde; eine zweite Stadt Andaka, an dem Paßwege vom
Choaspes zum nächsten Flußthal gen Osten belegen, ergab sich so-
fort und rettete sich dadurch; sie erhielt eine Macedonische Bese-
tzung, da ihre Lage sie zu einem Hauptpunkte des Landes machte;
sie beherrschte den ganzen östlichen Theil des Aspasiergebietes, der
sich längs den Bergen, welche ihre Quellen zum Soastusfluß hinab
senden, bis nordwärts zur festen Stadt Arigäum hinzog. Krate-
rus mit dem größeren Theil des schweren Fußvolkes erhielt den
Auftrag, diesen Landesstrich zu durchziehen und zu unterwerfen,
und durch das Thal von Berawal gen Arigäum zu rücken 15)

14) Arrian. VI. 23.
15) Elphinstone II. 46.; nach einer
mündlichen Bemerkung desselben (zu Baber Mem. p. 248) ist auf
seiner Karte der Fluß von Banjore unrichtig niedergelegt; die

aspiſten, die gleichfalls beritten gemacht wurden, ruͤckte er voraus und
gelangte bald zu der erſten Stadt der Aspaſier, die mit einer doppelten
Mauer verſehen war und durch eine bedeutende unter den Waͤllen auf
geſtellte Streitmacht vertheidigt wurde. Unmittelbar vom Marſch
aus griff der Koͤuig an; nach einem heftigen Gefecht, in dem er
ſelbſt in der Schulter, und von ſeiner naͤchſten Umgebung die Leib-
waͤchter Ptolemaͤus und Leonnatus verwundet wurden, mußten ſich
die Barbaren hinter die Mauern ihrer Stadt zuruͤck ziehen. Der
Abend, die Erſchoͤpfung der Truppen, die Wunde des Koͤnigs
machten weiteren Kampf unmoͤglich; die Macedonier lagerten hart
an den Mauern der Stadt. Fruͤh am naͤchſten Morgen begann der
Sturm; die Mauer ward erſtiegen und beſetzt; erſt jetzt ſah man
die zweite ſtaͤrkere Mauer der Stadt, die auf das ſorgſamſte be-
ſetzt war. Indeß war die Hauptmaſſe des Heeres nachgeruͤckt;
ſofort wurde zum neuen Angriff geſchritten; waͤhrend die Schuͤtzen
von allen Seiten her die Poſten auf den Mauern trafen, wurden
die Sturmleitern angelegt, bald waren hie und da die Zinnen er-
klommen; die Feinde hielten nicht laͤnger Stand, ſie ſuchten aus
den Thoren der Stadt auf die Berge zu entkommen; viele wur-
den erſchlagen; die Macedonier, uͤber des Koͤnigs Wunde erbittert,
ſchonten Niemandes; die Stadt ſelbſt wurde dem Erdboden gleich
gemacht 14).

Dieſer erſte Erfolg war nicht ohne den wirkſamſten Eindruck
auf die Feinde; eine zweite Stadt Andaka, an dem Paßwege vom
Choaspes zum naͤchſten Flußthal gen Oſten belegen, ergab ſich ſo-
fort und rettete ſich dadurch; ſie erhielt eine Macedoniſche Beſe-
tzung, da ihre Lage ſie zu einem Hauptpunkte des Landes machte;
ſie beherrſchte den ganzen oͤſtlichen Theil des Aspaſiergebietes, der
ſich laͤngs den Bergen, welche ihre Quellen zum Soaſtusfluß hinab
ſenden, bis nordwaͤrts zur feſten Stadt Arigaͤum hinzog. Krate-
rus mit dem groͤßeren Theil des ſchweren Fußvolkes erhielt den
Auftrag, dieſen Landesſtrich zu durchziehen und zu unterwerfen,
und durch das Thal von Berawal gen Arigaͤum zu ruͤcken 15)

14) Arrian. VI. 23.
15) Elphinstone II. 46.; nach einer
muͤndlichen Bemerkung deſſelben (zu Baber Mem. p. 248) iſt auf
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[366/0380] aspiſten, die gleichfalls beritten gemacht wurden, ruͤckte er voraus und gelangte bald zu der erſten Stadt der Aspaſier, die mit einer doppelten Mauer verſehen war und durch eine bedeutende unter den Waͤllen auf geſtellte Streitmacht vertheidigt wurde. Unmittelbar vom Marſch aus griff der Koͤuig an; nach einem heftigen Gefecht, in dem er ſelbſt in der Schulter, und von ſeiner naͤchſten Umgebung die Leib- waͤchter Ptolemaͤus und Leonnatus verwundet wurden, mußten ſich die Barbaren hinter die Mauern ihrer Stadt zuruͤck ziehen. Der Abend, die Erſchoͤpfung der Truppen, die Wunde des Koͤnigs machten weiteren Kampf unmoͤglich; die Macedonier lagerten hart an den Mauern der Stadt. Fruͤh am naͤchſten Morgen begann der Sturm; die Mauer ward erſtiegen und beſetzt; erſt jetzt ſah man die zweite ſtaͤrkere Mauer der Stadt, die auf das ſorgſamſte be- ſetzt war. Indeß war die Hauptmaſſe des Heeres nachgeruͤckt; ſofort wurde zum neuen Angriff geſchritten; waͤhrend die Schuͤtzen von allen Seiten her die Poſten auf den Mauern trafen, wurden die Sturmleitern angelegt, bald waren hie und da die Zinnen er- klommen; die Feinde hielten nicht laͤnger Stand, ſie ſuchten aus den Thoren der Stadt auf die Berge zu entkommen; viele wur- den erſchlagen; die Macedonier, uͤber des Koͤnigs Wunde erbittert, ſchonten Niemandes; die Stadt ſelbſt wurde dem Erdboden gleich gemacht 14). Dieſer erſte Erfolg war nicht ohne den wirkſamſten Eindruck auf die Feinde; eine zweite Stadt Andaka, an dem Paßwege vom Choaspes zum naͤchſten Flußthal gen Oſten belegen, ergab ſich ſo- fort und rettete ſich dadurch; ſie erhielt eine Macedoniſche Beſe- tzung, da ihre Lage ſie zu einem Hauptpunkte des Landes machte; ſie beherrſchte den ganzen oͤſtlichen Theil des Aspaſiergebietes, der ſich laͤngs den Bergen, welche ihre Quellen zum Soaſtusfluß hinab ſenden, bis nordwaͤrts zur feſten Stadt Arigaͤum hinzog. Krate- rus mit dem groͤßeren Theil des ſchweren Fußvolkes erhielt den Auftrag, dieſen Landesſtrich zu durchziehen und zu unterwerfen, und durch das Thal von Berawal gen Arigaͤum zu ruͤcken 15) 14) Arrian. VI. 23. 15) Elphinstone II. 46.; nach einer muͤndlichen Bemerkung deſſelben (zu Baber Mem. p. 248) iſt auf ſeiner Karte der Fluß von Banjore unrichtig niedergelegt; die

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/380>, abgerufen am 25.11.2024.