Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

Bild:
<< vorherige Seite

nige bei dessen Eintritt in Aegypten mit Mazaces unterworfen
hatte 69), erhielt die Satrapie, Tlepolemus, aus der Schaar der
Getreuen, wurde ihm zur Wahrnehmung der königlichen Rechte an
die Seite gesetzt. -- Im Norden der Stadt beginnen die Vor-
berge der Elburusketten, die von den Tapuriern bewohnt wurden;
von einzelnen Pässen durchschnitten, trennen sie die Grenzen von
Parthien im Süden und Hyrkanien im Norden, die erst weiter
ostwärts in den Klippenzügen von Korassan an einander stoßen; der
Besitz dieser Pässe, die als Verbindung zwischen dem Kaspischen
Meere und dem Inneren, zwischen Iran und Turan so wichtig sind,
war für den Augenblick doppelt nothwendig für Alexander, weil sich
einerseits die Griechischen Söldner von Thara aus in die Tapuri-
schen Berge zurückgezogen hatten, andererseits Nabarzanes und
Phrataphernes jenseits des Gebirges in Hyrkanien standen. Dem-
nach verließ Alexander die Straße von Korassan, auf der sich Bes-
sus geflüchtet hatte, um sich erst dieser wichtigen Paßgegend zu
versichern. Zadracarta, eine Hauptstadt Hyrkaniens 70) am Nord-
abhange des Gebirges, ward als der Vereinigungspunkt der drei
Heeresabtheilungen bestimmt, mit denen Alexander nach Hyrkanien
zu gehen beschloß. Auf dem längsten, aber bequemsten Wege führte
Erigyius, von einigen Reuterabtheilungen begleitet, die Bagage und
Wagen hinüber; Kraterus mit seiner und mit Amyntas Phalanx,
mit sechshundert Schützen und eben so vielen Reutern, zog über die
Berge der Tapurier, um sie und zugleich die Griechischen Söldner,
wenn er sie träfe, zu unterwerfen; Alexander selbst mit den übrigen
Truppen schlug den kürzesten, aber beschwerlichsten Weg ein 71),

69) Arrian. III. 22. 2. Dagegen sagt Curtius (VI. 4. 24.),
daß Amminapes vor dem Könige Ochus flüchtig an Philipps Hof ge-
kommen sei; wie bei Artabazus kann beides wahr sein.
70) Curt.
VI.
4. 23.
71) Diese Wege zu bestimmen, hat unzählige Schwie-
rigkeiten. Sicher ist, daß das Land der Tapurier, heute Taberistan, am
Südabhang der Elburuskette und etwa von Firuzkuh bis Damaghan
liegt. Da sich die Griechen von Thara aus in die Berge der Tapurier
zurückgezogen hatten, da ferner Kraterus mit seinem Corps sie auf-
suchen und wo möglich die Tapurier unterwerfen sollte, so ergiebt sich
soviel, daß sein Weg im Westen von Hekatompylos über das Ge-
birge führen mußte. Er vereinigte sich mit Alexander nicht lange

nige bei deſſen Eintritt in Aegypten mit Mazaces unterworfen
hatte 69), erhielt die Satrapie, Tlepolemus, aus der Schaar der
Getreuen, wurde ihm zur Wahrnehmung der königlichen Rechte an
die Seite geſetzt. — Im Norden der Stadt beginnen die Vor-
berge der Elburusketten, die von den Tapuriern bewohnt wurden;
von einzelnen Päſſen durchſchnitten, trennen ſie die Grenzen von
Parthien im Süden und Hyrkanien im Norden, die erſt weiter
oſtwärts in den Klippenzügen von Koraſſan an einander ſtoßen; der
Beſitz dieſer Päſſe, die als Verbindung zwiſchen dem Kaspiſchen
Meere und dem Inneren, zwiſchen Iran und Turan ſo wichtig ſind,
war für den Augenblick doppelt nothwendig für Alexander, weil ſich
einerſeits die Griechiſchen Söldner von Thara aus in die Tapuri-
ſchen Berge zurückgezogen hatten, andererſeits Nabarzanes und
Phrataphernes jenſeits des Gebirges in Hyrkanien ſtanden. Dem-
nach verließ Alexander die Straße von Koraſſan, auf der ſich Beſ-
ſus geflüchtet hatte, um ſich erſt dieſer wichtigen Paßgegend zu
verſichern. Zadracarta, eine Hauptſtadt Hyrkaniens 70) am Nord-
abhange des Gebirges, ward als der Vereinigungspunkt der drei
Heeresabtheilungen beſtimmt, mit denen Alexander nach Hyrkanien
zu gehen beſchloß. Auf dem längſten, aber bequemſten Wege führte
Erigyius, von einigen Reuterabtheilungen begleitet, die Bagage und
Wagen hinüber; Kraterus mit ſeiner und mit Amyntas Phalanx,
mit ſechshundert Schützen und eben ſo vielen Reutern, zog über die
Berge der Tapurier, um ſie und zugleich die Griechiſchen Söldner,
wenn er ſie träfe, zu unterwerfen; Alexander ſelbſt mit den übrigen
Truppen ſchlug den kürzeſten, aber beſchwerlichſten Weg ein 71),

69) Arrian. III. 22. 2. Dagegen ſagt Curtius (VI. 4. 24.),
daß Amminapes vor dem Könige Ochus flüchtig an Philipps Hof ge-
kommen ſei; wie bei Artabazus kann beides wahr ſein.
70) Curt.
VI.
4. 23.
71) Dieſe Wege zu beſtimmen, hat unzählige Schwie-
rigkeiten. Sicher iſt, daß das Land der Tapurier, heute Taberiſtan, am
Südabhang der Elburuskette und etwa von Firuzkuh bis Damaghan
liegt. Da ſich die Griechen von Thara aus in die Berge der Tapurier
zurückgezogen hatten, da ferner Kraterus mit ſeinem Corps ſie auf-
ſuchen und wo möglich die Tapurier unterwerfen ſollte, ſo ergiebt ſich
ſoviel, daß ſein Weg im Weſten von Hekatompylos über das Ge-
birge führen mußte. Er vereinigte ſich mit Alexander nicht lange
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0278" n="264"/>
nige bei de&#x017F;&#x017F;en Eintritt in Aegypten mit Mazaces unterworfen<lb/>
hatte <note place="foot" n="69)"><hi rendition="#aq">Arrian. III.</hi> 22. 2. Dagegen &#x017F;agt Curtius (<hi rendition="#aq">VI.</hi> 4. 24.),<lb/>
daß Amminapes vor dem Könige Ochus flüchtig an Philipps Hof ge-<lb/>
kommen &#x017F;ei; wie bei Artabazus kann beides wahr &#x017F;ein.</note>, erhielt die Satrapie, Tlepolemus, aus der Schaar der<lb/>
Getreuen, wurde ihm zur Wahrnehmung der königlichen Rechte an<lb/>
die Seite ge&#x017F;etzt. &#x2014; Im Norden der Stadt beginnen die Vor-<lb/>
berge der Elburusketten, die von den Tapuriern bewohnt wurden;<lb/>
von einzelnen Pä&#x017F;&#x017F;en durch&#x017F;chnitten, trennen &#x017F;ie die Grenzen von<lb/>
Parthien im Süden und Hyrkanien im Norden, die er&#x017F;t weiter<lb/>
o&#x017F;twärts in den Klippenzügen von Kora&#x017F;&#x017F;an an einander &#x017F;toßen; der<lb/>
Be&#x017F;itz die&#x017F;er Pä&#x017F;&#x017F;e, die als Verbindung zwi&#x017F;chen dem Kaspi&#x017F;chen<lb/>
Meere und dem Inneren, zwi&#x017F;chen Iran und Turan &#x017F;o wichtig &#x017F;ind,<lb/>
war für den Augenblick doppelt nothwendig für Alexander, weil &#x017F;ich<lb/>
einer&#x017F;eits die Griechi&#x017F;chen Söldner von Thara aus in die Tapuri-<lb/>
&#x017F;chen Berge zurückgezogen hatten, anderer&#x017F;eits Nabarzanes und<lb/>
Phrataphernes jen&#x017F;eits des Gebirges in Hyrkanien &#x017F;tanden. Dem-<lb/>
nach verließ Alexander die Straße von Kora&#x017F;&#x017F;an, auf der &#x017F;ich Be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;us geflüchtet hatte, um &#x017F;ich er&#x017F;t die&#x017F;er wichtigen Paßgegend zu<lb/>
ver&#x017F;ichern. Zadracarta, eine Haupt&#x017F;tadt Hyrkaniens <note place="foot" n="70)"><hi rendition="#aq">Curt.<lb/>
VI.</hi> 4. 23.</note> am Nord-<lb/>
abhange des Gebirges, ward als der Vereinigungspunkt der drei<lb/>
Heeresabtheilungen be&#x017F;timmt, mit denen Alexander nach Hyrkanien<lb/>
zu gehen be&#x017F;chloß. Auf dem läng&#x017F;ten, aber bequem&#x017F;ten Wege führte<lb/>
Erigyius, von einigen Reuterabtheilungen begleitet, die Bagage und<lb/>
Wagen hinüber; Kraterus mit &#x017F;einer und mit Amyntas Phalanx,<lb/>
mit &#x017F;echshundert Schützen und eben &#x017F;o vielen Reutern, zog über die<lb/>
Berge der Tapurier, um &#x017F;ie und zugleich die Griechi&#x017F;chen Söldner,<lb/>
wenn er &#x017F;ie träfe, zu unterwerfen; Alexander &#x017F;elb&#x017F;t mit den übrigen<lb/>
Truppen &#x017F;chlug den kürze&#x017F;ten, aber be&#x017F;chwerlich&#x017F;ten Weg ein <note xml:id="note-0278" next="#note-0279" place="foot" n="71)">Die&#x017F;e Wege zu be&#x017F;timmen, hat unzählige Schwie-<lb/>
rigkeiten. Sicher i&#x017F;t, daß das Land der Tapurier, heute Taberi&#x017F;tan, am<lb/>
Südabhang der Elburuskette und etwa von Firuzkuh bis Damaghan<lb/>
liegt. Da &#x017F;ich die Griechen von Thara aus in die Berge der Tapurier<lb/>
zurückgezogen hatten, da ferner Kraterus mit &#x017F;einem Corps &#x017F;ie auf-<lb/>
&#x017F;uchen und wo möglich die Tapurier unterwerfen &#x017F;ollte, &#x017F;o ergiebt &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;oviel, daß &#x017F;ein Weg im We&#x017F;ten von Hekatompylos über das Ge-<lb/>
birge führen mußte. Er vereinigte &#x017F;ich mit Alexander nicht lange</note>,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0278] nige bei deſſen Eintritt in Aegypten mit Mazaces unterworfen hatte 69), erhielt die Satrapie, Tlepolemus, aus der Schaar der Getreuen, wurde ihm zur Wahrnehmung der königlichen Rechte an die Seite geſetzt. — Im Norden der Stadt beginnen die Vor- berge der Elburusketten, die von den Tapuriern bewohnt wurden; von einzelnen Päſſen durchſchnitten, trennen ſie die Grenzen von Parthien im Süden und Hyrkanien im Norden, die erſt weiter oſtwärts in den Klippenzügen von Koraſſan an einander ſtoßen; der Beſitz dieſer Päſſe, die als Verbindung zwiſchen dem Kaspiſchen Meere und dem Inneren, zwiſchen Iran und Turan ſo wichtig ſind, war für den Augenblick doppelt nothwendig für Alexander, weil ſich einerſeits die Griechiſchen Söldner von Thara aus in die Tapuri- ſchen Berge zurückgezogen hatten, andererſeits Nabarzanes und Phrataphernes jenſeits des Gebirges in Hyrkanien ſtanden. Dem- nach verließ Alexander die Straße von Koraſſan, auf der ſich Beſ- ſus geflüchtet hatte, um ſich erſt dieſer wichtigen Paßgegend zu verſichern. Zadracarta, eine Hauptſtadt Hyrkaniens 70) am Nord- abhange des Gebirges, ward als der Vereinigungspunkt der drei Heeresabtheilungen beſtimmt, mit denen Alexander nach Hyrkanien zu gehen beſchloß. Auf dem längſten, aber bequemſten Wege führte Erigyius, von einigen Reuterabtheilungen begleitet, die Bagage und Wagen hinüber; Kraterus mit ſeiner und mit Amyntas Phalanx, mit ſechshundert Schützen und eben ſo vielen Reutern, zog über die Berge der Tapurier, um ſie und zugleich die Griechiſchen Söldner, wenn er ſie träfe, zu unterwerfen; Alexander ſelbſt mit den übrigen Truppen ſchlug den kürzeſten, aber beſchwerlichſten Weg ein 71), 69) Arrian. III. 22. 2. Dagegen ſagt Curtius (VI. 4. 24.), daß Amminapes vor dem Könige Ochus flüchtig an Philipps Hof ge- kommen ſei; wie bei Artabazus kann beides wahr ſein. 70) Curt. VI. 4. 23. 71) Dieſe Wege zu beſtimmen, hat unzählige Schwie- rigkeiten. Sicher iſt, daß das Land der Tapurier, heute Taberiſtan, am Südabhang der Elburuskette und etwa von Firuzkuh bis Damaghan liegt. Da ſich die Griechen von Thara aus in die Berge der Tapurier zurückgezogen hatten, da ferner Kraterus mit ſeinem Corps ſie auf- ſuchen und wo möglich die Tapurier unterwerfen ſollte, ſo ergiebt ſich ſoviel, daß ſein Weg im Weſten von Hekatompylos über das Ge- birge führen mußte. Er vereinigte ſich mit Alexander nicht lange

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/278
Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/278>, abgerufen am 25.11.2024.