heerdschirmenden Zeus opferte er dem Schatten des Priamus, um dessen Zorn gegen Achills Geschlecht zu versöhnen, da Achilles Sohn den greisen König am heiligen Heerde erschlagen hatte. Vor al- lem aber ehrte er das Andenken seines großen Ahnen Achilles, er kränzte und salbte des Helden Grab, das Grab des Patroklus sein treuer Freund Hephästion; dann wurden Wettkämpfe und Spiele dem Helden gefeiert, den Alexander bald um nichts, als den Herold seiner Thaten beneiden sollte. Endlich gebot er Troja wieder her- zustellen, gab den Bürgern der neuen Stadt Freiheit und Immu- nität, und versprach ihrer noch weiter zu gedenken 22).
Nach diesen Festlichkeiten zog der König nach der Ebene von Arisbe, wo das übrige Heer, das unter Parmenions Führung 23) bei Abydos gelandet war, ein Lager bezogen hatte. Unverzüglich brach man auf, um den Feinden zu begegnen, von denen man wußte, daß sie etwa zwanzig Meilen ostwärts um Zeleia versam- melt waren. Der Marsch ging über Perkote nach Lampsakus; diese Stadt hatte sich bisher entschieden für das Persische Interesse ausgesprochen, und durch ihr Benehmen gegen Memnon und seine Söldner Alexanders gerechten Unwillen auf sich geladen; jetzt wußten die Bürger keine andere Rettung, als durch eine Gesandtschaft des Königs Gnade zu erflehen; an ihrer Spitze stand Anaximenes, der als wissenschaftlicher Mann berühmt, und bei König Philipp frü- her gern gesehen war; auf seine Fürbitte verzieh Alexander der Stadt 24).
Von Lampsakus aus rückte das Heer unweit der Küste weiter,
22) Die Citate zu diesen Sachen stehen bei Freinsheim suppl. Curt. II. 4.; cf. Boeckh corp. inscr. 1564. Uebrigens bezieht sich Strabo's anabanta meta ten niken natürlich auf den Zug nach dem oberen Asien, nicht auf einen zweiten Besuch in Troja, wie Wesseling sonderbarer Weise meint.
23) Es wird nicht auffallen, daß derselbe Parmenion noch kurz zuvor in Grynion commandirte. Das darum, da nur Diodor jene frühere Expedition erwähnt hat.
24)Paus. VI. 18. Suidas v. Alexander, so heißt es, schwur, das Entgegengesetzte von dem zu thun, was die Gesandten von Lampsakus bitten würden, worauf denn der Sophist ihn beschwor, die abtrünnige Stadt zu strafen.
heerdſchirmenden Zeus opferte er dem Schatten des Priamus, um deſſen Zorn gegen Achills Geſchlecht zu verſöhnen, da Achilles Sohn den greiſen König am heiligen Heerde erſchlagen hatte. Vor al- lem aber ehrte er das Andenken ſeines großen Ahnen Achilles, er kränzte und ſalbte des Helden Grab, das Grab des Patroklus ſein treuer Freund Hephäſtion; dann wurden Wettkämpfe und Spiele dem Helden gefeiert, den Alexander bald um nichts, als den Herold ſeiner Thaten beneiden ſollte. Endlich gebot er Troja wieder her- zuſtellen, gab den Bürgern der neuen Stadt Freiheit und Immu- nität, und verſprach ihrer noch weiter zu gedenken 22).
Nach dieſen Feſtlichkeiten zog der König nach der Ebene von Arisbe, wo das übrige Heer, das unter Parmenions Führung 23) bei Abydos gelandet war, ein Lager bezogen hatte. Unverzüglich brach man auf, um den Feinden zu begegnen, von denen man wußte, daß ſie etwa zwanzig Meilen oſtwärts um Zeleia verſam- melt waren. Der Marſch ging über Perkote nach Lampſakus; dieſe Stadt hatte ſich bisher entſchieden für das Perſiſche Intereſſe ausgeſprochen, und durch ihr Benehmen gegen Memnon und ſeine Söldner Alexanders gerechten Unwillen auf ſich geladen; jetzt wußten die Bürger keine andere Rettung, als durch eine Geſandtſchaft des Königs Gnade zu erflehen; an ihrer Spitze ſtand Anaximenes, der als wiſſenſchaftlicher Mann berühmt, und bei König Philipp frü- her gern geſehen war; auf ſeine Fürbitte verzieh Alexander der Stadt 24).
Von Lampſakus aus rückte das Heer unweit der Küſte weiter,
22) Die Citate zu dieſen Sachen ſtehen bei Freinsheim suppl. Curt. II. 4.; cf. Boeckh corp. inscr. 1564. Uebrigens bezieht ſich Strabo’s ἀναβάντα μετὰ τὴν νίκην natürlich auf den Zug nach dem oberen Aſien, nicht auf einen zweiten Beſuch in Troja, wie Weſſeling ſonderbarer Weiſe meint.
23) Es wird nicht auffallen, daß derſelbe Parmenion noch kurz zuvor in Grynion commandirte. Das darum, da nur Diodor jene frühere Expedition erwähnt hat.
24)Paus. VI. 18. Suidas v. Alexander, ſo heißt es, ſchwur, das Entgegengeſetzte von dem zu thun, was die Geſandten von Lampſakus bitten würden, worauf denn der Sophiſt ihn beſchwor, die abtrünnige Stadt zu ſtrafen.
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heerdſchirmenden Zeus opferte er dem Schatten des Priamus, um
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lem aber ehrte er das Andenken ſeines großen Ahnen Achilles, er
kränzte und ſalbte des Helden Grab, das Grab des Patroklus ſein
treuer Freund Hephäſtion; dann wurden Wettkämpfe und Spiele
dem Helden gefeiert, den Alexander bald um nichts, als den Herold
ſeiner Thaten beneiden ſollte. Endlich gebot er Troja wieder her-
zuſtellen, gab den Bürgern der neuen Stadt Freiheit und Immu-
nität, und verſprach ihrer noch weiter zu gedenken 22).
Nach dieſen Feſtlichkeiten zog der König nach der Ebene von
Arisbe, wo das übrige Heer, das unter Parmenions Führung 23)
bei Abydos gelandet war, ein Lager bezogen hatte. Unverzüglich
brach man auf, um den Feinden zu begegnen, von denen man
wußte, daß ſie etwa zwanzig Meilen oſtwärts um Zeleia verſam-
melt waren. Der Marſch ging über Perkote nach Lampſakus;
dieſe Stadt hatte ſich bisher entſchieden für das Perſiſche Intereſſe
ausgeſprochen, und durch ihr Benehmen gegen Memnon und ſeine
Söldner Alexanders gerechten Unwillen auf ſich geladen; jetzt wußten
die Bürger keine andere Rettung, als durch eine Geſandtſchaft des
Königs Gnade zu erflehen; an ihrer Spitze ſtand Anaximenes, der
als wiſſenſchaftlicher Mann berühmt, und bei König Philipp frü-
her gern geſehen war; auf ſeine Fürbitte verzieh Alexander der
Stadt 24).
Von Lampſakus aus rückte das Heer unweit der Küſte weiter,
22) Die Citate zu dieſen Sachen ſtehen bei Freinsheim suppl.
Curt. II. 4.; cf. Boeckh corp. inscr. 1564. Uebrigens bezieht ſich
Strabo’s ἀναβάντα μετὰ τὴν νίκην natürlich auf den Zug nach
dem oberen Aſien, nicht auf einen zweiten Beſuch in Troja, wie
Weſſeling ſonderbarer Weiſe meint.
23) Es wird nicht auffallen,
daß derſelbe Parmenion noch kurz zuvor in Grynion commandirte.
Das darum, da nur Diodor jene frühere Expedition erwähnt hat.
24) Paus. VI. 18. Suidas v. Alexander, ſo heißt es, ſchwur,
das Entgegengeſetzte von dem zu thun, was die Geſandten von
Lampſakus bitten würden, worauf denn der Sophiſt ihn beſchwor,
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/123>, abgerufen am 15.08.2024.
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