nen Fußes durch das Meer geführt habe 53); der König selbst schrieb an seine Mutter nichts als die einfachen Worte: er habe sich durch die Pamphylische Leiter, so nannte man die Bergabhänge dort, einen Weg gebahnt, und sei von Phaselis aus hindurch- gezogen 54).
So rückte Alexander in den Küstensaum der Landschaft Pisi- dien, der in der Regel Pamphylien genannt wird, mit seinem Heere ein; diese Küstenlandschaft erstreckt sich, vom Taurusgebirge im Norden begränzt, bis jenseits der Stadt Side, wo das Gebirge sich dicht an die Küste drängt, um sich nordöstlich über Cilicien, der ersten Landschaft jenseit des Taurus, hinzuziehen, dergestalt, daß Alexander mit der Besetzung Pamphyliens die Unterwerfung der Seeküste diesseit des Taurus beendet nennen konnte. Perge, der Schlüssel zum Uebergang über die Gebirge und zu den inneren Landschaften, ergab sich, die Stadt Aspendus schickte bevollmäch- tigte Gesandte an den König, um sich bereit zur Uebergabe zu er- klären, zugleich aber zu bitten, keine Macedonische Besatzung ein- nehmen zu dürfen, eine Bitte, die Alexander unter der Bedingung gewährte, daß Aspendus außer der Unterhaltung einer bestimmten Anzahl Pferde, wodurch sie dem Perserkönige ihren Tribut abge- tragen, noch funfzig Talente zur Löhnung seiner Soldaten zahlen sollte. Er selbst brach nach Side auf, der Grenzstadt Pamphyliens, zugleich der letzten Hellenischen Kolonie auf der Küste Kleinasiens; denn die Siditen nannten ihre Stadt von Kymäern aus Aeolis gegründet; aber die Sprache ihrer Heimath hatten sie seit ihrer Ankunft vergessen, ein trauriges Mittelding zwischen Griechischer Bildung und Barbarischer Entartung. Alexander ließ in ihrer Stadt eine Besatzung zurück, die, so wie die gesammte Küste der Pamphylischen Bucht unter Nearchus Oberbefehl 55) gestellt wurde. Darauf trat Alexander den Rückweg nach Perge an; umsonst ver- suchte er die mit einer Besatzung von Landeseingeborenen und frem- den Söldlingen versehene Bergfestung Syllion 56) zu überrumpeln;
53)Appian. de bell. civil. II. 119. Joseph. ant. II. extrem.
54)Plut. Alex. 17. Strab.
55)Arrian. III. 6.
56) Die Lage dieser Festung ergiebt sich nach Arrian zwischen Side und As- pendus; Mannerts Ergänzung bei Strabo XIV. 983. (281 ed. T.) ist höchst zweifelhaft.
nen Fußes durch das Meer geführt habe 53); der König ſelbſt ſchrieb an ſeine Mutter nichts als die einfachen Worte: er habe ſich durch die Pamphyliſche Leiter, ſo nannte man die Bergabhänge dort, einen Weg gebahnt, und ſei von Phaſelis aus hindurch- gezogen 54).
So rückte Alexander in den Küſtenſaum der Landſchaft Piſi- dien, der in der Regel Pamphylien genannt wird, mit ſeinem Heere ein; dieſe Küſtenlandſchaft erſtreckt ſich, vom Taurusgebirge im Norden begränzt, bis jenſeits der Stadt Side, wo das Gebirge ſich dicht an die Küſte drängt, um ſich nordöſtlich über Cilicien, der erſten Landſchaft jenſeit des Taurus, hinzuziehen, dergeſtalt, daß Alexander mit der Beſetzung Pamphyliens die Unterwerfung der Seeküſte dieſſeit des Taurus beendet nennen konnte. Perge, der Schlüſſel zum Uebergang über die Gebirge und zu den inneren Landſchaften, ergab ſich, die Stadt Aspendus ſchickte bevollmäch- tigte Geſandte an den König, um ſich bereit zur Uebergabe zu er- klären, zugleich aber zu bitten, keine Macedoniſche Beſatzung ein- nehmen zu dürfen, eine Bitte, die Alexander unter der Bedingung gewährte, daß Aspendus außer der Unterhaltung einer beſtimmten Anzahl Pferde, wodurch ſie dem Perſerkönige ihren Tribut abge- tragen, noch funfzig Talente zur Löhnung ſeiner Soldaten zahlen ſollte. Er ſelbſt brach nach Side auf, der Grenzſtadt Pamphyliens, zugleich der letzten Helleniſchen Kolonie auf der Küſte Kleinaſiens; denn die Siditen nannten ihre Stadt von Kymäern aus Aeolis gegründet; aber die Sprache ihrer Heimath hatten ſie ſeit ihrer Ankunft vergeſſen, ein trauriges Mittelding zwiſchen Griechiſcher Bildung und Barbariſcher Entartung. Alexander ließ in ihrer Stadt eine Beſatzung zurück, die, ſo wie die geſammte Küſte der Pamphyliſchen Bucht unter Nearchus Oberbefehl 55) geſtellt wurde. Darauf trat Alexander den Rückweg nach Perge an; umſonſt ver- ſuchte er die mit einer Beſatzung von Landeseingeborenen und frem- den Söldlingen verſehene Bergfeſtung Syllion 56) zu überrumpeln;
53)Appian. de bell. civil. II. 119. Joseph. ant. II. extrem.
54)Plut. Alex. 17. Strab.
55)Arrian. III. 6.
56) Die Lage dieſer Feſtung ergiebt ſich nach Arrian zwiſchen Side und As- pendus; Mannerts Ergänzung bei Strabo XIV. 983. (281 ed. T.) iſt höchſt zweifelhaft.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0155"n="141"/>
nen Fußes durch das Meer geführt habe <noteplace="foot"n="53)"><hirendition="#aq">Appian. de bell. civil. II. 119. Joseph. ant. II. extrem.</hi></note>; der König ſelbſt<lb/>ſchrieb an ſeine Mutter nichts als die einfachen Worte: er habe<lb/>ſich durch die Pamphyliſche Leiter, ſo nannte man die Bergabhänge<lb/>
dort, einen Weg gebahnt, und ſei von Phaſelis aus hindurch-<lb/>
gezogen <noteplace="foot"n="54)"><hirendition="#aq">Plut. Alex. 17. Strab.</hi></note>.</p><lb/><p>So rückte Alexander in den Küſtenſaum der Landſchaft Piſi-<lb/>
dien, der in der Regel Pamphylien genannt wird, mit ſeinem Heere<lb/>
ein; dieſe Küſtenlandſchaft erſtreckt ſich, vom Taurusgebirge im<lb/>
Norden begränzt, bis jenſeits der Stadt Side, wo das Gebirge<lb/>ſich dicht an die Küſte drängt, um ſich nordöſtlich über Cilicien,<lb/>
der erſten Landſchaft jenſeit des Taurus, hinzuziehen, dergeſtalt, daß<lb/>
Alexander mit der Beſetzung Pamphyliens die Unterwerfung der<lb/>
Seeküſte dieſſeit des Taurus beendet nennen konnte. Perge, der<lb/>
Schlüſſel zum Uebergang über die Gebirge und zu den inneren<lb/>
Landſchaften, ergab ſich, die Stadt Aspendus ſchickte bevollmäch-<lb/>
tigte Geſandte an den König, um ſich bereit zur Uebergabe zu er-<lb/>
klären, zugleich aber zu bitten, keine Macedoniſche Beſatzung ein-<lb/>
nehmen zu dürfen, eine Bitte, die Alexander unter der Bedingung<lb/>
gewährte, daß Aspendus außer der Unterhaltung einer beſtimmten<lb/>
Anzahl Pferde, wodurch ſie dem Perſerkönige ihren Tribut abge-<lb/>
tragen, noch funfzig Talente zur Löhnung ſeiner Soldaten zahlen<lb/>ſollte. Er ſelbſt brach nach Side auf, der Grenzſtadt Pamphyliens,<lb/>
zugleich der letzten Helleniſchen Kolonie auf der Küſte Kleinaſiens;<lb/>
denn die Siditen nannten ihre Stadt von Kymäern aus Aeolis<lb/>
gegründet; aber die Sprache ihrer Heimath hatten ſie ſeit ihrer<lb/>
Ankunft vergeſſen, ein trauriges Mittelding zwiſchen Griechiſcher<lb/>
Bildung und Barbariſcher Entartung. Alexander ließ in ihrer<lb/>
Stadt eine Beſatzung zurück, die, ſo wie die geſammte Küſte der<lb/>
Pamphyliſchen Bucht unter Nearchus Oberbefehl <noteplace="foot"n="55)"><hirendition="#aq">Arrian. III.</hi> 6.</note> geſtellt wurde.<lb/>
Darauf trat Alexander den Rückweg nach Perge an; umſonſt ver-<lb/>ſuchte er die mit einer Beſatzung von Landeseingeborenen und frem-<lb/>
den Söldlingen verſehene Bergfeſtung Syllion <noteplace="foot"n="56)">Die<lb/>
Lage dieſer Feſtung ergiebt ſich nach Arrian zwiſchen Side und As-<lb/>
pendus; Mannerts Ergänzung bei <hirendition="#aq">Strabo XIV. 983. (281 ed. T.)</hi><lb/>
iſt höchſt zweifelhaft.</note> zu überrumpeln;<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[141/0155]
nen Fußes durch das Meer geführt habe 53); der König ſelbſt
ſchrieb an ſeine Mutter nichts als die einfachen Worte: er habe
ſich durch die Pamphyliſche Leiter, ſo nannte man die Bergabhänge
dort, einen Weg gebahnt, und ſei von Phaſelis aus hindurch-
gezogen 54).
So rückte Alexander in den Küſtenſaum der Landſchaft Piſi-
dien, der in der Regel Pamphylien genannt wird, mit ſeinem Heere
ein; dieſe Küſtenlandſchaft erſtreckt ſich, vom Taurusgebirge im
Norden begränzt, bis jenſeits der Stadt Side, wo das Gebirge
ſich dicht an die Küſte drängt, um ſich nordöſtlich über Cilicien,
der erſten Landſchaft jenſeit des Taurus, hinzuziehen, dergeſtalt, daß
Alexander mit der Beſetzung Pamphyliens die Unterwerfung der
Seeküſte dieſſeit des Taurus beendet nennen konnte. Perge, der
Schlüſſel zum Uebergang über die Gebirge und zu den inneren
Landſchaften, ergab ſich, die Stadt Aspendus ſchickte bevollmäch-
tigte Geſandte an den König, um ſich bereit zur Uebergabe zu er-
klären, zugleich aber zu bitten, keine Macedoniſche Beſatzung ein-
nehmen zu dürfen, eine Bitte, die Alexander unter der Bedingung
gewährte, daß Aspendus außer der Unterhaltung einer beſtimmten
Anzahl Pferde, wodurch ſie dem Perſerkönige ihren Tribut abge-
tragen, noch funfzig Talente zur Löhnung ſeiner Soldaten zahlen
ſollte. Er ſelbſt brach nach Side auf, der Grenzſtadt Pamphyliens,
zugleich der letzten Helleniſchen Kolonie auf der Küſte Kleinaſiens;
denn die Siditen nannten ihre Stadt von Kymäern aus Aeolis
gegründet; aber die Sprache ihrer Heimath hatten ſie ſeit ihrer
Ankunft vergeſſen, ein trauriges Mittelding zwiſchen Griechiſcher
Bildung und Barbariſcher Entartung. Alexander ließ in ihrer
Stadt eine Beſatzung zurück, die, ſo wie die geſammte Küſte der
Pamphyliſchen Bucht unter Nearchus Oberbefehl 55) geſtellt wurde.
Darauf trat Alexander den Rückweg nach Perge an; umſonſt ver-
ſuchte er die mit einer Beſatzung von Landeseingeborenen und frem-
den Söldlingen verſehene Bergfeſtung Syllion 56) zu überrumpeln;
53) Appian. de bell. civil. II. 119. Joseph. ant. II. extrem.
54) Plut. Alex. 17. Strab.
55) Arrian. III. 6.
56) Die
Lage dieſer Feſtung ergiebt ſich nach Arrian zwiſchen Side und As-
pendus; Mannerts Ergänzung bei Strabo XIV. 983. (281 ed. T.)
iſt höchſt zweifelhaft.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/155>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.