Winters 335 in Macedonien gemacht worden waren, ließen keinen Zweifel mehr obwalten, daß der gefürchtete Heereszug des Mace- donischen Königs mit dem nächsten Frühling begonnen werde. Deshalb erhielten die Satrapen Vorderasiens Befehl, mit ihren Heeren in die Gegend des Hellesponts vorzurücken und dem Ma- cedonier an der Schwelle Asiens die Spitze zu bieten, während zu- gleich die Phönicische und Cyprische Flotte aufgeboten wurde, nach den Hellenischen Gewässern zu eilen. Demnach versammelten sich die Heere der Satrapen, gegen zwanzigtausend Mann Persische, Medische, Baktrische, Hyrkanische Reuter in der Ebene von Zeleia am Aesopus; eben so viel 17) Griechische Schwerbewaffnete, theils Söldner, theils Kleinasiatische Griechen wurden zusammengezogen, und auf diese Weise ein Heer zusammengebracht, das, wie es der Erfolg zeigte, tapfer und groß genug war, um, gut geführt, den Feinden Widerstand zu leisten; aber der Großkönig hatte Nieman- den den Oberbefehl übertragen, sondern die gemeinschaftliche Bera- thung der Anführer sollte über den Gang der Unternehmungen ent- scheiden; es waren namentlich Arsites, Satrap von Phrygien am Pontus, der zunächst bedrohten Landschaft, Spithridates, Satrap von Lydien und Jonien, Atizyes, Satrap von Großphrygien, Arsames, Satrap von Cilicien, Mithrobarzanes, Hyparch von Kappadocien, der Perser Omares und der Rhodier Memnon, die Führer des Griechischen Fußvolks, und mehrere Persische Große 18). Unfehl- bar war unter diesen Memnon der bewährteste, wenn nicht der einzige Feldherr; doch als Grieche und Liebling des Königs verhaßt, hatte er im Kriegsrathe weniger Einfluß, als für die Persische Sache zu wünschen gewesen wäre.
Während dieser Rüstungen in Kleinasien war Alexander mit den seinigen so weit gediehen, daß er jetzt, mit Anbruch des Frühlings 334, den Zug gegen das Morgenland beginnen konnte. Nach vie- len und großen Festlichkeiten, namentlich der Feier der Olympien
17) So Arrian, und die Art der ersten Schlacht bestätigt seine Angabe vollkommen. Diodor nennt zehntausend Reuter und hundert- tausend Mann Fußvolk, Justin gar sechshunderttausend Mann.
18)Arrian II. 4. Diod. XVII. 19.
Winters 335 in Macedonien gemacht worden waren, ließen keinen Zweifel mehr obwalten, daß der gefürchtete Heereszug des Mace- doniſchen Königs mit dem nächſten Frühling begonnen werde. Deshalb erhielten die Satrapen Vorderaſiens Befehl, mit ihren Heeren in die Gegend des Hellesponts vorzurücken und dem Ma- cedonier an der Schwelle Aſiens die Spitze zu bieten, während zu- gleich die Phöniciſche und Cypriſche Flotte aufgeboten wurde, nach den Helleniſchen Gewäſſern zu eilen. Demnach verſammelten ſich die Heere der Satrapen, gegen zwanzigtauſend Mann Perſiſche, Mediſche, Baktriſche, Hyrkaniſche Reuter in der Ebene von Zeleia am Aeſopus; eben ſo viel 17) Griechiſche Schwerbewaffnete, theils Söldner, theils Kleinaſiatiſche Griechen wurden zuſammengezogen, und auf dieſe Weiſe ein Heer zuſammengebracht, das, wie es der Erfolg zeigte, tapfer und groß genug war, um, gut geführt, den Feinden Widerſtand zu leiſten; aber der Großkönig hatte Nieman- den den Oberbefehl übertragen, ſondern die gemeinſchaftliche Bera- thung der Anführer ſollte über den Gang der Unternehmungen ent- ſcheiden; es waren namentlich Arſites, Satrap von Phrygien am Pontus, der zunächſt bedrohten Landſchaft, Spithridates, Satrap von Lydien und Jonien, Atizyes, Satrap von Großphrygien, Arſames, Satrap von Cilicien, Mithrobarzanes, Hyparch von Kappadocien, der Perſer Omares und der Rhodier Memnon, die Führer des Griechiſchen Fußvolks, und mehrere Perſiſche Große 18). Unfehl- bar war unter dieſen Memnon der bewährteſte, wenn nicht der einzige Feldherr; doch als Grieche und Liebling des Königs verhaßt, hatte er im Kriegsrathe weniger Einfluß, als für die Perſiſche Sache zu wünſchen geweſen wäre.
Während dieſer Rüſtungen in Kleinaſien war Alexander mit den ſeinigen ſo weit gediehen, daß er jetzt, mit Anbruch des Frühlings 334, den Zug gegen das Morgenland beginnen konnte. Nach vie- len und großen Feſtlichkeiten, namentlich der Feier der Olympien
17) So Arrian, und die Art der erſten Schlacht beſtätigt ſeine Angabe vollkommen. Diodor nennt zehntauſend Reuter und hundert- tauſend Mann Fußvolk, Juſtin gar ſechshunderttauſend Mann.
18)Arrian II. 4. Diod. XVII. 19.
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Winters 335 in Macedonien gemacht worden waren, ließen keinen
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Deshalb erhielten die Satrapen Vorderaſiens Befehl, mit ihren
Heeren in die Gegend des Hellesponts vorzurücken und dem Ma-
cedonier an der Schwelle Aſiens die Spitze zu bieten, während zu-
gleich die Phöniciſche und Cypriſche Flotte aufgeboten wurde, nach
den Helleniſchen Gewäſſern zu eilen. Demnach verſammelten ſich
die Heere der Satrapen, gegen zwanzigtauſend Mann Perſiſche,
Mediſche, Baktriſche, Hyrkaniſche Reuter in der Ebene von Zeleia
am Aeſopus; eben ſo viel 17) Griechiſche Schwerbewaffnete, theils
Söldner, theils Kleinaſiatiſche Griechen wurden zuſammengezogen,
und auf dieſe Weiſe ein Heer zuſammengebracht, das, wie es der
Erfolg zeigte, tapfer und groß genug war, um, gut geführt, den
Feinden Widerſtand zu leiſten; aber der Großkönig hatte Nieman-
den den Oberbefehl übertragen, ſondern die gemeinſchaftliche Bera-
thung der Anführer ſollte über den Gang der Unternehmungen ent-
ſcheiden; es waren namentlich Arſites, Satrap von Phrygien am
Pontus, der zunächſt bedrohten Landſchaft, Spithridates, Satrap von
Lydien und Jonien, Atizyes, Satrap von Großphrygien, Arſames,
Satrap von Cilicien, Mithrobarzanes, Hyparch von Kappadocien,
der Perſer Omares und der Rhodier Memnon, die Führer des
Griechiſchen Fußvolks, und mehrere Perſiſche Große 18). Unfehl-
bar war unter dieſen Memnon der bewährteſte, wenn nicht der
einzige Feldherr; doch als Grieche und Liebling des Königs verhaßt,
hatte er im Kriegsrathe weniger Einfluß, als für die Perſiſche
Sache zu wünſchen geweſen wäre.
Während dieſer Rüſtungen in Kleinaſien war Alexander mit den
ſeinigen ſo weit gediehen, daß er jetzt, mit Anbruch des Frühlings
334, den Zug gegen das Morgenland beginnen konnte. Nach vie-
len und großen Feſtlichkeiten, namentlich der Feier der Olympien
17) So Arrian, und die Art der erſten Schlacht beſtätigt ſeine
Angabe vollkommen. Diodor nennt zehntauſend Reuter und hundert-
tauſend Mann Fußvolk, Juſtin gar ſechshunderttauſend Mann.
18) Arrian II. 4. Diod. XVII. 19.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/121>, abgerufen am 22.11.2024.
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