theidiger der Persischen Pässe; Alexander empfing sie mit der höch- sten Auszeichnung, indem er zugleich ihre Treue für den unglückli- chen König Darius und die Erinnerung jener Zeit, die Artabazus in Pydna an König Philipps Hofe verlebt hatte, ehrte; sie nahmen fortan in der Umgebung Alexanders gleichen Rang mit den vor- nehmsten Macedoniern ein. Mit ihnen zugleich war Autophrada- tes, der Satrap der Tapurier, gekommen; auch er wurde mit Eh- ren aufgenommen, und in dem Besitz seiner Satrapie bestätigt. Zu gleicher Zeit war von den Griechischen Truppen mit Artabazus eine Gesandtschaft eingetroffen, bevollmächtigt, im Namen der gan- zen Schaar mit dem Könige zu kapituliren; auf seine Antwort, daß das Verbrechen derer, die wider den Willen von ganz Hellas für die Barbaren gekämpft hätten, zu groß sei, als daß mit ihnen ka- pitulirt werden könne, daß sie sich auf Gnade oder Ungnade erge- ben, oder so gut sie könnten, retten möchten, erklärten die Bevoll- mächtigten, daß sie bereit seien, sich zu ergeben, der König möge Jemanden mitsenden, unter dessen Führung sie sicher in das Lager kämen. Alexander wählte dazu den edlen Artabazus, ihren Führer auf dem Rückzuge von Thara und den Andronikus, einen der an- gesehensten Macedonier, den Schwager des schwarzen Klitus 74).
Alexander erkannte die außerordentliche Wichtigkeit der Hyr- kanischen Satrapie, ihrer Engpässe, ihrer hafenreichen Küsten, ihrer zum Schiffbau trefflichen Waldungen; schon jetzt mochte ihn der große Plan einer Kaspischen Flotte, eines Verkehrs zwischen diesen Küsten und dem Osten Asiens, einer Entdeckungsfahrt in diesem Meere beschäftigen; noch mehr als dies forderte die Communica- tion zwischen den bisherigen Eroberungen und den weiteren Hee- reszügen vollkommene Besitznahme dieser paßreichen Gebirgsland- schaft, die das Südufer des Kaspischen Meeres beherrscht; Alexan- der hatte sich eben jetzt der Pässe der Tapurischen Distrikte ver- sichert; Parmenion war beauftragt, mit dem Corps, das in Me- dien stand, im nächsten Frühling durch das nördliche Medien und die Kaspischen Westpässe im Lande der Kadusier nach dem Meeres-
74) Andronikus war mit Alexanders Amme, Lanice, der Schwe- ster des Klitus, vermählt (Arrian. IV. 9. 4.); der Admiral Proteas (s. oben S. 150) war sein Sohn.
theidiger der Perſiſchen Päſſe; Alexander empfing ſie mit der höch- ſten Auszeichnung, indem er zugleich ihre Treue für den unglückli- chen König Darius und die Erinnerung jener Zeit, die Artabazus in Pydna an König Philipps Hofe verlebt hatte, ehrte; ſie nahmen fortan in der Umgebung Alexanders gleichen Rang mit den vor- nehmſten Macedoniern ein. Mit ihnen zugleich war Autophrada- tes, der Satrap der Tapurier, gekommen; auch er wurde mit Eh- ren aufgenommen, und in dem Beſitz ſeiner Satrapie beſtätigt. Zu gleicher Zeit war von den Griechiſchen Truppen mit Artabazus eine Geſandtſchaft eingetroffen, bevollmächtigt, im Namen der gan- zen Schaar mit dem Könige zu kapituliren; auf ſeine Antwort, daß das Verbrechen derer, die wider den Willen von ganz Hellas für die Barbaren gekämpft hätten, zu groß ſei, als daß mit ihnen ka- pitulirt werden könne, daß ſie ſich auf Gnade oder Ungnade erge- ben, oder ſo gut ſie könnten, retten möchten, erklärten die Bevoll- mächtigten, daß ſie bereit ſeien, ſich zu ergeben, der König möge Jemanden mitſenden, unter deſſen Führung ſie ſicher in das Lager kämen. Alexander wählte dazu den edlen Artabazus, ihren Führer auf dem Rückzuge von Thara und den Andronikus, einen der an- geſehenſten Macedonier, den Schwager des ſchwarzen Klitus 74).
Alexander erkannte die außerordentliche Wichtigkeit der Hyr- kaniſchen Satrapie, ihrer Engpäſſe, ihrer hafenreichen Küſten, ihrer zum Schiffbau trefflichen Waldungen; ſchon jetzt mochte ihn der große Plan einer Kaspiſchen Flotte, eines Verkehrs zwiſchen dieſen Küſten und dem Oſten Aſiens, einer Entdeckungsfahrt in dieſem Meere beſchäftigen; noch mehr als dies forderte die Communica- tion zwiſchen den bisherigen Eroberungen und den weiteren Hee- reszügen vollkommene Beſitznahme dieſer paßreichen Gebirgsland- ſchaft, die das Südufer des Kaspiſchen Meeres beherrſcht; Alexan- der hatte ſich eben jetzt der Päſſe der Tapuriſchen Diſtrikte ver- ſichert; Parmenion war beauftragt, mit dem Corps, das in Me- dien ſtand, im nächſten Frühling durch das nördliche Medien und die Kaspiſchen Weſtpäſſe im Lande der Kaduſier nach dem Meeres-
74) Andronikus war mit Alexanders Amme, Lanice, der Schwe- ſter des Klitus, vermählt (Arrian. IV. 9. 4.); der Admiral Proteas (ſ. oben S. 150) war ſein Sohn.
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theidiger der Perſiſchen Päſſe; Alexander empfing ſie mit der höch-
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in Pydna an König Philipps Hofe verlebt hatte, ehrte; ſie nahmen
fortan in der Umgebung Alexanders gleichen Rang mit den vor-
nehmſten Macedoniern ein. Mit ihnen zugleich war Autophrada-
tes, der Satrap der Tapurier, gekommen; auch er wurde mit Eh-
ren aufgenommen, und in dem Beſitz ſeiner Satrapie beſtätigt.
Zu gleicher Zeit war von den Griechiſchen Truppen mit Artabazus
eine Geſandtſchaft eingetroffen, bevollmächtigt, im Namen der gan-
zen Schaar mit dem Könige zu kapituliren; auf ſeine Antwort, daß
das Verbrechen derer, die wider den Willen von ganz Hellas für
die Barbaren gekämpft hätten, zu groß ſei, als daß mit ihnen ka-
pitulirt werden könne, daß ſie ſich auf Gnade oder Ungnade erge-
ben, oder ſo gut ſie könnten, retten möchten, erklärten die Bevoll-
mächtigten, daß ſie bereit ſeien, ſich zu ergeben, der König möge
Jemanden mitſenden, unter deſſen Führung ſie ſicher in das Lager
kämen. Alexander wählte dazu den edlen Artabazus, ihren Führer
auf dem Rückzuge von Thara und den Andronikus, einen der an-
geſehenſten Macedonier, den Schwager des ſchwarzen Klitus 74).
Alexander erkannte die außerordentliche Wichtigkeit der Hyr-
kaniſchen Satrapie, ihrer Engpäſſe, ihrer hafenreichen Küſten, ihrer
zum Schiffbau trefflichen Waldungen; ſchon jetzt mochte ihn der
große Plan einer Kaspiſchen Flotte, eines Verkehrs zwiſchen dieſen
Küſten und dem Oſten Aſiens, einer Entdeckungsfahrt in dieſem
Meere beſchäftigen; noch mehr als dies forderte die Communica-
tion zwiſchen den bisherigen Eroberungen und den weiteren Hee-
reszügen vollkommene Beſitznahme dieſer paßreichen Gebirgsland-
ſchaft, die das Südufer des Kaspiſchen Meeres beherrſcht; Alexan-
der hatte ſich eben jetzt der Päſſe der Tapuriſchen Diſtrikte ver-
ſichert; Parmenion war beauftragt, mit dem Corps, das in Me-
dien ſtand, im nächſten Frühling durch das nördliche Medien und
die Kaspiſchen Weſtpäſſe im Lande der Kaduſier nach dem Meeres-
74) Andronikus war mit Alexanders Amme, Lanice, der Schwe-
ſter des Klitus, vermählt (Arrian. IV. 9. 4.); der Admiral Proteas
(ſ. oben S. 150) war ſein Sohn.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/282>, abgerufen am 22.11.2024.
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