Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].wolken, die bald, ein Geschenk der Jahreszeit, wiederholentlich Er- Alexander war überrascht von der Heiterkeit dieses heiligen 10) Nach Ptolemäus zwei Schlangen. Uebrigens leidet dies Wunder nicht weiter an Unnatürlichkeit, da es in der Oase wirklich auch Raben giebt. 11) Plut. Diod. XVII. 51. Callisthenes apd. Strab. XVII. 459. 12) Aristobul sagt, Alexander sei auf
dem früheren Wege zurückgekehrt; Ptolemäus, der spätere König Aegyptens, dagegen, er habe den geraden Weg nach Memphis einge- schlagen. Trotz der unklaren Kritik Barbies ist letztere Angabe wohl richtiger, da der Umweg über Parätonium und Alexandria jetzt, nach dem Vertrage mit Cyrene, keinen Zweck mehr gehabt hätte. wolken, die bald, ein Geſchenk der Jahreszeit, wiederholentlich Er- Alexander war überraſcht von der Heiterkeit dieſes heiligen 10) Nach Ptolemäus zwei Schlangen. Uebrigens leidet dies Wunder nicht weiter an Unnatürlichkeit, da es in der Oaſe wirklich auch Raben giebt. 11) Plut. Diod. XVII. 51. Callisthenes apd. Strab. XVII. 459. 12) Ariſtobul ſagt, Alexander ſei auf
dem früheren Wege zurückgekehrt; Ptolemäus, der ſpätere König Aegyptens, dagegen, er habe den geraden Weg nach Memphis einge- ſchlagen. Trotz der unklaren Kritik Barbiés iſt letztere Angabe wohl richtiger, da der Umweg über Parätonium und Alexandria jetzt, nach dem Vertrage mit Cyrene, keinen Zweck mehr gehabt hätte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0228" n="214"/> wolken, die bald, ein Geſchenk der Jahreszeit, wiederholentlich Er-<lb/> quickung gaben, galten für eine Wundergabe des Gottes in der<lb/> Wüſte. So zog man weiter; keine Spur bezeichnete den Weg,<lb/> und die niedrigen Dünen in dieſem Sandmeer, die mit jedem<lb/> Winde Ort und Form wechſeln, vermehrten nur die Verwirrung<lb/> der Führer, die ſchon die Richtung zur Oaſe nicht mehr zu finden<lb/> wußten; — da zeigten ſich an der Spitze des Zuges ein Paar Ra-<lb/> ben <note place="foot" n="10)">Nach Ptolemäus zwei Schlangen. Uebrigens leidet dies<lb/> Wunder nicht weiter an Unnatürlichkeit, da es in der Oaſe wirklich<lb/> auch Raben giebt.</note>, ſie erſchienen wie Boten des Gottes, und Alexander be-<lb/> fahl, im Vertrauen auf den Gott, ihnen zu folgen. Mit lautem<lb/> Krähen flogen ſie vorauf, ſie raſteten mit dem Zuge, ſie flatterten<lb/> weiter, wenn das Heer weiter zog. Endlich zeigten ſich die Wipfel<lb/> der Palmen und die ſchöne Oaſe des Ammon Zeus empfing den<lb/> Zug des Königs.</p><lb/> <p>Alexander war überraſcht von der Heiterkeit dieſes heiligen<lb/> Bezirkes, der, reich an Oliven und Datteln, an kryſtalliſchem<lb/> Salz und heilſamen Quellen, von der Natur zu dem frommen<lb/> Dienſte des Gottes und dem ſtillen Leben ſeiner Prieſter beſtimmt<lb/> ſchien. Als der König darauf das Orakel zu hören verlangte, be-<lb/> grüßte der Aelteſte unter den Prieſtern ihn in dem Vorhofe des<lb/> Tempels, gebot dann ſeinen Begleitern allen, draußen zu verweilen,<lb/> und führte ihn in die Zelle des Gottes. Nach einer kleinen Weile<lb/> kam Alexander heiteren Angeſichtes zurück und verſicherte, die Ant-<lb/> wort ſei ganz nach ſeinem Wunſche ausgefallen. Daſſelbe wieder-<lb/> holte er in dem Briefe an ſeine Mutter: wenn er ſie wiederſähe<lb/> bei ſeiner Rückkehr, wolle er ihr die geheimen Orakel, die er em-<lb/> pfangen, mittheilen <note place="foot" n="11)"><hi rendition="#aq">Plut. Diod. XVII. 51. Callisthenes<lb/> apd. Strab. XVII.</hi> 459.</note>. Dann beſchenkte er den Tempel und die<lb/> gaſtfreundlichen Bewohner der Oaſe auf das reichlichſte, und kehrte<lb/> nach Memphis in Aegypten zurück <note place="foot" n="12)">Ariſtobul ſagt, Alexander ſei auf<lb/> dem früheren Wege zurückgekehrt; Ptolemäus, der ſpätere König<lb/> Aegyptens, dagegen, er habe den geraden Weg nach Memphis einge-<lb/> ſchlagen. Trotz der unklaren Kritik Barbi<hi rendition="#aq">é</hi>s iſt letztere Angabe wohl<lb/> richtiger, da der Umweg über Parätonium und Alexandria jetzt, nach<lb/> dem Vertrage mit Cyrene, keinen Zweck mehr gehabt hätte.</note>.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0228]
wolken, die bald, ein Geſchenk der Jahreszeit, wiederholentlich Er-
quickung gaben, galten für eine Wundergabe des Gottes in der
Wüſte. So zog man weiter; keine Spur bezeichnete den Weg,
und die niedrigen Dünen in dieſem Sandmeer, die mit jedem
Winde Ort und Form wechſeln, vermehrten nur die Verwirrung
der Führer, die ſchon die Richtung zur Oaſe nicht mehr zu finden
wußten; — da zeigten ſich an der Spitze des Zuges ein Paar Ra-
ben 10), ſie erſchienen wie Boten des Gottes, und Alexander be-
fahl, im Vertrauen auf den Gott, ihnen zu folgen. Mit lautem
Krähen flogen ſie vorauf, ſie raſteten mit dem Zuge, ſie flatterten
weiter, wenn das Heer weiter zog. Endlich zeigten ſich die Wipfel
der Palmen und die ſchöne Oaſe des Ammon Zeus empfing den
Zug des Königs.
Alexander war überraſcht von der Heiterkeit dieſes heiligen
Bezirkes, der, reich an Oliven und Datteln, an kryſtalliſchem
Salz und heilſamen Quellen, von der Natur zu dem frommen
Dienſte des Gottes und dem ſtillen Leben ſeiner Prieſter beſtimmt
ſchien. Als der König darauf das Orakel zu hören verlangte, be-
grüßte der Aelteſte unter den Prieſtern ihn in dem Vorhofe des
Tempels, gebot dann ſeinen Begleitern allen, draußen zu verweilen,
und führte ihn in die Zelle des Gottes. Nach einer kleinen Weile
kam Alexander heiteren Angeſichtes zurück und verſicherte, die Ant-
wort ſei ganz nach ſeinem Wunſche ausgefallen. Daſſelbe wieder-
holte er in dem Briefe an ſeine Mutter: wenn er ſie wiederſähe
bei ſeiner Rückkehr, wolle er ihr die geheimen Orakel, die er em-
pfangen, mittheilen 11). Dann beſchenkte er den Tempel und die
gaſtfreundlichen Bewohner der Oaſe auf das reichlichſte, und kehrte
nach Memphis in Aegypten zurück 12).
10) Nach Ptolemäus zwei Schlangen. Uebrigens leidet dies
Wunder nicht weiter an Unnatürlichkeit, da es in der Oaſe wirklich
auch Raben giebt.
11) Plut. Diod. XVII. 51. Callisthenes
apd. Strab. XVII. 459.
12) Ariſtobul ſagt, Alexander ſei auf
dem früheren Wege zurückgekehrt; Ptolemäus, der ſpätere König
Aegyptens, dagegen, er habe den geraden Weg nach Memphis einge-
ſchlagen. Trotz der unklaren Kritik Barbiés iſt letztere Angabe wohl
richtiger, da der Umweg über Parätonium und Alexandria jetzt, nach
dem Vertrage mit Cyrene, keinen Zweck mehr gehabt hätte.
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