die antimacedonische Parthei zu neuen Versuchen angefeuert habe, daß viele Staaten sich entweder schon mit Sparta offenbar vereint hätten, oder nur den ersten Erfolg abwarteten, um von dem Ko- rinthischen Bunde abzufallen, daß sich so in Griechenland ein Um- sturz der Verhältnisse vorbereite, der die Macedonier bald genug aus Asien zurückzukehren zwingen werde. So glaubte Darius hof- fen zu dürfen, daß das Ende seines Unglücks nicht mehr fern sei 60).
Und schon nahete Alexander; Parätacene, die Landschaft zwi- schen Persis und Medien, hatte sich unterworfen und Oxathres, den Sohn des Susianischen Satrapen Abulites, zum Satrapen er- halten; auf die Nachricht, daß Darius unter den Mauern von Ek- batana, an der Spitze eines bedeutenden Heeres von Baktrianern, Griechen, Scythen, Kadusiern das Macedonische Heer erwarten werde, eilte Alexander, den Feinden möglichst bald zu begegnen; er ließ, um desto schneller fortzukommen, die Bagage mit ihrer Be- deckung zurück und betrat nach zwölf Tagen das Medische Gebiet; da erfuhr er, daß weder Kadusier noch Scythen, die Darius er- wartet, eingetroffen seien, daß Darius, um ein entscheidendes Zu- sammentreffen zu verzögern, sich bereits zum Rückzuge nach den Kaspischen Pässen, wohin die Weiber, Wagen und Feldgeräthe schon vorausgegangen seien, anschicke. Doppelt eilte Alexander, er wollte Darius selbst in seiner Gewalt haben, um allem weiteren Kampfe um den Perserthron ein Ende zu machen. Da kam, drei Tage- reisen vor Ekbatana, Bisthanes, des Königs Ochus Sohn, einer von denen, die dem König Darius bis dahin gefolgt waren, ins Macedonische Feldlager; er bestätigte das Gerücht von Darius Flucht; seit fünf Tagen sei er aus Ekbatana, er habe die Schätze Mediens, etwa siebentausend Talente, mit sich genommen, ein Heer von sechstausend Mann Fußvolk und dreitausend Pferden sei
60) Der Weg, den Alexander nahm, führte wohl durch den Paß von Ourtchiny (Ousely III. p. 567. Megala sc. climax Plin. V. 26.) gen Isfahan oder Aspadana (cf. Ousely III. p. 5), welches die Re- sidenz der Satrapie Parätacene gewesen zu sein scheint; der weitere Weg nach Ekbatana oder Hamadan kann nicht viel von der heutigen Straße verschieden gewesen sein.
die antimacedoniſche Parthei zu neuen Verſuchen angefeuert habe, daß viele Staaten ſich entweder ſchon mit Sparta offenbar vereint hätten, oder nur den erſten Erfolg abwarteten, um von dem Ko- rinthiſchen Bunde abzufallen, daß ſich ſo in Griechenland ein Um- ſturz der Verhältniſſe vorbereite, der die Macedonier bald genug aus Aſien zurückzukehren zwingen werde. So glaubte Darius hof- fen zu dürfen, daß das Ende ſeines Unglücks nicht mehr fern ſei 60).
Und ſchon nahete Alexander; Parätacene, die Landſchaft zwi- ſchen Perſis und Medien, hatte ſich unterworfen und Oxathres, den Sohn des Suſianiſchen Satrapen Abulites, zum Satrapen er- halten; auf die Nachricht, daß Darius unter den Mauern von Ek- batana, an der Spitze eines bedeutenden Heeres von Baktrianern, Griechen, Scythen, Kaduſiern das Macedoniſche Heer erwarten werde, eilte Alexander, den Feinden möglichſt bald zu begegnen; er ließ, um deſto ſchneller fortzukommen, die Bagage mit ihrer Be- deckung zurück und betrat nach zwölf Tagen das Mediſche Gebiet; da erfuhr er, daß weder Kaduſier noch Scythen, die Darius er- wartet, eingetroffen ſeien, daß Darius, um ein entſcheidendes Zu- ſammentreffen zu verzögern, ſich bereits zum Rückzuge nach den Kaspiſchen Päſſen, wohin die Weiber, Wagen und Feldgeräthe ſchon vorausgegangen ſeien, anſchicke. Doppelt eilte Alexander, er wollte Darius ſelbſt in ſeiner Gewalt haben, um allem weiteren Kampfe um den Perſerthron ein Ende zu machen. Da kam, drei Tage- reiſen vor Ekbatana, Biſthanes, des Königs Ochus Sohn, einer von denen, die dem König Darius bis dahin gefolgt waren, ins Macedoniſche Feldlager; er beſtätigte das Gerücht von Darius Flucht; ſeit fünf Tagen ſei er aus Ekbatana, er habe die Schätze Mediens, etwa ſiebentauſend Talente, mit ſich genommen, ein Heer von ſechstauſend Mann Fußvolk und dreitauſend Pferden ſei
60) Der Weg, den Alexander nahm, führte wohl durch den Paß von Ourtchiny (Ousely III. p. 567. Megala sc. climax Plin. V. 26.) gen Isfahan oder Aspadana (cf. Ousely III. p. 5), welches die Re- ſidenz der Satrapie Parätacene geweſen zu ſein ſcheint; der weitere Weg nach Ekbatana oder Hamadan kann nicht viel von der heutigen Straße verſchieden geweſen ſein.
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die antimacedoniſche Parthei zu neuen Verſuchen angefeuert habe,
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hätten, oder nur den erſten Erfolg abwarteten, um von dem Ko-
rinthiſchen Bunde abzufallen, daß ſich ſo in Griechenland ein Um-
ſturz der Verhältniſſe vorbereite, der die Macedonier bald genug
aus Aſien zurückzukehren zwingen werde. So glaubte Darius hof-
fen zu dürfen, daß das Ende ſeines Unglücks nicht mehr fern
ſei 60).
Und ſchon nahete Alexander; Parätacene, die Landſchaft zwi-
ſchen Perſis und Medien, hatte ſich unterworfen und Oxathres,
den Sohn des Suſianiſchen Satrapen Abulites, zum Satrapen er-
halten; auf die Nachricht, daß Darius unter den Mauern von Ek-
batana, an der Spitze eines bedeutenden Heeres von Baktrianern,
Griechen, Scythen, Kaduſiern das Macedoniſche Heer erwarten
werde, eilte Alexander, den Feinden möglichſt bald zu begegnen; er
ließ, um deſto ſchneller fortzukommen, die Bagage mit ihrer Be-
deckung zurück und betrat nach zwölf Tagen das Mediſche Gebiet;
da erfuhr er, daß weder Kaduſier noch Scythen, die Darius er-
wartet, eingetroffen ſeien, daß Darius, um ein entſcheidendes Zu-
ſammentreffen zu verzögern, ſich bereits zum Rückzuge nach den
Kaspiſchen Päſſen, wohin die Weiber, Wagen und Feldgeräthe ſchon
vorausgegangen ſeien, anſchicke. Doppelt eilte Alexander, er wollte
Darius ſelbſt in ſeiner Gewalt haben, um allem weiteren Kampfe
um den Perſerthron ein Ende zu machen. Da kam, drei Tage-
reiſen vor Ekbatana, Biſthanes, des Königs Ochus Sohn, einer
von denen, die dem König Darius bis dahin gefolgt waren, ins
Macedoniſche Feldlager; er beſtätigte das Gerücht von Darius
Flucht; ſeit fünf Tagen ſei er aus Ekbatana, er habe die Schätze
Mediens, etwa ſiebentauſend Talente, mit ſich genommen, ein
Heer von ſechstauſend Mann Fußvolk und dreitauſend Pferden ſei
60) Der Weg, den Alexander nahm, führte wohl durch den Paß
von Ourtchiny (Ousely III. p. 567. Megala sc. climax Plin. V. 26.)
gen Isfahan oder Aspadana (cf. Ousely III. p. 5), welches die Re-
ſidenz der Satrapie Parätacene geweſen zu ſein ſcheint; der weitere
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/266>, abgerufen am 22.11.2024.
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