rakter, und Ochus durfte weder hoffen ihn für sich zu gewinnen, noch dem Macht, Ruhe und Leben gönnen, der wider ihn sein mußte. Artabazus schien die nothwendigen Folgen dieses Verhält- nisses vorauszusehen, und ihnen zuvorkommen zu wollen; seine Macht war bedeutend genug, um eine Empörung gegen den König glücken zu lassen, zumal da Griechische Söldner in Kleinasien leicht zu bekommen waren, da zu gleicher Zeit Aegypten und die Grie- chischen Hauptmächte leicht gewonnen werden konnten, und nament- lich Sparta, aufgebracht über den Verlust von Messenien, den der Perserkönig nach der Schlacht von Mantinea trotz des Antalcidi- schen Friedens bestätigt hatte, seinen König Agesilaus nach Aegyp- ten zum Kriege gegen Persien gehen ließ. Artabazus hatte zwei junge Rhodische Männer, Mentor und Memnon, die beide als Kriegsleute ausgezeichnet waren, an sich gezogen, sich mit ihrer Schwester vermählt, ihnen selbst im Bereich seiner Macht bedeutende Ländereien angewiesen, und Griechische Söldnerhaufen unter ihren Befehl gestellt; der Athenische Feldherr Chares war unter der Bedingung, daß Artabazus den Athenern reichliche Subsidien zum Bundesgenossenkriege zahlte, bereit, ihn mit der ganzen Macht, die unter seinem Befehle stand, zu unterstützen. Und schon rückten auf König Ochus Befehl die nächsten Satrapen mit großen Streitmas- sen ins Feld; sie trafen das wohlgeordnete Heer des Empörers, und wurden besonders durch Chares Hülfe geschlagen. Dem Kö- nige blieb kein anderer Ausweg, als Gesandte nach Athen zu sen- den, die Chares verklagten, daß er gegen Persien gekämpft habe, seine Zurückberufung forderten, und, falls sie verweigert würde, mit einer Perserflotte von 300 Segeln die Bundesgenossen zu unter- stützen drohten. Zwar verlor jetzt Artabazus die Athenischen Hülfstruppen, dennoch behauptete er sich glücklich; sein Schwager Memnon unternahm einen Feldzug gegen Leukon, den kriegerischen Tyrannen am Cimmerischen Bosphorus, mit dem die Herakleoten lange schon im Kriege waren, deren Einfluß auf der Küste des Pontus für Artabazus Pläne von der entschiedensten Wichtigkeit werden konnte. Artabazus selbst hatte Theben zu gewinnen gewußt; Pammenes, der berühmte Thebanische Feldherr, wurde ihm an der Spitze von fünftausend Böotiern zu Hülfe gesandt, und besiegte die Satrapen in zwei großen Schlachten. Aber die Wendung, die der
rakter, und Ochus durfte weder hoffen ihn für ſich zu gewinnen, noch dem Macht, Ruhe und Leben gönnen, der wider ihn ſein mußte. Artabazus ſchien die nothwendigen Folgen dieſes Verhält- niſſes vorauszuſehen, und ihnen zuvorkommen zu wollen; ſeine Macht war bedeutend genug, um eine Empörung gegen den König glücken zu laſſen, zumal da Griechiſche Söldner in Kleinaſien leicht zu bekommen waren, da zu gleicher Zeit Aegypten und die Grie- chiſchen Hauptmächte leicht gewonnen werden konnten, und nament- lich Sparta, aufgebracht über den Verluſt von Meſſenien, den der Perſerkönig nach der Schlacht von Mantinea trotz des Antalcidi- ſchen Friedens beſtätigt hatte, ſeinen König Ageſilaus nach Aegyp- ten zum Kriege gegen Perſien gehen ließ. Artabazus hatte zwei junge Rhodiſche Männer, Mentor und Memnon, die beide als Kriegsleute ausgezeichnet waren, an ſich gezogen, ſich mit ihrer Schweſter vermählt, ihnen ſelbſt im Bereich ſeiner Macht bedeutende Ländereien angewieſen, und Griechiſche Söldnerhaufen unter ihren Befehl geſtellt; der Atheniſche Feldherr Chares war unter der Bedingung, daß Artabazus den Athenern reichliche Subſidien zum Bundesgenoſſenkriege zahlte, bereit, ihn mit der ganzen Macht, die unter ſeinem Befehle ſtand, zu unterſtützen. Und ſchon rückten auf König Ochus Befehl die nächſten Satrapen mit großen Streitmaſ- ſen ins Feld; ſie trafen das wohlgeordnete Heer des Empörers, und wurden beſonders durch Chares Hülfe geſchlagen. Dem Kö- nige blieb kein anderer Ausweg, als Geſandte nach Athen zu ſen- den, die Chares verklagten, daß er gegen Perſien gekämpft habe, ſeine Zurückberufung forderten, und, falls ſie verweigert würde, mit einer Perſerflotte von 300 Segeln die Bundesgenoſſen zu unter- ſtützen drohten. Zwar verlor jetzt Artabazus die Atheniſchen Hülfstruppen, dennoch behauptete er ſich glücklich; ſein Schwager Memnon unternahm einen Feldzug gegen Leukon, den kriegeriſchen Tyrannen am Cimmeriſchen Bosphorus, mit dem die Herakleoten lange ſchon im Kriege waren, deren Einfluß auf der Küſte des Pontus für Artabazus Pläne von der entſchiedenſten Wichtigkeit werden konnte. Artabazus ſelbſt hatte Theben zu gewinnen gewußt; Pammenes, der berühmte Thebaniſche Feldherr, wurde ihm an der Spitze von fünftauſend Böotiern zu Hülfe geſandt, und beſiegte die Satrapen in zwei großen Schlachten. Aber die Wendung, die der
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rakter, und Ochus durfte weder hoffen ihn für ſich zu gewinnen,
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Macht war bedeutend genug, um eine Empörung gegen den König
glücken zu laſſen, zumal da Griechiſche Söldner in Kleinaſien leicht
zu bekommen waren, da zu gleicher Zeit Aegypten und die Grie-
chiſchen Hauptmächte leicht gewonnen werden konnten, und nament-
lich Sparta, aufgebracht über den Verluſt von Meſſenien, den der
Perſerkönig nach der Schlacht von Mantinea trotz des Antalcidi-
ſchen Friedens beſtätigt hatte, ſeinen König Ageſilaus nach Aegyp-
ten zum Kriege gegen Perſien gehen ließ. Artabazus hatte zwei
junge Rhodiſche Männer, Mentor und Memnon, die beide als
Kriegsleute ausgezeichnet waren, an ſich gezogen, ſich mit ihrer
Schweſter vermählt, ihnen ſelbſt im Bereich ſeiner Macht bedeutende
Ländereien angewieſen, und Griechiſche Söldnerhaufen unter ihren
Befehl geſtellt; der Atheniſche Feldherr Chares war unter der
Bedingung, daß Artabazus den Athenern reichliche Subſidien zum
Bundesgenoſſenkriege zahlte, bereit, ihn mit der ganzen Macht, die
unter ſeinem Befehle ſtand, zu unterſtützen. Und ſchon rückten auf
König Ochus Befehl die nächſten Satrapen mit großen Streitmaſ-
ſen ins Feld; ſie trafen das wohlgeordnete Heer des Empörers,
und wurden beſonders durch Chares Hülfe geſchlagen. Dem Kö-
nige blieb kein anderer Ausweg, als Geſandte nach Athen zu ſen-
den, die Chares verklagten, daß er gegen Perſien gekämpft habe,
ſeine Zurückberufung forderten, und, falls ſie verweigert würde, mit
einer Perſerflotte von 300 Segeln die Bundesgenoſſen zu unter-
ſtützen drohten. Zwar verlor jetzt Artabazus die Atheniſchen
Hülfstruppen, dennoch behauptete er ſich glücklich; ſein Schwager
Memnon unternahm einen Feldzug gegen Leukon, den kriegeriſchen
Tyrannen am Cimmeriſchen Bosphorus, mit dem die Herakleoten
lange ſchon im Kriege waren, deren Einfluß auf der Küſte des
Pontus für Artabazus Pläne von der entſchiedenſten Wichtigkeit
werden konnte. Artabazus ſelbſt hatte Theben zu gewinnen gewußt;
Pammenes, der berühmte Thebaniſche Feldherr, wurde ihm an der
Spitze von fünftauſend Böotiern zu Hülfe geſandt, und beſiegte die
Satrapen in zwei großen Schlachten. Aber die Wendung, die der
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/38>, abgerufen am 24.11.2024.
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